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Die Matlock-Affäre

Die Matlock-Affäre

Titel: Die Matlock-Affäre
Autoren: Robert Ludlum
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Anschließend kehrten sie entweder in Matlocks Apartment zurück oder fuhren nach Süden, nach Harford oder New Haven. Es gab natürlich Variationen. Häufig fuhren Matlock und die Ballantyne gemeinsam ins Wochenende und trugen sich irgendwo als Mann und Frau ein. Aber dieses Wochenende nicht. Das hatte man ihm bestätigt.
    Loring sah auf die Uhr. Es war zwölf Uhr vierzig, aber Matlock hielt sich nicht in seiner Wohnung auf. Die Zeit begann knapp zu werden. In ein paar Minuten erwartete man Loring an der Crescent Street. 217 Crescent. Dort sollte ein Kontakt stattfinden und dann sein zweiter Fahrzeugtausch.
    Er wußte, daß für ihn keine Notwendigkeit bestand, Matlock zu beobachten. Schließlich hatte er die Akte gründlich gelesen, sich Dutzende von Fotografien angesehen und sogar kurz mit Dr, Sealfont, dem Präsidenten von Carlyle, gesprochen. Nichtsdestoweniger hatte jeder Agent seine eigenen Arbeitsmethoden. Zu der seinen gehörte, daß er seine Objekte stundenlang beobachtete, ehe er den Kontakt herstellte. Einige Kollegen im Justizministerium behaupteten, daß ihm das ein Gefühl der Macht verliehe. Loring wußte nur, daß es ihm ein Gefühl des Vertrauens vermittelte.
    Matlocks Haustüre öffnete sich, und ein hochgewachsener Mann trat ins Freie. Er trug Khakihosen, Slipper und einen hellbraunen Rollkragenpullover. Loring sah, daß er einigermaßen gut aussah, scharfe Züge und ziemlich langes, blondes Haar hatte. Er vergewisserte sich, daß die Türe abgeschlossen war, setzte eine Sonnenbrille auf und ging um den Bürgersteig herum zu einem kleinen Parkplatz, wenigstens nahm Loring das an. Wenige Minuten später fuhr James Matlock in einem Triumph-Sportwagen aus der Einfahrt.
    Der Agent überlegte, daß sein Objekt wirklich ein angenehmes Leben zu führen schien. Ausreichendes Einkommen, keinerlei Verpflichtungen, Arbeit, die ihm Spaß machte, und sogar eine bequeme Beziehung zu einem attraktiven Mädchen.
    Loring überlegte, ob alles für James Barbour Matlock in drei Wochen noch genauso sein würde. Denn Matlocks Welt war im Begriff, in einen Abgrund gestürzt zu werden.

2
    Matlock drückte das Gaspedal seines Triumph bis zum Boden durch; der schnittige Wagen vibrierte, als der Tachometer zweiundsechzig Meilen pro Stunde erreichte. Nicht, daß er es eilig hatte - Pat Ballantyne würde nicht weggehen -, er war nur verärgert. Nun, eigentlich nicht verärgert, eher irritiert. Das war er gewöhnlich, wenn er von zu Hause angerufen worden war. Daran würde auch die Zeit nie etwas ändern. Auch Geld nicht, falls er je nennenswerte Beträge verdiente, die sein Vater für angemessen hielt. Was ihn so irritierte, war diese Herablassung. Und die wurde schlimmer, je älter sein Vater und seine Mutter wurden. Statt sich mit der Situation abzufinden, hackten sie beständig darauf herum. Sie bestanden darauf, daß er die nächsten Ferien in Scarsdale verbrachte, damit er und sein Vater täglich in die Stadt fahren konnten, um dort die Banken aufzusuchen, die Anwälte. Um sie auf das Unvermeidbare vorzubereiten, falls und wenn es je geschah.
    »... Es gibt eine ganze Menge, was du verdauen mußt, mein Sohn«, hatte sein Vater mit Grabesstimme gesagt. »Du bist ja nicht darauf vorbereitet, weißt du ...«
    »... Du bist alles, was uns noch bleibt, Liebling«, hatte seine Mutter mit spürbarem Schmerz in der Stimme gesagt.
    Matlock wußte, daß sie den Märtyrerabschied von dieser Welt genossen, auf den sie sich vorbereiteten. Sie hatten der Welt ihren Stempel aufgedrückt - zumindest hatte sein Vater das getan. Was ihn freilich immer wieder daran amüsierte, war, daß seine Eltern so stark wie Packesel waren und so gesund wie Wildpferde. Ohne Zweifel würden sie ihn um Jahrzehnte überleben.
    In Wahrheit war ihr Wunsch, ihn dort zu haben, viel stärker als der seine. So war es die letzten drei Jahre gewesen, seit Davids Tod. Vielleicht, dachte Matlock, als er vor Pats Apartment anhielt, wurzelte seine Gereizheit in seiner eigenen Schuld. Was David anging, hatte er nie seinen Frieden mit sich gemacht. Das würde er auch nie.
    Und er wollte auch seine Ferien nicht in Scarsdale verbringen. Er wollte die Erinnerungen nicht. Er hatte jetzt jemanden, der ihm half, die schrecklichen Jahre zu vergessen -die Jahre des Todes, ohne Liebe, die Jahre der Unschlüssigkeit. Er hatte versprochen, mit Pat nach St. Thomas zu fahren.
    Die Landgaststätte nannte sich Cheshire Cat. Sie war, wie der Name schon andeutete, sehr britisch. Das
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