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Die kritische Dosis

Die kritische Dosis

Titel: Die kritische Dosis
Autoren: A. A. Fair
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Tisch des Hauses.«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Keinen Cent weniger.«
    Ich nahm die Hundertdollarscheine aus der Tasche und breitete sie auf dem Tisch aus. »Hier, das können wir bieten. Es sind zehntausend Dollar. Dafür müssen Sie uns zusichern, jederzeit schriftlich die Abtretung des Anspruchs zu bestätigen. Wenn wir Sie bitten, eine Anzeige zu unterschreiben, werden Sie dies tun. Alle Schadensersatzzahlungen gehen an uns. Dafür tragen wir selbstverständlich alle Kosten des Verfahrens.«
    »Es ist zu wenig«, sagte sie. »Ich habe inzwischen einiges durchgemacht, müssen Sie bedenken. Aber meinethalben... Ich lass’ ja mit mir reden. Sagen wir elftausend.«
    »Bedaure. Auch nicht elftausend. Zehntausend sind drin, mehr nicht.«
    Sie schüttelte störrisch den Kopf. »Dann können Sie Ihrem Freund ausrichten, er soll mich gern haben. Ich denke nicht daran, mich mit lumpigen Zehntausend zufriedenzugeben.«
    »Na schön.« Ich begann die Scheine wieder einzusammeln.
    Sie beobachtete mich mit Luchsaugen.
    Ihr Gesicht sah erbärmlich aus.
    Ich stapelte das Geld zu einem sauberen Häufchen, schlang ein Gummiband darum und steckte es in meine Tasche. »Tut mir wirklich leid, Mrs. Chester.«
    »Wer ist der Mann, für den Sie arbeiten?« fragte sie.
    »Ein cleverer Businessman, das habe ich Ihnen ja schon gesagt. Für ihn ist das eine Spekulation wie jede andere. Manchmal kommt er groß raus, manchmal fällt er auf die Nase.«
    »Diese Schmerzen sind unerträglich«, jammerte sie. »Ich brauche Pflege.«
    »Tut mir wirklich leid.«
    »Wie wär’s mit einem Vertrag auf Zeit? Tausend Dollar als Anzahlung und dann halbe-halbe von allem, was Sie für mich herausschlagen? Im Augenblick brauche ich nur so viel, daß ich zu meiner Tochter nach Denver fahren kann.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich spiele hier lediglich den Vermittler«, sagte ich. »Eigentlich nur, um Ihnen einen Gefallen zu tun.«
    »Womit verdienen Sie denn sonst Ihr Geld?«
    »Sagen wir, ich verkaufe Zeitungsabonnements.«
    »Das können Sie mir doch nicht weismachen!« Sie lachte scheppernd.
    »Also — kein Geschäft zu machen.« Ich ging zur Tür.
    Erst, als ich sie schon halb hinter mir geschlossen hatte, rief sie: »Warten Sie!«
    Das kam wie ein Peitschenhieb.
    Ich zog die Tür weiter zu und hörte, wie sie aus dem Bett sprang.
    Sie kam zur Tür, ein wahres Bild des Jammers. Mit der einen Hand hielt sie sich an der Türklinke fest, mit der anderen am Türpfosten.
    »Helfen Sie mir«, japste sie. »Mir wird schwarz vor Augen. Das kommt davon, daß ich aufgestanden bin.«
    Ich drehte mich um. Da sackte sie schon zusammen.
    »Helfen Sie mir doch«, jammerte sie. »Ich bin so schwach, oh, oh, ich kann ja keinen Finger rühren...«
    Ich half ihr zum Bett zurück. Sie ächzte und stöhnte zum Gotterbarmen. »Wär’ ich nur nicht aufgestanden. Mein Arzt hat es mir verboten. Ach, meine armen Nerven.«
    Ich ließ sie aufs Bett sinken.
    »Besser?« fragte ich.
    Sie deutete mit zitternden Fingern auf eine runde weiße Pillenschachtel. »Geben Sie mir zwei von diesen Tabletten. Und Wasser. Schnell.«
    Ich öffnete die Pillenschachtel, holte ein Glas Wasser und hielt ihr die Schachtel hin. »Nehmen müssen Sie sich die Dinger schon selber.«
    Sie nahm zwei Pillen, schluckte sie mit Wasser und sank dann ächzend in die Kissen zurück. »Gehen Sie noch nicht«, bat sie. »Lassen Sie mich jetzt nicht allein.«
    Ich zog mir einen Stuhl heran und setzte mich ans Kopfende des Bettes.
    Ein paar Minuten lag sie ganz still, mit geschlossenen Augen.
    »Fühlen Sie sich jetzt besser?« fragte ich.
    Sie lächelte kläglich.
    »Ich muß jetzt gehen«, verkündete ich.
    »Bitte nicht!«
    Sie öffnete die Augen. Das Sprechen schien ihr schwerzufallen. »Sie sind ein guter Junge. Ich weiß, Sie wollen mir nur helfen. Ich brauche das Geld dringend. Ich brauche Pflege, liebevolle Fürsorge. Ich möchte zu meiner Tochter nach Denver. Gut also. Ich nehme es.«
    »Was?«
    »Die zehntausend Dollar.«
    »Warten Sie lieber, bis Ihnen wieder besser ist.«
    »Nein, nein. Ich will fort von hier. Und zwar gleich. Ich werde einen Krankenwagen bestellen, der kann mich zum Flugplatz bringen, und dann bin ich im Handumdrehen in Denver.«
    »Sie müssen aber eine Verzichterklärung unterschreiben.«
    »Klar. Ohne eine Unterlage trennt man sich nicht von zehntausend Dollar. Haben Sie den Schrieb bei sich?«
    »Das Dokument, das ich bei mir habe, besagt, daß Sie gegen Zahlung von
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