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Die kritische Dosis

Die kritische Dosis

Titel: Die kritische Dosis
Autoren: A. A. Fair
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mich nicht für dumm verkaufen. Sie sind von der Versicherung und wollen eine Verzichterklärung von mir. Und damit Sie nicht zuviel auszuspucken brauchen, erzählen Sie mir große Geschichten von Ihrem spekulierenden Bekannten. Dabei kennen Sie den Fiergang genauso gut wie ich, oder vielleicht sogar besser.«
    Ich lächelte sie gewinnend an. »Ihr Scharfblick ist bemerkenswert, Mrs. Chester — Ihr Mißtrauen aber auch.«
    »Wundert Sie das?«
    »Nein. Aber das spielt eigentlich auch keine Rolle. Sicherlich haben Sie sich doch über die Höhe einer eventuellen Abfindung schon Gedanken gemacht. Mit etwas Bargeld in der
    Tasche könnten Sie heraus aus dieser engen Bude und in eine Klinik ziehen oder in ein Hotel, wo Sie gute Pflege und jede Bequemlichkeit hätten.«
    »Wissen Sie, was ich mir wünsche? Einen Fernseher mit Fernbedienung, damit man von einem Kanal auf den anderen schalten kann, ohne aufzustehen.«
    »Ich glaube sicher, daß sich das einrichten läßt; vorausgesetzt, Sie stellen nicht gerade übertriebene Forderungen.«
    »Sie halten immer noch an Ihrer Geschichte fest, daß Sie jemanden kennen, der mir meine Ansprüche abkaufen würde?«
    »Ja.«
    »Fünfzehntausend Dollar«, sagte sie.
    Ich schüttelte lächelnd den Kopf. »Sie haben mir ja noch nicht einmal erzählt, wie es zu dem Unfall gekommen ist.«
    »Es war Fahrerflucht«, erzählte sie. »Ich stehe an der Kreuzung und denke an nichts Böses, da kommt der Wagen um die Ecke gesaust wie eine Rakete. Mit einer jungen Frau am Steuer. Ich hab’ sie gar nicht genau sehen können.«
    »Wissen Sie, was es für ein Wagen war?«
    »Nein.«
    »Zuerst einmal müßte mein Bekannter den Wagen finden — und das dürfte nicht so einfach sein.«
    »Ach was, das ist bestimmt ein Kinderspiel.«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Die Polizei hat gesagt, daß Fahrerflucht heutzutage ein Verbrechen ist, bei dem die wenigsten ungeschoren davonkommen. Es gibt jetzt so viel wissenschaftlichen Schnickschnack, daß sie den Wagen im allgemeinen binnen vierundzwanzig Stunden erwischt haben.«
    »Wie lange ist der Unfall her?«
    »Fünf oder sechs Tage. Fast eine Woche. Ich hab’ es noch nicht genau ausgerechnet. Augenblick mal, es war...«
    »Jedenfalls länger als achtundvierzig Stunden?«
    »Bestimmt. Wie gesagt, es war... Ja, es ist fünf Tage her. Heute ist der sechste Tag.«
    »Und die Polizei ist noch zu keinerlei Ergebnissen gekommen?« fragte ich. »Mit jedem Tag, der vergeht, werden die Ermittlungen schwieriger. Dadurch verliert Ihr Anspruch an Wert.«
    In ihre Augen kam ein verschlagener Ausdruck. »Machen Sie mal die Schranktür da auf, junger Mann, und geben Sie mir das Kleid.«
    Ich reichte ihr das Kleid, das direkt an der Tür hing.
    Sie breitete es auf den Knien aus und deutete auf den Saum, aus dem ein kleines Stück fehlte. »Das ist abgerissen, als der Wagen mich umfuhr. Die Polizei sagt, daß ein paar Fasern sicher irgendwo an der Unterseite eines Wagens mit eingebeultem Kotflügel hängen. Keine Angst — den finden sie schon.«
    Es war der gleiche Stoff wie der Fetzen, den Dawson mir gezeigt hatte.
    »Das mag ja alles sein«, wandte ich ein, »aber wenn sie tatsächlich den Fahrer des Wagens finden, ist es immer noch möglich, daß er oder sie keinen roten Heller besitzt und keine Versicherung abgeschlossen hat...«
    »Unsinn«, fuhr sie mich an. »Das war so ein richtiger Luxusschlitten. Dahinter steckte Geld. Und daß die Frau eine Versicherung hatte, weiß ich auch, denn Sie sind ja hier, und Sie sind ein Vertreter der Versicherung.«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Meinetwegen«, sagte sie. »Ich mache Ihnen einen Vorschlag: Wenn Ihr Bekannter bereit ist, mir sofort zehntausend Dollar bar auf den Tisch des Hauses zu blättern, trete ich ihm meinen Anspruch ab.«
    »Und was hätten Sie anschließend für Pläne?«
    »Was würden Sie denn von mir verlangen?«
    »Möglicherweise möchte mein Bekannter gar keinen Prozeß anstrengen. In diesem Fall würde er keinen Wert darauf legen, daß sich die Polizei allzu intensiv mit dem Fall beschäftigt.«
    »Ich kann untertauchen«, sagte sie. »Die Polizei wird mich schon nicht finden. Aber es müssen zehntausend Dollar in bar sein, und zwar will ich die innerhalb der nächsten zwölf Stunden sehen. Die junge Frau soll von mir aus ungeschoren davonkommen.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Das können wir nicht machen.«
    »Warum nicht?«
    »Weil es verboten ist, durch eine Geldzahlung die strafrechtliche Verfolgung
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