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Die Kinder des Dschinn. Das dunkle Erbe der Inka

Die Kinder des Dschinn. Das dunkle Erbe der Inka

Titel: Die Kinder des Dschinn. Das dunkle Erbe der Inka
Autoren: P. B. Kerr
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das wirklich glaubst, bist du ein noch größererGimpel, als ich dachte. Hör mir zu, Buck, mein Junge. Wenn der alte Hahn kräht, kann der junge etwas lernen. Du willst deine Kraft zurück? Dann ist das hier nicht der richtige Weg. Bisher hat sich noch für jeden Topf ein Deckelchen gefunden. Irgendwann wird eine bessere Lösung auftauchen als diese hier. Das verspreche ich dir.«
    Dybbuk schüttelte den Kopf. »Was nützen mir Ihre Versprechen?«, fragte er. »Sie sind nicht mal real.«
    »Du bist wirklich ein Sturkopf, Dybbuk Sacstroker«, sagte Mr   Rakshasas. »Hast eine Zunge wie eine Natter. Genau wie dein Vater. Trotzdem weiß ich, dass ich dir hier nichts sage, was du nicht selbst schon weißt. Tief in deinem Herzen. Du begehst einen großen Fehler.«
    »Aber das ist dann
mein
Fehler«, sagte Dybbuk verdrossen. »Und nicht der von irgendjemand sonst.«
    »Ein weiterer Fehler in einer langen Reihe von großen Fehlern.«
    »Ich habe ein Recht darauf, Fehler zu machen«, blieb Dybbuk fest.
    »Sicherlich war der Fuchs sich selbst immer der beste Ratgeber.« Seufzend schüttelte Mr   Rakshasas den Kopf. »Hör auf mich, mein lieber junger Freund. Du hast keine Schuhe an den Füßen. Also, warum willst du dann einen Schirm mitnehmen? Vergiss diese Idee. Sie wird für dich und deine andere Hälfte ein böses Ende nehmen.«
    »Meine andere Hälfte?« Dybbuk hob die Schultern. »Was meinen Sie damit?«
    »Nicht nur Atome können sich aufspalten, Dybbuk.«
    Dybbuk gab einen Laut wie ein Fagott von sich und verdrehte die Augen bis unter die langen Zottelhaare. »Buck«, sagte er. »Nur Buck, okay?« Es war das letzte Mal, dass er das sagte.
    »Auch Menschen können das«, fuhr Mr   Rakshasas fort. »In einem Feenwind kann man mehr als seinen Hut verlieren.«
    »Hören Sie, ich weiß nicht, warum Sie sich so viel Mühe machen«, sagte Dybbuk. »Ich bin nicht der, für den Sie mich halten.«
    »Wenn ich nicht daran glauben würde, dass du etwas Gutes in dir hast, Buck, wäre ich nicht hier. Das kannst du mir glauben. Jeder von uns hat Gutes und Böses in sich. Und du ganz besonders.«
    »Warum sollte ich gut sein wollen?«, sagte Dybbuk. »Es hat mich nur schwach gemacht. Ansonsten hätte ich meine Dschinnkraft vielleicht noch. Die Tatsache, dass ich nett zu den Menschen war, sie unterhalten wollte, hat mich dahin gebracht, wo ich heute bin.«
    »Das ist Unsinn und das weißt du.«
    »Ich zähle bis drei und dann drehe ich am Stabende«, sagte Dybbuk.
    »Wenn du bis drei zählst, Buck, wirst du die Fünf nicht mehr erleben, hörst du?«
    »Eins.«
    »Es ist eine andere Art von Energie, die du damit freisetzt, Dybbuk. Und es wird dir nicht gefallen, wie sie aussieht und wie sie sich anfühlt.«
    »Zwei.«
    »Selbst der Lichtträger, der Sohn der Morgenröte, der Morgenstern – er stürzte hinab und verlor seine Glorie und hasste sich bis in alle Ewigkeit.«
    »Drei.«
    »Du wirst dich noch selber hassen.«
    »Ich hasse mich jetzt schon selbst«, sagte Dybbuk und drehte am Ende des Stabes. Er spürte, wie es im Mechanismus des kleinen Inkagottes klickte und der schwere, mit Gold überzogene Uranstab in die Tiefe des Berges aus gelbem Gestein sauste. Mit einem sarkastischen Lächeln sah er Mr   Rakshasas an. »Jetzt ist es passiert.«
    Der Schatten des alten Dschinn nickte stumm. »Ich habe getan, was ich konnte«, sagte er. »Aber einem Narren gute Ratschläge zu erteilen ist ebenso falsch, wie Perlen vor die Säue zu werfen. Ich werde dich nicht wieder behelligen.«
    Und damit verschwand er.
    »Ich dachte schon, Sie würden niemals verschwinden«, sagte Dybbuk.
    Seine Hand hielt immer noch den kleinen Inkagott, der nun lose auf dem goldenen Rohr saß, dass es sinnlos erschien, ihn dort weiter festzuhalten. Sekunden verstrichen und Dybbuk fragte sich, ob überhaupt irgendetwas passiert war. Daher holte er eine Taschenlampe aus dem Rucksack und sah durch das Rohr hinab in die Tiefen des Atomgesteins.
    Einen Sekundenbruchteil später spürte er eine Woge von Kraft und flammenden Mut. Irgendetwas war passiert. Das war ganz unverkennbar.
    Flüchtig übermannte ihn entsetzliche Übelkeit. Doch sieschwand schnell und hinterließ ein neues, süßes Gefühl. Zum ersten Mal sah er sich selbst als das, was er nun nicht mehr war: als etwas Schwaches und Verwirrtes, eingeengt von den Fesseln der Freundschaft, der Verantwortung und des Anstands.
    Diese Person war nun von ihm abgetrennt.
    Während er selbst stärker war und ohne
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