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Die kritische Dosis

Die kritische Dosis

Titel: Die kritische Dosis
Autoren: A. A. Fair
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eines Verbrechens zu verhindern«, erklärte ich.
    »Wenn ich aber nun einfach nichts über die Sache sage?«
    »Das ist rechtlich durchaus zulässig. Natürlich vorausgesetzt, daß wir uns nicht vorher abgesprochen haben.«
    Sie lächelte ein wissendes, verschlagenes Lächeln. Dann sah sie auf die Uhr. »Wenn Sie innerhalb der nächsten vierundzwanzig Stunden ein Ergebnis haben wollen, junger Mann, müssen Sie sich jetzt auf die Socken machen.«
    »Meine Illustrierten kann ich also wirklich nicht bei Ihnen loswerden?« fragte ich.
    Sie lachte mich aus.
    »Ich werde versuchen, meinen Bekannten zu erreichen. Falls er Interesse hat, sage ich Ihnen Bescheid.«
    Ich zog leise die Tür hinter mir zu und ging die beiden Blocks bis zum Wagen. Dann fuhr ich weiter zu einer Telefonzelle und rief Elsie Brand an. »Schicken Sie bitte ein Telegramm an Clayton Dawson: >Ist es Ihnen zehntausend Dollar in bar wert? Muß Geschäft innerhalb zwölf Stunden abschließen<.«
    »Und die Unterschrift?« fragte sie.
    »Ohne Unterschrift«, sagte ich. »Und auch nicht über unser Firmenkonto. Sie gehen aufs nächste Postamt, zahlen in bar und geben als Absender eine erfundene Adresse an.«

3

    Drei Stunden später hatte ich meine Antwort. Sie kam aus Denver, Colorado, unverschlüsselt: »Schließen Sie Geschäft ab stop Sprechen Sie mit Phyllis Eldon, Parkridge Apartments, Nummer sechs-null-neun stop Nichts Schriftliches.«
    Eine halbe Stunde nach Erhalt des Telegramms klingelte ich an der Tür von Apartment sechs-null-neun.
    Phyllis Eldon war eine Wucht.
    Eine Ähnlichkeit mit ihrem Vater konnte ich beim besten Willen nicht entdecken. Sie war eine honigblonde Schönheit mit großen blauen Unschuldsaugen und Pfirsichhaut. Was soll ich viel erzählen? Eben ein De-luxe-Modell mit vielen Extras.
    »Ich bin Donald Lam«, stellte ich mich vor.
    »Ich habe Sie erwartet. Sie wollen die zehn Tausender abholen, nicht wahr?«
    »Allerdings.«
    »Setzen Sie sich doch«, sagte sie einladend. »Was trinken Sie? Scotch oder Bourbon?«
    »Im Augenblick weder — noch. Ich bin im Dienst.«
    »Sind Sie aber pflichtbewußt! Ich bin auch im Dienst — aber ich trinke Scotch und Soda.«
    »Machen Sie der Einfachheit halber zwei Portionen«, gab ich nach.
    Sie ging zur Bar hinüber.
    Es war eine hübsche Wohnung, mit allen möglichen modernen Kinkerlitzchen und etwas aufdringlichem Luxus.
    Sie holte zwei Kristallgläser heraus, goß Scotch ein, warf Eis hinein, spritzte Soda dazu und brachte sie herüber.
    »Zum Wohl.«
    »Auf Ihr ganz besonderes«, antwortete ich.
    »Sie halten mich sicherlich für sehr lasterhaft.«
    »Sind Sie das?« fragte ich zurück.
    »Ich weiß nicht. Sicher hat Ihnen mein Vater alles Mögliche über mich erzählt.«
    »Wollen Sie mich ausholen?« fragte ich.
    »Nein. Aber wissen Sie — ich bin ein Mensch. Einfach ein menschliches Wesen. So sehe ich mich. Und ich möchte, daß auch Sie mich so sehen.«
    Ich musterte sie von oben bis unten. »Wenn ich Sie so ansehe, kommen Sie mir allerdings sehr menschlich vor.«
    Da mußte sie lachen. »Sie verdrehen einem das Wort im Mund.«
    Sie hob ihr Glas und betrachtete mich über den Rand hinweg. Ich machte ihr eine kleine Verbeugung, und wir tranken.
    Ich merkte, daß sie mich taxierte.
    »Papa sagt, daß Sie ein sehr tüchtiger Detektiv sind.«
    »Das war aber nicht seine erste Reaktion.«
    »Nein, er war enttäuscht, weil er Sie sich größer und kräftiger vorgestellt hatte. Aber ich finde Sie ganz in Ordnung. Wahrscheinlich wären Sie durchaus nicht zu verachten. Im Nahkampf.«
    Sie sah mir tief in die Augen und lächelte.
    Plötzlich veränderte sich ihr Gesicht. »Worum geht’s eigentlich, Donald?«
    Ich sagte: »Vor sechs Tagen wurde Mrs. Harvey W. Chester auf einem Fußgängerüberweg angefahren und verletzt. Der Fahrer beging Fahrerflucht. Sie hat keine Ahnung, wer den Unfall verschuldet hat. Sie weiß nur, daß eine Frau am Steuer saß.«
    »Weiter«, drängte sie.
    »Ich fragte sie nach der Schwere ihrer Verletzungen und erkundigte mich, ob sie eventuell einem Vergleich zustimmen würde.«
    »Donald, könnten Sie so einen Fall wirklich aus der Welt schaffen, ohne sich strafbar zu machen?«
    Ich wischte die Frage beiseite. »Ich erzählte ihr von einem Bekannten, der ab und zu derartige Ansprüche aufkauft. Wenn es dann gelingt, den Schuldigen zu finden, kann er auf dem Vergleichswege manchmal recht ansehnliche Summen herausschlagen und auf diese Weise einen hübschen Gewinn
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