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Die Macht

Die Macht

Titel: Die Macht
Autoren: Vince Flynn
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interessant waren. Irgendwann kamen ein paar Leute auf die schlaue Idee, sich auch ausländische Unternehmen vorzuknöpfen, die direkte Konkurrenten von US-Firmen waren. Die Informationen wurden beispielsweise an eine amerikanische Telekommunikationsfirma weitergegeben, die gegen eine französische Firma um einen lukrativen Auftrag kämpfte. Doch damit nicht genug; die NSA begann sich irgendwann auch über die Verbreitung von US-Technologie Gedanken zu machen, sodass im Rahmen von Echelon schließlich auch die Kommunikation von und nach Silicon Valley überwacht wurde. Als Vorsitzender des Geheimdienstausschusses im Senat bekam Senator Clark natürlich mit, was dabei entdeckt wurde. Die Informationen, die er bekam, waren für Leute wie Mark Ellis natürlich überaus wertvoll. Man erfuhr auf diese Weise, wer an welchen Projekten arbeitete und wann man damit rechnen konnte, dass ein bestimmtes Produkt auf den Markt kam. Ellis war nicht zuletzt dank dieser Informationen so steinreich geworden. Clark hatte auf diese Weise mitgeholfen, ein Monster heranzuzüchten, mit dem er nun irgendwie leben musste.
    Nachdem er eine Weile nachgedacht hatte, sagte Clark schließlich: »Es ist ja nicht meine Schuld, dass Echelon eingestellt wurde.«
    »Ihr Jungs hättet dieses Miststück beseitigen müssen, als sie zur Presse ging und alles auffliegen ließ.«
    Das »Miststück«, wie Ellis sich ausdrückte, war eine Mitarbeiterin der NSA, die irgendwann zu der Ansicht gelangte, dass es sich nicht gehörte, dass amerikanische Behörden die eigene Bevölkerung ausspionierten. »Mark, es macht nun mal kein sehr gutes Bild, wenn man Leute umbringt, nachdem sie sich an die Presse gewandt haben.«
    »Sie brauchen mich nicht zu belehren. Irgendeinen Weg hätte es sicher gegeben, das zu regeln.«
    »Wir haben alles versucht, das können Sie mir glauben«, erwiderte Clark zunehmend verärgert. »Wir haben sie als Vollidiotin hingestellt und die Medien so weit eingeschüchtert, dass kaum jemand die Geschichte brachte. Und es ist auch niemand von uns ins Gefängnis gewandert. Es ist nicht einmal zu einer Anklage gekommen. Ich würde sagen, wir haben die Sache noch ziemlich gut bereinigt; es hätte zu einer Katastrophe kommen können.«
    »Das Ganze ist eine Katastrophe!«, entgegnete Ellis trotzig. »Hören Sie mir denn nicht zu? Meine Aktien sind um vierzig Prozent gefallen. Meine Kunden verlieren langsam die Geduld.«
    Clark seufzte tief, legte Ellis eine Hand auf die Schulter und führte ihn wieder auf die Terrasse hinaus. »In zwei Jahren sind Ihre Aktien wieder ganz oben. In zehn Jahren werden sie doppelt so viel wert sein wie vor dem ganzen Schlamassel. Derzeit haben wir alle Verluste.«
    »Das hilft mir auch nicht weiter«, brummte Ellis frustriert, wenn auch ein wenig besänftigt. »Ich will, dass Echelon wieder anläuft. Und ich will einen CIA-Direktor, der mitspielt. Ich brauche Informationen.«
    Clark ließ die Hand auf der Schulter des Milliardärs ruhen, bis sie den Rand der Terrasse erreicht hatten. »Mark, ich werde Ihnen die Informationen beschaffen, die Sie brauchen. Ich verspreche es Ihnen.«
    »Und was ist mit Irene Kennedy? Sie haben doch gesagt, dass wir keinen Einfluss auf sie haben werden.«
    »Ich habe gesagt, dass es schwer wird, aber nicht, dass es unmöglich ist.« Er drückte Ellis’ Schulter und blickte auf das Meer hinaus, während er nachdachte, wie er das Problem lösen sollte. Es ging vor allem darum, jemanden dazu zu bringen, dass er die Dreckarbeit übernahm. Er selbst musste über diesen Dingen stehen. Er musste sich vor allem das Vertrauen des Präsidenten erhalten. Und dann, wenn alles so weit war, würde er zuschlagen.

2
    Maryland, Montagmorgen
    Mitch Rapp erwachte auf dem Bauch liegend. Er streckte die Hand nach Anna aus, doch sie war nicht da. Er war noch zu müde, um aufzustehen, und blieb einfach liegen. Seine linke Schulter fühlte sich unangenehm steif an – eine bleibende Erinnerung an eine Kugel, die ihn an dieser Stelle getroffen hatte. Mit seinen zweiunddreißig Jahren fühlte sich Rapp manchmal wie ein alter Mann. Er hatte seit dem Studium kaum einmal eine Pause eingelegt. Jahrelang hatte er wie ein Besessener gegen islamistische Terroristen gekämpft und versucht, so viele wie möglich von ihnen zu töten, bevor sie selbst irgendwelche Unschuldigen töten konnten, deren einziges Vergehen es war, dass sie nicht mit der pervertierten Auffassung des Islam übereinstimmten, die diese Fanatiker
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