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Die Matlock-Affäre

Die Matlock-Affäre

Titel: Die Matlock-Affäre
Autoren: Robert Ludlum
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unterhielten separate Wohnungen, waren aber nach den Akten liiert. Soweit festzustellen war, stand jedoch keine Verehelichung bevor. Das Mädchen war damit beschäftigt, ihre Doktorarbeit in Archäologie abzuschließen, anschließend erwarteten sie ein Dutzend Stipendien. Stipendien, die in ferne Länder und zu unbekannten Fakten führten. Patricia Ballantyne war nicht der Typ, der heiratete; wenigstens nicht nach Ansicht der Datenbanken.
    Aber wie stand es um Matlock? überlegte Ralph Loring. Was entnahm er den Fakten? Wie konnten sie seine Wahl rechtfertigen?
    Das konnten sie nicht. Unmöglich. Nur ein ausgebildeter Profi konnte den Forderungen der gegenwärtigen Lage gerecht werden. Die Probleme waren viel zu kompliziert, wimmelten für einen Amateur geradezu von Fußangeln.
    Die schreckliche Ironie daran war, daß dieser Matlock, wenn er Fehler machte und in diesen Fußangeln hängenblieb, viel mehr und viel schneller erreichen konnte als jeder Profi.
    Und dabei sein Leben verlieren.
    »Was veranlaßt Sie zu der Annahme, daß er akzeptieren wird?« Cranston näherte sich inzwischen Lorings Wohnung und begann neugierig zu werden.
    »Was? Entschuldigung, was haben Sie gesagt?«
    »Welches Motiv hat der Mann denn zu akzeptieren? Warum sollte er denn zusagen?«
    »Ein jüngerer Bruder. Zehn Jahre jünger, um es genau zu sagen. Die Eltern sind ziemlich alt. Sehr reich und sehr distanziert. Dieser Matlock gibt sich die Schuld.«
    »Wofür?«
    »Den Bruder. Er hat sich vor drei Jahren mit einer Überdosis Heroin umgebracht.«
    Ralph Loring steuerte seinen gemieteten Wagen langsam die breite, von Bäumen gesäumte Straße entlang, vorbei an den großen alten Häusern, die auf gepflegten Rasenflächen standen. Bei einigen handelte es sich um die Häuser von Verbindungen, aber davon gab es viel weniger, als es noch vor zehn Jahren gegeben hatte. Die gesellschaftliche Exklusivität der fünfziger und der frühen sechziger Jahre war am Schwinden. Einige der großen Gebäude trugen jetzt andere Namen. The House, Aquarius (natürlich), Afro-Commons, Warwick, Lumumba Hall.
    Die Carlyle-Universität von Connecticut war eine jener mittelgroßen >Prestige<-Anstalten, von denen NeuEngland wimmelt. Eine Verwaltung unter Leitung ihres brillanten Präsidenten Dr. Adrian Sealfont war dabei, dem College eine neue Struktur zu geben, und gab sich Mühe, es in die zweite Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts hinüberzuleiten. Es gab natürlich die unvermeidlichen Proteste, die Zahl der Bärte nahm zu und auch die der afrikanischen Seminare als Gegengewicht zu stillem Wohlstand, Club-Blazers und Segelregatten, die von ehemaligen Zöglingen der Anstalt finanziert wurden. Hardrock und Fakultätstänze suchten nach Möglichkeiten der Koexistenz.
    Während Loring sich das Universitätsgelände im hellen Frühlingssonnenlicht ansah, überlegte er, daß es kaum vorstellbar schien, daß eine solche Gemeinschaft wirkliche Probleme barg.
    Jedenfalls ganz sicher nicht das Problem, das ihn hierhergeführt hatte.
    Und doch war es so.
    Carlyle war eine Zeitbombe, die, wenn sie einmal detonierte, außergewöhnliche Opfer fordern würde. Und daß sie explodieren würde, war für Loring unvermeidbar. Was vorher geschah, war nicht vorauszusehen. Ihm oblag es, hier lenkend einzugreifen. Und James Barbour Matlock, B. A., M. A., Ph. D., war der Schlüssel dazu.
    Loring fuhr an dem attraktiven zweistöckigen Fakultätshaus vorbei, das vier Apartments enthielt, jedes mit separatem Eingang. Es galt als eines der besseren Fakultätshäuser und wurde gewöhnlich von jungen Familien bewohnt, die noch nicht ganz den Status erreicht hatten, dessen es bedurfte, um ein eigenes Haus zugewiesen zu bekommen. Matlocks Wohnung lag im Obergeschoß und blickte nach Westen.
    Loring fuhr um den Block herum und parkte auf der anderen Straßenseite vor Matlocks Türe. Er konnte nicht lange bleiben, er drehte sich immer wieder im Sitz herum und sah sich die Wagen und die Sonntagmorgenspaziergänger an und vergewisserte sich, daß er nicht seinerseits beobachtet wurde. Das war sehr wichtig. Am Sonntag pflegte der junge Professor, nach den Geheimdienstakten, bis Mittag Zeitung zu lesen. Dann fuhr er zum nördlichen Ende von Carlyle, wo Patricia Ballantyne in einem der Apartments wohnte, die man für graduierte Studenten bereit hielt. Das heißt, er fuhr dann zu ihr, wenn sie nicht die Nacht mit ihm verbracht hatte. Dann pflegten die beiden aufs Land zu fahren, um zu Mittag zu essen.
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