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Schuld war nur die Badewanne

Schuld war nur die Badewanne

Titel: Schuld war nur die Badewanne
Autoren: Evelyn Sanders
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    Familiengeplauder
    D üdellüdellüt … düdellüdellüt … düdellüdellüt …«
    Warum, um alles in der Welt, muss dieses verflixte Telefon immer gerade dann bimmeln, wenn ich im Keller die Waschmaschine füttere, oder, wie jetzt, oben in der Mansarde die Fenster inspiziere, ob jemand die längst überfällige Reinigung nicht doch noch eine Woche hinausschieben kann? In der Beliebtheitsskala unerlässlicher Hausarbeiten kommt Fensterputzen bei mir gleich hinterm Wäschebügeln!
    Das Telefon steht 24  Stufen tiefer im Erdgeschoss. Bis ich die zwei Treppen hinuntergespurtet bin, hat der Anrufer entweder aufgegeben, oder die Konserve hat sich eingeschaltet. Sofern ich nicht wieder vergessen habe, auf den entsprechenden Knopf zu drücken. Seit meinem letzten Geburtstag besitze ich sogar ein transportables Telefon, familienintern »Knochen« genannt, aber der hat auch seine Tücken. Entweder habe ich versäumt, den Akku auszuwechseln, dann geht überhaupt nichts, oder – was meistens der Fall ist – ich finde den Hörer erst gar nicht. Mal ist er unter der aufgeschlagenen Zeitung vergraben, mal liegt er im Wohnzimmer zwischen den Sofakissen, doch meistens buddle ich ihn in Rolfs Zimmer aus. Aber auch nur dann, wenn es gerade läutet und ich das Teil akustisch orten kann. Früher konnte man sich in chaotischen Haushalten wenigstens mit Hilfe der Zuleitungsschnur zum Apparat vorarbeiten, bei den strippenlosen Dingern geht das auch nicht mehr. Wen also wundert es, wenn ich von den technischen Fortschritten nicht immer gleich begeistert bin?
    Nach Ansicht meiner Nachkommen, denen ich das nützliche Geschenk zu verdanken habe, soll ich den Knochen ständig mit mir herumtragen. Nun bin ich jedoch ein entschiedener Gegner von Kittelschürzen mit ihren unbestritten praktischen Taschen (ihre Aufnahmekapazität erstaunt mich immer wieder; unsere Putzfrau stopft sogar den Inhalt eines halben Papierkorbes hinein), doch ich trage meistens Jeans. Und bei denen wiederum sind die Taschen lediglich Dekoration. Deshalb räume ich sie auch nie aus, und deshalb habe ich unlängst Svens Mini-Geldbeutel samt Führerschein und Scheckkarte versehentlich mit in die Maschine gesteckt. Das Waschpulver hat auch prompt gehalten, was die Werbung versprochen hatte: Die Papiere sind hinterher so weiß gewesen, dass wir sie nicht mehr lesen konnten.
    Das Telefon bimmelt immer noch. Ich beschließe also, dass die Fenster noch nicht geputzt werden müssen – man kann noch deutlich erkennen, dass draußen ein bisschen die Sonne scheint –, und jage die Treppen hinunter. Zu spät. Meine leiernde Stimme teilt dem Anrufer gerade mit, dass ich nicht zu Hause bin. Inzwischen dürfte er das ohnehin gemerkt haben.
    Den Text sollte ich auch mal ändern. Diesen dämlichen Spruch, ich sei gerade unterwegs, um das Geld aufzusammeln, das bekanntlich auf der Straße liegt, kennen mittlerweile alle Freunde. Zwischendrin quäkt Katja: »Nun geh doch endlich ran, ich weiß ja, dass du da bist!«
    Kann sie überhaupt nicht! Sie hat jetzt im Hörsaal zu sein und sich mit den Werken von Pestalozzi und Frau Montessori herumzuschlagen. Angehende Lehrer müssen auch das lernen, was dank unzähliger Schulreformen und neuer psychologischer Erkenntnisse längst überholt ist.
    Endlich habe ich den Hörer in der Hand. »Wieso bist du nicht in der Uni?«
    »Weil die letzte Vorlesung mal wieder ausgefallen ist. Sitzt du?«
    Nein, ich sitze nicht. Den einzigen erreichbaren Stuhl hat Hund Otto belegt, der meine Aufforderung, den Platz zu räumen, stoisch ignoriert. Nicht umsonst ist er ein gebürtiger Bayer. Wahrscheinlich hat er es uns nie verziehen, dass er in einen preußischen Haushalt geraten ist. Notgedrungen lehne ich mich also gegen den Esstisch. »Ich bin darauf trainiert, Katastrophenmeldungen auch stehend entgegenzunehmen. Raus mit der Sprache, was ist passiert?«
    »Sei nicht immer so destruktiv«, kichert Katja, »freu dich lieber! Du wirst nämlich Oma!«
    »Bei wem? Etwa bei dir?«
    Katja ist Studentin im siebten Semester und sollte eigentlich hinreichend aufgeklärt sein. Außerdem nimmt sie die Pille. Sie wiegelt auch sofort ab. »Im Augenblick reichen mir die Kids, mit denen ich mich im Praktikum herumärgern muss. Nein, Vicky ist schwanger.«
    »Woher weißt du das?«
    »Sie hat es Steffi erzählt, und die hat mich gerade angerufen.«
    Die Kommunikation innerhalb unserer Familie klappt immer noch hervorragend.
    »Konnte sie sich das nicht
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