Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition)

Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition)

Titel: Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition)
Autoren: Mark Charan Newton
Vom Netzwerk:
zu Macht durch Verschwiegenheit.
    Ein Mann in der Dunkelheit.
    Ist er das?
    Vielleicht war ihr Weg durch Folke zu offensichtlich gewesen. Es hatte geheißen, hier sei es hektisch, was ihr eine gewisse Deckung hatte verschaffen sollen. Bewegte sie sich durch leeren Raum, würde er sie rasch finden, falls er so gut war, wie sie annahm. Er würde sofort spüren, wo ihr Ausgangspunkt war, wittern, wohin sie sich aufgemacht hatte, und sie dort erwarten, um sie bewusstlos zu schlagen. Außerdem konnte man in einem Sprung nicht so weit reisen, jedenfalls nicht, wenn einem die Gegend unvertraut war – es sei denn, man riskierte, über dem Meer wieder aufzutauchen und im eisigen Wasser zu ertrinken.
    Relikte konnten einen nicht aus jeder Lage retten, weil das Leben einfach nicht so freundlich war.
    Ein Waffenklirren verriet, dass die Jamur-Soldaten die Stadt verließen, um sich für ihren Angriff an der Küste zu rüsten. Papus wand sich durch eine abebbende Flut von Einheimischen in ausgeblichener Kleidung und hätte sich gern in der Menge verloren. Solange ringsum noch Menschen waren, war sie sicher.
    Sie musste das Relikt nach Villjamur bringen und es den übrigen Mitgliedern ihres Ordens zeigen. Er wird es nicht bekommen , sagte sie sich – das war längst ein Mantra, das sie dauernd wiederholte, um sich einzureden, es handele sich um mehr als eine bloße Möglichkeit.
    Sie lief eine schmale Gasse zwischen zwei Holzhäusern entlang und unter einer Wäscheleine durch, hielt sich am Stadtrand Richtung Küste und wandte immer wieder rasch den Kopf, um zu sehen, ob er ihrem Schatten folgte.
    Im Hintergrund donnerte die Brandung.
    Hauptmann Brynd Lathraea von den Zweiten Dragonern der Jamur blinzelte durch die Dunkelheit auf den Wasserwall, der ans ferne Ufer Blortaths krachte. Seeschwalben flohen kreischend vor der Welle und stoben auseinander wie Samen, den ein Bauer aufs Feld wirft.
    Das war kein natürliches Ereignis.
    Ein, zwei Meter unter Brynd kauerte ein Mann mit Kapuze im flachen Wasser und hatte etwas in der Hand, das er regelmäßig ins Meer tauchte und wieder herauszog. Mitunter schloss er die Augen und wandte den Kopf zum Nachthimmel, als würde er die Welt auf ganz anderer Ebene wahrnehmen. Er war ein Mitglied des kleinen Natura-Ordens und Fachmann für den Einsatz von Instrumenten, die gewisse Aspekte der Natur veränderten. Brynd fuhr sich durchs weiße Haar. Mit einem Gerät und einer Methode, die der Hauptmann nie verstehen würde, warf der Kultist seltsame Wellen an Blortaths Küste, um die dortige Verteidigung zu schwächen, ehe die Zweiten und Dritten Dragoner in der Morgendämmerung angreifen würden.
    Der Einsatzbefehl war einfach:
    Landen.
    Die Streitkräfte unterstützen, die von Norden kommen.
    Alles abschlachten, was sich zeigt.
    In den größeren Siedlungen sollten alle gefangenen Froutan und Deltu hingerichtet werden. Um andere Stämme abzuhalten, sich gegen die Jamur-Truppen zu verbünden, hatte Kaiser Johynn befohlen, keine Stammesangehörigen am Leben zu lassen. Die Insel gehörte zum Kaiserreich, und zwar seit Jahren. Dieser Befehl – so sah es der Rat – machte auf sehr einfache Weise klar, dass Widerstand zwecklos war.
    Widersetzt euch nicht der Strategie des Kaiserreichs.
    Die Insel Folke war anders als Jokull. Sandbänke und Dünen erstreckten sich längs der Küste. Brynd stand auf der vordersten Düne, lange Gräser streiften seine Knie. Flechten bedeckten die da und dort verstreuten Felsen. Alles hier war etwas wilder als im zivilisierten Villjamur. Nur eine kurze Strecke mit dem Langschiff entfernt umwehte der dunkle Rauch der Warnfeuer Blortath. Ungesehen kreisten zwei Garudas über der Insel, und Brynd wurde langsam ungeduldig, was sie zu berichten hatten.
    Der Kultist ließ die Brandung stärker werden. Die Dünung nahm mehr und mehr zu; gischtende Wogen rollten heran; das Wasser ächzte geradezu unter dem Druck der sich immer mehr aufbauenden Flut, doch die Wellen brachen sich nicht, sondern türmten sich gegen alle Naturgesetze höher und höher. Mit fremdartigem Geräusch bauten sie sich schließlich zwischen den Inseln zu einer Mauer auf, verharrten seltsam in der Luft und fluteten als mächtige Woge auf Blortaths Küste zu.
    Brynd schlang sich den Umhang fester um den Leib und war froh, unter der Uniform ein zusätzliches Hemd zu tragen, obwohl seine neue Lederweste nun spannte.
    »Nach einem verdammten Gefecht sieht das nicht gerade aus, was?«
    Brynd wandte den Kopf, um zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher