Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Matlock-Affäre

Die Matlock-Affäre

Titel: Die Matlock-Affäre
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
Essen war ordentlich, die Drinks reichlich, alles Faktoren, die zur Beliebtheit des Lokales beitrugen. Sie hatten ihre zweite Bloody Mary intus und Roastbeef und Yorkshire-Pudding bestellt. In dem geräumigen Speisesaal hielten sich vielleicht ein Dutzend Paare und einige Familien auf. In der Ecke saß ein einzelner Mann, der die New York Times las. Er hatte die Seiten senkrecht gefaltet, so wie man es in der Eisenbahn tat.
    »Wahrscheinlich ein zorniger Vater, der hier auf seinen Sohn wartet, welcher sich vollaufen lassen möchte. Ich kenne den Typ. Solche Leute fahren jeden Tag im Scarsdale-Zug.«
    »Er ist zu entspannt.«
    »Die lernen es, innere Spannung zu verbergen. Das wissen nur ihre Apotheker. Das ganze Gelusil.«
    »Trotzdem gibt es immer äußere Zeichen, und er hat keine. Er sieht wirklich zufrieden aus. Du hast unrecht.«
    »Du kennst bloß Scarsdale nicht. Selbstzufriedenheit ist dort ein eingetragenes Markenzeichen. Ohne das kann man kein Haus kaufen.«
    »Weil wir schon davon reden, was wirst du jetzt machen? Ich finde wirklich, wir sollten St. Thomas streichen.«
    »Ich nicht. Der Winter war hart; wir haben uns ein wenig Sonne verdient. Außerdem sind sie sehr unvernünftig. Ich will gar nichts über die Matlock-Manipulationen lernen; das ist Zeitvergeudung. In dem unwahrscheinlichen Fall, daß sie je wirklich sterben, werden das andere übernehmen.«
    »Ich dachte, wir wären uns einig gewesen, daß das Ganze nur ein Vorwand ist. Die wollen dich eine Weile um sich haben. Ich finde es rührend, daß sie es so anpacken.«
    »Es ist gar nicht rührend; das ist ein typischer, durchsichtiger Versuch meines Vaters, mich zu bestechen ... Schau. Unser Bahnfahrer hat aufgegeben.« Der Mann mit der Zeitung leerte sein Glas und erklärte der Bedienung, daß er nichts zu essen bestellen würde. »Ich wette, er hat sich gerade die Haare und die Lederjacke seines Sohnes vorgestellt -vielleicht auch die nackten Füße - und dann hat er es mit der Angst bekommen.«
    »Ich glaube, du wünschst das dem armen Mann nur.«
    »Nein, ganz bestimmt nicht. Da bin ich zu mitfühlend. Ich kann nur den Ärger nicht ertragen, der immer mit dieser Auflehnung einhergeht. Ich schäme mich dann immer.«
    »Du bist ein sehr komischer Mann, Schütze Matlock«, sagte Pat und spielte damit auf Matlocks ruhmlose Militärlaufbahn an. »Wenn wir gegessen haben, möchte ich nach Hartford fahren. Dort wird ein guter Film gespielt.«
    »Oh, tut mir leid, das habe ich ganz vergessen. Das geht heute nicht ... Sealfont hat mich heute morgen angerufen, heute Abend soll eine Besprechung stattfinden. Er hat gesagt, es wäre wichtig.«
    »Worum geht es denn?«
    »Ich weiß nicht. Vielleicht gibt es Schwierigkeiten mit den Afrika-Studien. Dieser >Tom<, den ich mir von Howard geholt habe ... Ich glaube, er steht eine Spur rechts von Ludwig XIV.«
    Sie lächelte. »Wirklich, du bist schrecklich.«
    Matlock nahm ihre Hand.
    Die Residenz - das Wort Haus wäre hier unpassend gewesen -von Dr. Adrian Sealfont war angemessen imposant. Es handelte sich um eine große weiße Villa im Kolonialstil mit breiten Marmorstufen, die zu einer mächtigen Doppeltüre mit Reliefschnitzereien hinaufführten. Die Vorderseite des Gebäudes wurde über die ganze Breite von ionischen Säulen gesäumt. Bei Sonnenuntergang wurden im Rasen verteilte Scheinwerfer eingeschaltet.
    Matlock ging die Treppe hinauf und drückte den Klingelknopf. Dreißig Sekunden später wurde er von einem Hausmädchen eingelassen, die ihn durch die Halle in Dr. Sealfonts Bibliothek führte.
    Adrian Sealfont stand mit zwei anderen Männern mitten im Raum. Matlock war wie stets von der Persönlichkeit des Mannes beeindruckt. Er war knapp über sechs Fuß groß, hager, mit scharf geschnittenen Zügen, und strahlte eine Wärme aus, die alle erfaßte, die in seiner Nähe waren. Von ihm ging eine echte Bescheidenheit aus, die seinen brillanten Geist vor allen verbarg, die ihn nicht kannten. Matlock schätzte ihn ungemein.
    »Hello, James.« Sealfont streckte Matlock die Hand hin. »Mister Loring, darf ich Ihnen Dr. Matlock vorstellen?«
    »Wie geht es Ihnen? Tag, Sam.« Damit begrüßte Matlock den dritten Mann, Samuel Kressel, den Dekan von Carlyle.
    »Hello, Jim.«
    »Wir sind uns schon irgendwo begegnet, nicht wahr?« fragte Matlock und sah Loring an. »Ich versuche, mich zu erinnern.«
    »Das wäre mir sehr peinlich.«
    »Da wette ich!« lachte Kressel, dessen Sinn für Humor immer etwas beleidigend
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher