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Die kritische Dosis

Die kritische Dosis

Titel: Die kritische Dosis
Autoren: A. A. Fair
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in dieser Nummer. Aber wie sieht das Verlagsprogramm weiter aus? Was kommt in den nächsten Ausgaben?«
    »Die Artikel bewegen sich immer etwa auf der gleichen Linie«, sagte ich. »Es ist nicht üblich, das einmal festgelegte Programm zu ändern; die Leserinnen sind sonst enttäuscht.«
    »Von wem sind die Artikel?«
    »Von führenden Experten ihres Fachgebietes.«
    »Zum Beispiel?«
    »Wer in den nächsten Nummern schreibt, kann ich Ihnen nicht sagen. Aber die Redaktion ist stets bemüht, hautnahe Probleme der modernen Frau aufzugreifen.«
    »Hm«, murrte sie. »Und das da?«
    »Das ist eine Zeitschrift fürs gepflegte Wohnen. Sie erfahren darin . ..«
    »Wie wird die nächste Nummer aussehen?«
    »Sehr ähnlich.«
    »Und was kommt in die Weihnachtsausgabe?«
    »Der Redaktion ist es gelungen, sich den Vorabdruck einer ergreifenden Lebensbeichte zu sichern, die...«
    »Von wem?« unterbrach sie mich. »Wer hat sie geschrieben?«
    »Die Namen stehen im Inhaltsverzeichnis. Ein führender Experte...«
    »Etwas anderes fällt Ihnen wohl nicht ein?«
    »Ich finde, das reicht«, erwiderte ich und blätterte in einer der Illustrierten, um ihr das Verzeichnis zu zeigen.
    »Junger Mann«, erklärte sie, »Sie sind ein Schwindler.«
    Ich hielt mitten in der Bewegung inne.
    »Man hat mir von Ihnen erzählt«, meinte sie. »Sie sind also doch der Besucher, den ich erwartet habe.«
    »Wer hat Ihnen von mir erzählt?«
    »Bekannte. Ein Mann von der Versicherung würde mich besuchen, wenn ich es am wenigsten erwartete, haben sie gesagt. Zuerst würde er allerlei dummes Zeug erzählen, dann die Rede auf meinen Unfall bringen und einen Vergleich vorschlagen.«
    »Gehen Sie mir doch mit Ihren Vergleichen«, wehrte ich ab. »Ich bin hier, um meine Zeitschriften an die Frau zu bringen.«
    »Zeigen Sie mal Ihre Bestellscheine.«
    »Die habe ich heute nicht mit. Ich mache nur die Abonnentenwerbung, um den Schreibkram kümmert sich ein Kollege.«
    »Gut ausgedacht«, murrte sie. »Wieviel?«
    »Wieviel für was?«
    »Als Abfindung.«
    »Ich komme nicht von der Versicherung«, sagte ich.
    »Auch egal. Wieviel?«
    »Es gibt da natürlich eine Möglichkeit... Ich habe einen Bekannten, der sich in solchen Fällen auf eine kleine Spekulation einläßt. Er läßt gegen eine gewisse Summe eventuelle Schadensersatzansprüche auf sich überschreiben und stellt dann selbst Strafantrag. Oft wird ihm gerichtlich eine viel höhere Summe zugesprochen, als er dem Unfallopfer gezahlt hat. Das ist dann seine Verdienstspanne.«
    »Wer ist dieser Bekannte?« fragte sie.
    »Seinen Namen darf ich Ihnen nicht nennen. Wenn Sie aber auf eine Barabfindung aus sind, kann ich mich ja mal mit ihm in Verbindung setzen.«
    »Er würde mir also eine gewisse Summe in bar zahlen, meinen Anspruch übernehmen und den Prozeß führen. Dafür gehört dann alles ihm, was er an Schadensersatz bekommt?«
    »Ja, das ist richtig. Allerdings liegen die Dinge nicht immer so einfach. Bei der Abtretung von Ansprüchen dieser Art gibt es manchmal Schwierigkeiten. Sie müßten wahrscheinlich ein Dokument unterschreiben, in dem Sie bestätigen, daß Sie alle Ihnen zustehenden Zahlungen an ihn abtreten; daß er den Prozeß finanziert und Ihnen einen Anwalt stellt; daß er in Ihrem Namen jeden beliebigen Vergleich schließen darf; daß Sie sich in dieser Sache nach seinen Wünschen richten; daß Sie im Fall von Schadensersatzleistungen alle Ihnen zufließenden Zahlungen an ihn weiterleiten. Mit anderen Worten — er würde Sie in Bausch und Bogen auskaufen.«
    »Für wieviel?«
    »Das kommt darauf an. Wie schwer verletzt sind Sie?«
    »Mir tut alles weh.«
    »Auch Knochenbrüche?«
    »Mein Bein hat bestimmt einen Knacks«, jammerte sie. »Diese blöden Ärzte wollen mir ja weismachen, daß auf dem Röntgenbild nichts zu sehen ist, aber die stecken ja auch nicht in meiner Haut. So was möchte ich nicht noch einmal mitmachen. Jede Bewegung tut mir weh.«
    »Manchmal verdient mein Bekannter recht gut an diesen Unfallgeschäften. Manchmal stellt sich aber auch bei näherer Betrachtung heraus, daß nicht viel für ihn herausspringen würde, und dann läßt er die Sache fallen. In diesem Fall müßten Sie eine Verzichterklärung unterschreiben, wenn er sie darum bittet.«
    »Aber erst, nachdem er mir das Geld gezahlt hat?«
    »Ja-«
    »Dann würde ich unterschreiben«, erklärte sie sehr bestimmt.
    »Erzählen Sie mir doch einmal, wie es zu dem Unfall gekommen ist.«
    »Junger Mann, ich lass’
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