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Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition)

Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition)

Titel: Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition)
Autoren: Mark Charan Newton
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Nachmittag. Der Rat will Eir und Rika bei Sonnenuntergang hinrichten.«
    Sie sammelten sich im ›Garudakopf‹ – sechsundfünfzig der rauesten Typen, die sich anheuern ließen. Der Wirt erwartete den lukrativsten Abend seiner Laufbahn, doch Randur hatte nur eine Runde spendiert. Klare Köpfe waren gefragt. Denlin begab sich in die Menge – ein Salonlöwe unter Abgestürzten. Es gab etwa zwanzig teils braun-, teils grauhäutige Rumel und vierunddreißig Menschen, deren Gesichter meist unter Kapuzen verborgen waren. Einige Schläger waren angeblich gar bei den Untergrundanarchisten. Waffen gab es in Hülle und Fülle. Denlin hatte sich zudem die Hilfe zweier aus Kaiserlichem Dienst entlassener Garudas sichern können und beherrschte zum Glück die Zeichensprache, auf die sie reagierten.
    Der alte Mann raunte mal dem, mal jenem Instruktionen zu und wies dabei ab und an auf Randur, der nervös von einem Bein aufs andere trat, sobald vernarbte Köpfe sich zu ihm umwandten. Er hatte bewusst darauf verzichtet, das restliche Bargeld mitzunehmen. Einen Teil des Lohns hatte es vorab gegeben, doch der ausstehende Betrag war an einem sicheren Ort verwahrt und würde erst nach erfolgreich erledigter Aufgabe ausgezahlt werden. Denlin hatte ihm das nahegelegt.
    Der Alte kletterte mühsam auf einen Tisch und klopfte an einen Zinnkrug, um die Aufmerksamkeit aller zu gewinnen. Es wurde nur widerwillig still. »Gut, Leute, ich hab die Details ja mit jedem von euch einzeln besprochen. Nun wird Randur ein paar Worte an euch richten.«
    Randur sprang mit tänzerischer Anmut auf den Tisch, denn ihm war klar, dass sechsundfünfzig Leute nach viel mehr aussahen, wenn man ihnen auf Augenhöhe gegenüberstand.
    Er räusperte sich. »Ihr kennt die Abmachung. Ich wette, sie ist den meisten von euch egal. Doch ich habe euch noch etwas zu sagen. Wir müssen zwei unschuldige Frauen aus den Fängen dieses widerlichen Rates retten, der seine Macht dazu missbraucht, euch seit Jahren in diesen Höhlen gefangen zu halten. Jetzt habt ihr Gelegenheit, diesen Arschgeigen eins überzuziehen und dafür auch noch Geld zu bekommen.«
    Die Männer jubelten. Das gefiel ihnen. Randur sah kurz zu Denlin rüber und lächelte ihm erleichtert zu.
    Dann erklärte er, was im Wesentlichen Denlins Strategie war. Der alte Mann kannte die Stadt besser und wusste, wie die Dinge und zumal öffentliche Hinrichtungen liefen. Es war kein glänzender, nicht einmal ein sonderlich durchdachter Plan, doch Randur hoffte, dass er aufging. Die Mitglieder des Rates würden jedenfalls keinen großen Widerstand leisten, da sie Politiker und keine Kämpfer waren.
    Es würde ein Gefecht zwischen Straßenschlägern und Soldaten geben, es würde hart zur Sache gehen.
    Randur immerhin würde ein wenig Fechtkunst einbringen und so vielleicht für das nötige Flair sorgen.
    Zur Antwort reckten die Söldner in unheimlicher Gleichzeitigkeit die Fäuste in die Luft.
    Dann stahlen sie sich nacheinander aus der Taverne, bis Denlin und Randur plötzlich allein waren und der Abend einen ganz neuen Charakter anzunehmen schien.
    »Deine Waffen«, sagte Denlin schließlich, ging hinter den Tresen und kam mit einem kleinen Bündel Decken zurück.
    »Ich kämpfe doch nicht mit Tüchern«, witzelte Randur.
    Denlin warf das klirrende Bündel auf die Theke und schlug den Stoff zurück. Zwei frisch geschmiedete Schwerter kamen zum Vorschein – schlicht, schlank und kaum verziert.
    Randur nahm eins in die Hand, um das Gewicht zu prüfen. »Mensch, Den, Ihr habt Euch selbst übertroffen. Woher habt Ihr die?«
    »Vom besten Hinterhofschmied der Stadt. Unten in den Höhlen entsteht solide Qualität. Robuste Klingen für robuste Männer.«
    Randur bewegte das Schwert nach links und rechts, und seine Bewegungsfolgen fesselten den Wirt. »Diese Waffe ist besser als jede im Balmacara.«
    »Natürlich«, erwiderte Denlin mit echter Befriedigung.
    Randur nahm auch das zweite Schwert zur Hand und stellte fest, dass es genau gleich war.
    »Für wen ist das denn?«
    »Für Eir«, sagte Denlin. »Und jetzt gehen wir besser. Wir müssen noch mit den beiden Garudas reden.«
    Wann die Sonne unterging, war schwer einzuschätzen, da sie hinter zu vielen Wolken verborgen war. Wenigstens schneite es nicht – das würde die Sache für die Garudas erleichtern.
    Überall zwischen der mittleren und der äußeren Stadtmauer drängten sich die Leute. Entgegen der üblichen Praxis hatten die Wächter sie eingelassen, damit sie dem
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