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Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition)

Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition)

Titel: Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition)
Autoren: Mark Charan Newton
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geschossen, doch die Garudas blieben in der Luft und schwangen Randur mal hierhin, mal dorthin. Nur seine große Entschlossenheit bewahrte ihn davor, dass ihm speiübel wurde.
    Die Garudas landeten gleichzeitig auf der äußeren Mauer und ließen ihre Passagiere dort zurück. Wieder schwirrten Pfeile vorbei, als die Vogelmänner davonflogen und in der Stadtlandschaft oberhalb der tobenden Menge verschwanden.
    Und jetzt zum schwierigen Teil der Sache , dachte Randur, als er sich den verbliebenen Soldaten zuwandte.
    Ihm fiel auf, dass die Wächter Eir und Rika allein gelassen hatten. Denlin schoss immerfort von hinten, konnte gegen die Rüstungen der Soldaten aber wenig ausrichten. Also zog Randur sein Schwert und trat dem ersten Stadtwächter entgegen.
    Ihre klobigen Breitschwerter deuteten darauf hin, dass die Soldaten auf der schmalen Mauer unbeholfen agieren würden. Das ließ Randur zuversichtlich lächeln.
    Der erste machte einen Satz auf ihn zu, verfehlte ihn aber und traf klirrend den Boden, weil Randur blitzschnell zurückgewichen war. Im nächsten Moment jedoch riss der Mann aus Folke seine Klinge hoch und schlug dem Angreifer die Hand ab. Als der Soldat noch mit offenem Mund ungläubig auf seine Wunde starrte, trat Randur ihm in die Kniekehle und stieß ihn über die Mauerkante. Dann zog er mit der anderen Hand sein zweites Schwert und musterte die beiden Soldaten, die sich ihm nun näherten, argwöhnisch.
    Denlin schoss dem Rechten einen Pfeil ins Gesicht, und röchelnd stürzte der Getroffene in den Tod.
    »Danke, Den!«, rief Randur und verpasste seinem wild mit der Klinge fuchtelnden Kontrahenten mit kühnem Schwung einen Streich ins Gesicht. Als der Mann unwillkürlich die Hände an die blutende Wunde drückte, trat Randur ihn über die Außenkante der Mauer zu den Flüchtlingen hinunter.
    Von unten tönte Triumphgeschrei herauf.
    Denlin schoss einem weiteren Soldaten ins Gesicht, und dessen zurückschnellender Helm krachte gegen den Kopf eines Kameraden. Randur rammte seine Klinge weiter in jedes ungeschützte Stück Fleisch.
    Immer mehr Wächter stürzten von der Mauer in den Tod.
    Unten sammelten sich Soldaten, um die Unruhe in den Griff zu bekommen, doch dauernd brachten angeheuerte Schläger einzelne Wächter zu Fall und töteten sie. Bald wagten auch andere, die Soldaten zu treten und auf sie einzuschlagen und ihre lange unterdrückte Wut an den Machtsymbolen der Stadt auszulassen.
    Unterdessen sammelten sich weitere Truppen an der Tür, durch die man auf die Mauer kam. Die wenigen verbliebenen Soldaten näherten sich Randur vorsichtig und stießen nur widerstrebend mit dem Schwert nach ihm. Er nahm es jeweils mit zweien gleichzeitig auf und verließ sich nicht zuletzt auf das, was er aus den Augenwinkeln bemerkte. Ein paar schnelle, raffinierte Schwertstreiche. Gewandte Beinarbeit. Ein Pfeil von Denlin. Es war rasch vorbei.
    Randur blickte die Mauer entlang. Bis zu den Frauen waren es etwa fünfzig Schritte, und es gab keine Soldaten mehr, die sie aufhalten konnten.
    Sie rannten.
    »Rand!«, rief Eir erleichtert, und ihr braunes Gewand wehte wie eine Fahne im Wind.
    Er langte als Erster an und zerschnitt das Seil, mit dem sie an den Handgelenken gefesselt war, während Denlin ihre Schwester befreite. Dann reichte Randur Eir eins seiner Schwerter, und sie sah es an, als wüsste sie nicht, wozu es diente.
    »Ich hab dir beigebracht, wie man fechtet, nicht, wie man tötet«, keuchte Randur. »Aber viel schwerer ist das nicht, das versprech ich dir. Schaffst du das?«
    »Ja«, erwiderte Eir, ohne zu zögern, doch ihre Miene war tieferschrocken.
    Randur wies auf die Soldaten, die sich inzwischen über die Mauer näherten. »Die klobigen Schwerter schränken ihre Beweglichkeit ein – zu unserem Vorteil.«
    »Habt Ihr das organisiert?«, fragte Rika und zeigte auf den Tumult unter ihnen. Die Menge hatte die Soldaten überwältigt, und die Gewalt zog Kreise. Die ganze chaotische Szenerie hatte etwas Surreales und zeugte von der Kraft der Bevölkerung, der Kraft lange gewachsenen Unmuts. Was mit ein paar Dutzend Zankhähnen begonnen hatte, war zum Protest von Hunderten geworden: Die Stimmung in Villjamur wandelte sich vor ihren Augen und bekam etwas Zuversichtliches, das – wie in einer echten Demokratie – von den Bürgern ausging, nicht von den Regierenden. Solche Schreie und Rufe würde man bald auch in fernen Gegenden des Kaiserreichs vernehmen.
    »Das hat Den übernommen, jedenfalls zum
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