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ZEITLOS - Band 2 (German Edition)

ZEITLOS - Band 2 (German Edition)

Titel: ZEITLOS - Band 2 (German Edition)
Autoren: Edward Finnings
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21.05.2012; Montag; kurz nach Mitternacht/MEZ; Eckernförde-Grasholz; Privathaus
     
     
    Die türkise Meeresdünung unter ihnen war keineswegs so sanft und gleichmäßig, wie sie es bisher gewohnt waren. Schatten und weiße Wellenkämme blitzten in den aufgepeitschten Wassern unter ihnen. Die Stimme Coratschas war bei den tosenden Geräuschen kaum vernehmbar.
    Die ungewohnte Droge bewirkte wohl, dass sie zum ersten Male nicht nur ihre eigenen Schwingenspitzen, sondern auch die Geistkörper der anderen sehen konnten.
    War es wirklich sehen?
    Die Flugwesen, als die sie sich nun selbst und die anderen der Gruppe wahrnahmen, sahen unglaublich schön und vertraut aus, waren dennoch mit keinem irdischen Geschöpf vergleichbar. Stärke war in ihnen, Mut durchströmte ihre Energiebahnen, Zuversicht, Klarheit, Leichtigkeit, das waren die prägenden Begriffe, die ihnen ihr erweitertes Bewusstsein zu fühlen vorgab.. »Kommt mit mir! Folgt eurer Liebe! kommt! kommt!« Die Worte Coratschas wirkten wie ein Sog, der sie machtvoll voran zog.
    Die Szene wechselte:
    Die Wasser unter ihnen verschwanden nun unter immer dichter werdenden Nebeln. Ein Licht, der irdischen Sonne nicht unähnlich, aber bar jeder Kontur, wärmte ihre Rücken, umfloss ihre Körper, nahm sie in sich auf, war warm und schön und weich, war Liebe.
    Erneut wechselten die Eindrücke. Nun war es, als würde das Licht um sie herum anfangen zu schwingen, langsam erst, dann sich steigernd, bis es zuletzt ein heftiges, freudiges Vibrieren war, das ihre Körper gestaltlos machte, auflöste, aufnahm. Nun waren sie die Schwingung selbst, Schwingung, die hörbar wurde.
    War es hören?
    Es klang wie Musik, sie waren Musik, herrliche Musik. Unvermittelt tauchte vor ihnen eine graphitgraue Front, wie von einer Gewitterwolke auf. Sie tauchten lustvoll hinein und plötzlich gaukelte ihnen ihr überforderter Verstand vor, dass sie in einem wunderschönen Wald waren. Voller Gleichmäßigkeit standen Stämme mit Kugeln vor ihnen, sie schwebten hindurch, sahen das wunderbar gleichmäßige Gefüge und dann geschah es:
    Sie rammten eine der filigranen Strukturen, die wie poröses Glas zerbrach, und auf einmal stürzte um sie herum alle Struktur, alle Schönheit ein, verschüttete sie, drückte ihnen den Atem ab. Simons Schrei verhallte schaurig in der Unendlichkeit …
     
     
    Simon schrie wie am Spieß, schlug um sich, als würde er von Dämonen gehetzt. Lars sprang auf, um ihm zu helfen. Sie alle schüttelten sich, versuchten aus dem Traum zu erwachen, der so jäh endete. Die Kerzen um Corona de Luz waren bis auf einen kurzen Rest herunter gebrannt. Der Kristallschädel ruhte vor ihnen auf dem blauen Samt, mattmilchig, als wäre er mit hellem Rauch gefüllt. »Markus, halte seinen anderen Arm, er ist wie von Sinnen!« Markus begriff erst jetzt, dass er gemeint war. Er eilte Lars zu Hilfe.
       Zusammen hielten sie den um sich Schlagenden fest, während Edelgard versuchte, ihn durch Ohrfeigen und heftiges Anschreien zur Besinnung zu bringen. Simons Strampeln hörte auf, langsam schien sein panischer Blick aus endlosen, grauenvollen Weiten zurück zu kehren. Sein Atem ging stoßweise, seine Brust pumpte dabei so heftig wie die Blasebälge einer Kirchenorgel. Mit wirrem Blick schaute er nun von einem zum anderen. »Sind wir tot? Sagt doch, sind wir … tot?«, stammelte er.
    »Komm zu dir, Simon! Wir sind nicht tot. Wir sind in Markus' Wohnzimmer. Wir waren mit Coratscha unterwegs  auf Reisen – du stehst noch unter dem Einfluss der Droge. Alles wird gut«
    »Ein Albtraum… es war furchtbar, ich bin fast irre vor Angst … es war, als wäre ich in der Hölle gewesen … überall sah ich Furcht erregende Gesichter, die auf mich einbrüllten, und dann dieser Wald, der mich unter sich begrub, als wäre ich lebendig begraben …« Lautes Schluchzen schüttelte seinen Körper. Markus fühlte, wie Simons Körper schlaff zu werden drohte. Er schüttelte ihn. »Bleib wach, Simon! Es ist vorbei. Wir sind alle bei dir, beruhige dich!«
    Jetzt regte sich auch Kerstin, sie legte ihre Trommel beiseite, rieb sich die schmerzhaft verkrampften Hände. Ihre Zähne begannen heftig aufeinander zu schlagen. Birte nahm ihr Tuch und legte es der Freundin um die Schultern, drückte sie tröstend an sich. Edelgard ging und holte eine Flasche Wasser, die sie nun Simon an die Lippen setzte. Der trank mit willenlosen Schlucken. Sie gab die Flasche weiter. Sie tranken einer nach dem anderen, kühlten und
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