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Im Bannkreis Des Mondes

Im Bannkreis Des Mondes

Titel: Im Bannkreis Des Mondes
Autoren: Lucy Monroe
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Prolog
    V or ewigen Zeiten schuf Gott einen Menschenschlag, der so erbittert zu kämpfen verstand, dass dessen Feinde sogar die Frauen fürchteten, wenn sie zur Waffe griffen. Diese Menschen waren auf jede erdenkliche Weise streitbar und kriegerisch. Sie gehorchten nur ihrem eigenen Recht und verweigerten sich fremdem … ganz egal, wie groß die Streitmacht war, die der Gegner ausschickte, sie zu unterwerfen. Ihre Feinde behaupteten, sie kämpften wie wilde Tiere. Und die, die sie besiegt hatten, schwiegen für immer, denn sie waren von ihnen getötet worden.
    Man hielt sie für ein barbarisches und primitives Volk, weil sie ihre Haut mit Tätowierungen aus blauer Tinte verunstalteten. Die Muster waren zumeist recht einfach. Ein Tier wurde üblicherweise mit nur wenigen Strichen dargestellt. Einige Clanmitglieder jedoch trugen Tätowierungen, die denen der Kelten an Kunstfertigkeit in nichts nachstanden. Diese Männer waren die Anführer des Clans, und es gelang ihren Feinden nie, die Bedeutung dieser blauen Tintenzeichnungen zu entschlüsseln.
    So manch einer ihrer Widersacher vermutete, es handle sich um ein Zeichen für ihr kriegerisches Wesen, und mit dieser Vermutung hatten sie teilweise recht. Denn diese Darstellungen wilder Bestien standen für einen Teil des Wesens dieser leidenschaftlichen und unabhängigen Männer, den sie um jeden Preis geheim hielten. Es war ein Geheimnis, das sie in den Jahrhunderten, seit es sie gab, stets bewahrt hatten. Auch dann, als sie durch Europa zogen und sich schließlich im ungastlichen Norden Schottlands niederließen.
    Von ihren römischen Feinden wurden sie Pikten genannt. Ein Name, der von den anderen Bewohnern dieses rauen Landstrichs ebenso akzeptiert wurde wie von den Menschen im Süden … Sie selbst jedoch nannten sich Chrechte.
    Ihr fast animalischer Drang, zu kämpfen und zu erobern, erwuchs aus einem Teil ihres Wesens, der ihren vollkommen menschlichen Widersachern fremd war. Denn diese im Kampf so unerbittlichen Menschen waren Gestaltwandler, und ihre Tätowierungen waren Abzeichen, die ihnen verliehen wurden, sobald ihnen erlaubt war, sich zu verwandeln. Wenn ihre erste Verwandlung über sie kam, wurden sie mit dem Tier gezeichnet, in das sie sich verwandeln konnten. Einige von ihnen konnten diese Verwandlung kontrollieren, andere vermochten das nicht. Die meisten von ihnen waren Wölfe, aber es gab auch viele Raubkatzen und Raubvögel unter ihnen.
    Den Gestaltwandlern war es nicht möglich, sich so rasch und zahlreich zu vermehren wie ihre menschlichen Brüder und Schwestern. Obwohl sie also Furcht erregende Geschöpfe waren, deren gerissene Schläue durch ein Verständnis für die Natur, das den meisten Menschen fehlte, noch verstärkt wurde, waren sie weder primitiv noch ließen sie sich von ihrer tierischen Natur leiten.
    Ein Krieger, ob Frau oder Mann, konnte hundert Feinde töten. Aber wenn sie oder er starb, ohne einen Nachkommen gezeugt zu haben, führte dieser Tod unweigerlich dazu, dass der Clan schrumpfte. Einige der Clans der Pikten – in anderen Teilen der Welt kannte man sie unter anderen Namen – waren auf diese Weise ausgestorben. Sie waren ausgestorben, weil sie sich nicht den Menschen hatten unterwerfen wollen, die ihnen zwar unterlegen, zahlenmäßig aber in der Übermacht waren.
    Die meisten Gestaltwandler in den schottischen Highlands jedoch waren zu klug, eher den Untergang ihres Volkes in Kauf zu nehmen, als zuzulassen, dass es mit anderen verschmolz. Im 9. Jahrhundert bestieg Keneth MacAlpin den schottischen Thron. Seine Mutter gehörte den Chrechte an, und MacAlpin war das Ergebnis einer »Mischehe«. Bei ihm behielt die menschliche Natur die Oberhand. Er konnte sich nicht verwandeln, aber das hinderte ihn nicht daran, den piktischen Thron für sich zu beanspruchen (wie man ihn damals nannte). Um seine Regentschaft zu festigen, verriet er seine Chrechtebrüder und tötete bei einem Festmahl alle Chrechte, die von königlichem Geblüt waren. Auf diese Weise säte er auch das Misstrauen, das die Chrechte den Menschen von nun an entgegenbrachten.
    Bei all ihrem Misstrauen war den Chrechte aber auch bewusst, dass sie aussterben würden, wenn sie dem wachsenden Menschengeschlecht beständig Widerstand leisteten, dass sie aber überleben könnten, wenn sie sich den keltischen Stämmen anschlössen.
    Was sie taten.
    Jenes Volk, das die Welt als die Pikten kannte, existierte nicht mehr, auch wenn es vieles gab, was von seiner einstigen
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