Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition)

Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition)

Titel: Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition)
Autoren: Mark Charan Newton
Vom Netzwerk:
Moment lang für schuldig gehalten. Zu so etwas war sie nicht fähig, und er kannte sie besser als fast jeder andere. Ihrer Schwester traute er das ebenso wenig zu. Alles sprach für eine Falle, doch er hatte keinerlei Einfluss auf die Situation. Leute, die so gut vernetzt waren und so viel Einfluss besaßen, konnte man nicht offen bekämpfen. Für ihn stellte sich nun die Frage, wie er Eir aus dem Gefängnis befreien konnte. Würde ihm das gelingen, wäre er von da an ein Gejagter – also musste auch er Villjamur verlassen und weit weg fliehen.
    Er klopfte an Denlins Tür und warf einen Blick auf das verfallende Gebäude. In dieser Stadt gab es Baustile, die er nicht fassen konnte, weil sie überraschend kompliziert oder erstaunlich einfach waren und sich Techniken bedienten, die die Handwerker der Gegenwart nicht kannten.
    Die Tür öffnete sich knarrend. »Wer, zum Henker, klopft denn um diese Zeit? Oh, Randy, Junge, was kann ich für dich tun? Du siehst aber angefressen aus.« Denlin stand im weißen Nachthemd da und winkte ihn herein.
    Schweigend trat Randur über die Schwelle und warf seine Taschen auf den Tisch. »Seid Ihr allein?«
    »Nein, einige der mannstollsten Frauen der Stadt halten mir das Bett warm«, brummte Denlin und schloss die Tür.
    Randur setzte sich an den Tisch.
    »Was ist denn los?« Denlin ließ sich ihm gegenüber nieder, goss sich ein Glas Wasser ein und forderte Randur mit einer Handbewegung auf, es ihm nachzutun. Der junge Mann schüttelte den Kopf.
    Dann öffnete er eine Tasche, zog die Börse heraus, die Eir ihm gegeben hatte, um Dartun Súr zu bezahlen, und runzelte zornbebend die Stirn. »Ihr müsst einige wirklich harte Kerle zusammentrommeln. Und Euch ein paar Schwerter besorgen.«
    Randur berichtete von den dramatischen Ereignissen auf dem Schnee-Ball und erklärte, was er vorhatte.
    »Eine verfahrene Lage«, stellte Denlin fest.
    »Oh ja! Aber könnt Ihr mir helfen? Seht mal, Den, ich brauche jetzt Eure Unterstützung – in großem Maßstab. Sehr wahrscheinlich ist es auch nötig, dass Ihr die Stadt mit mir verlasst, und ich weiß nicht, ob wir je zurückkehren. Sofern wir überleben. Wir werden uns mit der Stadtwache und dem Rat anlegen. Das wird nicht schön, aber … « Randur öffnete die Geldbörse und begann ihm den Inhalt vorzuzählen – alles in Jamún. Denlin pfiff leise durch die Zähne und bekam große Augen.
    »Ich weiß, dass ich viel verlange, doch das ist für Euch, falls Ihr mir aus der Patsche helft«, sagte Randur. »Es dürfte Euren Nichten während der Winterstarre ein recht auskömmliches Leben ermöglichen. Sie werden sich davon eine gute Ausbildung und anständiges Essen leisten können. Denn Ihr dürftet auf der Flucht wenig Verwendung dafür haben. Und vom Rest des Geldes müssen wir die besten Waffen und die besten Kämpfer bezahlen – eine Privatarmee, wenn Ihr so wollt. Möglichst die härtesten Kerle, Leute, die äußerst schlecht auf den Rat und seine Mitglieder zu sprechen sind.«
    »Die dürften nicht so schwer zu finden sein«, brummte Denlin. »Wie viele Männer brauchst du denn?«
    »So viele, wie sich davon kaufen lassen, einschließlich Gefahrenzulage. Es müssen auf jeden Fall genug Leute sein, um die Stadtwache zu überwältigen.«
    »Und ich soll hinterher mit euch fliehen?«
    »Ja, wir brauchen besonderen Schutz, und Ihr wart in jungen Jahren ein sagenhafter Bogenschütze.«
    »Das war ich, Junge.« Denlin bekam den ins Ferne gehenden Blick eines Mannes, der sich der Jugend erinnert, jener bittersüßen Zeiten, die nur er allein erforschen kann. »Von diesem Geld können die Mädchen jahrelang gut leben. Angesichts des Elends ringsum ist das eine seltene Gelegenheit. Um dein Mädchen zu retten, gibst du also jede Hoffnung auf, deiner Mutter zu helfen?«
    Randur konnte seine Antwort nicht vernünftig begründen. Es ging nicht darum, wen er mehr liebte, denn es handelte sich ja um verschiedene Arten der Liebe. Er wusste nur, dass er seiner Intuition zu folgen hatte. Vielleicht würde er das in Zukunft bereuen, doch er gehörte zu denen, die solche Entscheidungen spontan treffen. »Es war ohnehin ihr Geld«, raunte er und sah Denlin in die Augen. Dieser wechselseitige Blick war entscheidend. »Ich brauche Eure Hilfe.«
    »Du kannst auf mich zählen. In der Armee hab ich’s nie zum Helden gebracht; womöglich kann ich dafür meinen Mädchen ein Held sein. Bis wann muss ich die Jungs denn aufgetrieben haben?«
    »Bis spätestens morgen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher