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Die Kinder des Dschinn. Das dunkle Erbe der Inka

Die Kinder des Dschinn. Das dunkle Erbe der Inka

Titel: Die Kinder des Dschinn. Das dunkle Erbe der Inka
Autoren: P. B. Kerr
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im Peabody-Museum verbracht hatte.
    »Hab ich mit Ihnen gesprochen?«, fragte Dybbuk nervös. »Falls ja, wollte ich Ihnen oder Ihren Leuten nicht zu nahe treten. Ich bin auch ein Dschinn. Wie Sie. Aber ich habe meine ganze Kraft verloren. Deshalb bin ich hier. Um das
Kutumunkichu -Ritual
zu vollziehen und sie zurückzubekommen. Genau wie Sie, nicht?«
    »Ich sehe, die Zwillinge sind eingetroffen«, zischte die Gestalt.
    »Die Zwillinge?« Dybbuk sah sich um. »Aber sie sind nicht hier, oder?«
    »Du, Junge«, zischte Manco Cápac. »
Du
bist die Zwillinge. Zwei Jungen in einem Körper. Als wüsstest du das nicht.«
    »Sie irren sich.« Dybbuk begann vor Manco Cápacs Mumie zurückzuweichen. »Hören Sie. War nett, Sie kennenzulernen, aber ich mache dann mal Schluss und gehe, okay?«
    Bestrebt, Paititi so bald wie möglich zu verlassen, rannte Dybbuk in die Kuppel zurück und nahm mit einer Mischung aus Hast und Ehrfurcht den Stab in die Hand. Er unterdrückte seine Angst und trug den schweren Stab die Stufen hinauf. Oben überprüfte er den Entriegelungsmechanismus, wie er es bei Macreeby gesehen hatte, und schob den Stab millimetergenau in das goldene Rohr. Zum ersten Mal bewunderte er die exakte Arbeit der alten Inka, die diese Stücke aus Edel- und Halbedelmetall angefertigt hatten. Sein ganzes Denken war nun beherrscht von der Angst vor Manco Cápac und seiner Aufregung über das, was er gleich tun würde, was er werden würde. Ob es wirklich funktionierte? Würden die freigesetzte Energie und die Hitze seine Dschinnkraft erneuern, oder würdensie ihn zerstören? Er war bereit, das Risiko einzugehen. Was sollte er sonst tun? Dybbuk wischte sich die verschwitzte Hand ab und streckte sie aus, um das obere Ende des Stabes zu drehen.
    Da ließ ihn eine Stimme innehalten, die er kannte.
    »Bevor du das tust, junger Dybbuk, solltest du eines bedenken: Eine Forelle im Topf ist besser als ein Lachs im Meer.«
     
    Dybbuk wandte sich der vertrauten Stimme zu. Er musste genau hinschauen, um zu erkennen, wer oder was da gesprochen hatte, obwohl er tief in seinem Innern genau wusste, wessen Stimme er gehört hatte.
    Es war Mr   Rakshasas.
    Besser gesagt eine dünne, fast unsichtbare, geisterhafte Version dessen, was einmal Mr   Rakshasas gewesen war. Weniger ein Geist als der Schimmer eines Gedankens, den Mr   Rakshasas vor langer Zeit einmal gehabt hatte: den Gedanken nämlich, dass Dybbuk eines Tages einen klugen väterlichen Rat benötigen würde, wie er ihn von seinem echten Vater, Iblis, wohl kaum erhalten würde.
    »Mr   Rakshasas«, sagte Dybbuk. »Zuerst Manco Cápac und jetzt Sie. Das wird ja immer mehr zur Geisterparty hier oben.«
    »Ich habe gehört, wie du mit dem alten Pflaumenkopf gesprochen hast. Früher war er ein ganz anständiger Dschinn. Aber ich fürchte, die lange Zeit hat seine Seele vertrocknen lassen.«
    »Ich bewundere ihn eher«, sagte Dybbuk.
    »Es hat noch in keiner Herde ein räudiges Schaf gegeben, das nicht gern einen Gefährten hätte.«
    »Was machen Sie hier?«, fragte Dybbuk Mr   Rakshasas. »Ich dachte, Sie wären tot?«
    »Jedenfalls nicht tot genug, um mir nicht die Zeit zu nehmen, hierherzukommen und dich davon abzuhalten, dein Leben wegzuwerfen, du junger Gimpel«, sagte Mr   Rakshasas. »Es ist nicht leicht, ein Kind des Dschinn zu sein, wenn einem die Dschinnkraft genommen wird. Als wir uns vor Jahren das erste Mal begegneten, beschloss ich, dir und den Zwillingen, John und Philippa, einen Abglanz meiner selbst mitzugeben. Eine persönliche Aufzeichnung, wenn du willst. Oder ein Gewissen, wenn dir das lieber ist. Damit ich dir erscheinen und Rat spenden kann, wenn du in eine große persönliche Krise geraten solltest. Vertraulich, sozusagen. In Noras Ohren zu flüstern ist zweifellos lauter als ein Schrei vom höchsten Hügel. Jedenfalls lautet mein Rat für dich folgendermaßen, mein Junge: Du magst deine Kraft verloren haben, aber du hast immer noch dein Leben. Wenn du an diesem Ende drehst, um den Inkastab freizugeben, dann wirst du das bis an dein Lebensende bereuen, falls du überhaupt so lange lebst.«
    Dybbuk seufzte. »Es gibt keine andere Möglichkeit, meine Kraft zurückzubekommen. Ich kann einfach nicht wie ein Irdischer leben. Das weiß ich. Ich hab es versucht. Ich verstehe nicht, wie überhaupt jemand so leben kann. Also bitte, Mr   Rakshasas, tun Sie mir den Gefallen und gehen Sie.«
    »Ein stummer Mund sagt nichts Verkehrtes, das ist wohl wahr. Und wenn du
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