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Katie und der Dom

Katie und der Dom

Titel: Katie und der Dom
Autoren: Selena Kitt , Steffen Schulze
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    Alles begann mit Thomas Dunn und seinem Buch in der Bibliothek. Ihre beste Freundin Lori sagte ständig zu ihr: „Wenn es ihn nicht gegeben hätte, wärst du jetzt nicht so verrückt nach diesem ganzen BDSM-Zeug!“ Und damit hatte sie möglicherweise sogar recht. Es war der ruhige und höfliche Herr Dunn mit der altmodischen Brille und dem schütteren Haar, der in ihre Bibliothek gekommen war, um sich dort das „Handbuch der erotischen Fesselung” auszuleihen. Damit hatte er unwissentlich dieses unbändige Verlangen in ihr ausgelöst und sie auf eine lange und verworrene Reise geschickt, an deren Ende sich Katie nackt und unkontrolliert schluchzend auf ihren Knien wiederfand, während sie an einem Ballknebel würgte.
    Es waren seit jeher die Bücher, die Katie das Leben lehrten – sie kannte es nicht anders. Und sie nahm an, dass es den meisten Bibliothekaren ebenso erging. Zunächst besorgte sie sich ihr eigenes Exemplar des „Handbuchs der erotischen Fesselung”, doch das war erst der Anfang ihrer Reise. Rasch wandte sie sich aufreizenderen Regionen zu, die bei den Romanen von Anne Rice begannen, die natürlich unter einem Pseudonym geschrieben waren und dem Thema stets etwas Anrüchiges verliehen, und sich bis zur „Geschichte der O.” erstreckten.
    Sie konnte einfach nicht genug von den gebieterischen Doms, knallrot gespankten Hautpartien und raffinierten Fesseln bekommen, die sie mindestens genauso verrückt machten wie die Vorstellung, endlich die Hiebe einer Peitsche auf sich zu spüren, die sich wie Tausende brennende Nadelstiche anfühlen und wie unerbittlicher Regen auf das noch unberührte Terrain ihrer blassen Haut prasseln würden. Nacht für Nacht wälzte sie sich in ihren Laken herum und konnte nicht anders, als ihr ungestilltes Verlangen in die Dunkelheit hinaus zu schreien.
    Und dann entdeckte sie die BDSM-Webseiten. Zunächst suchte sie dort nur nach Informationen, doch immer öfter ertappte sie sich dabei, wie sie gezielt nach jemandem suchte, der ihr Verlangen stillen könnte. Möglicherweise wohnte zufällig nur ein paar Häuser oder Straßen von ihr entfernt ein passender Lehrmeister. Denn genau das war es, wonach Katie sich am meisten sehnte: nach allen Regeln der Kunst gelehrt und gezüchtigt zu werden. Auf ihren Knien würde sie die Befehle ihres Meisters empfangen und ausführen und sich dabei seinen Gelüsten vollständig ausliefern.
    Und als ihr Wunsch endlich in Erfüllung ging und sie gerade dabei war, zu ihrer ersten Verabredung mit Patrick aufzubrechen, warnte sie Lori mit dem wohl abgedroschensten aller Klischees: „Pass bloß auf, was du dir von ihm wünschst!“ Offenbar spukten auch in Loris Kopf jene Horrorgeschichten aus den Medien herum, dass sich hinter solchen Kleinanzeigen im Internet ausnahmslos Serienkiller und Psychopathen verbargen, die darüber ihr nächstes bereitwilliges Opfer suchten. Und Patrick warf sie natürlich gleich zusammen mit ihnen in einen Topf. Außerdem war Lori davon überzeugt, dass sich Katie bei dieser Verabredung wissentlich in Gefahr begab.
    Und wie sich herausstellte, sollte Lori damit recht behalten.
    Denn nachdem Katie nackt, gefesselt und geknebelt war, spürte sie plötzlich ein unerwartetes Gefühl in sich aufsteigen: Angst. Doch dieser Mann war kein Psychopath. Katie musste für ihn einen mehrseitigen Vertrag unterschreiben, sie hatten ein Kennwort vereinbart, gemeinsam den Ablauf der gesamten Spielszene ausgearbeitet und dabei auch besprochen, was genau er mit ihr anstellen und für sie tun würde. Trotzdem war Katie sich der Tatsache bewusst, dass sie sich damit nach wie vor einer gewissen Gefahr auslieferte. Sie befand sich in einem schalldichten Kellerraum mit dick gepolsterten Wänden – aber verdammt nochmal in einem adretten Vorstadthaus mit weiß gestrichenem Lattenzaun! Und Lori wusste Bescheid, wo sie sich aufhielt und aus welchem Grund. Notfalls hatte sie also immer noch einen rettenden Trumpf in der Hinterhand.
    Doch warum zitterte sie dann so vor Angst?
    Als Patrick damit begann, diverse Hilfsmittel von der Wand zu nehmen – darunter eine Gerte, eine Peitsche und weitere Gegenstände, die sie zuvor abgesprochen hatten – wurde sie sich ihres Fehlers schlagartig bewusst. Sie traute ihm nicht. Aus irgendeinem Grund traute sie diesem Mann nicht zu, dass er sie bis an den Punkt bringen konnte, den sie unbedingt erreichen wollte und musste. Genauer gesagt war sie sich sicher, dass er es nicht konnte, und dass alles,
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