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Die Kinder des Dschinn Bd. 7 - Die Kristalle des Khan

Die Kinder des Dschinn Bd. 7 - Die Kristalle des Khan

Titel: Die Kinder des Dschinn Bd. 7 - Die Kristalle des Khan
Autoren: P.B. Kerr
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weitläufigen Gärten und Orangenhaine des Hotels. John und Groanin wären ihnen vermutlich gefolgt, wenn sie nicht Nimrod und Philippa erspäht hätten, die auf der rückwärtigen Seite des Hotels auf die Terrasse traten, auf der sie am Vorabend gegessen hatten. Wenn man bedachte, wie steil die Klippen unterhalb des Terrassengeländers abfielen, schien dies nicht unbedingt der sicherste Zufluchtsort zu sein. Es ging dort fast fünfundzwanzig Meter senkrecht in die Tiefe, und der Gedanke, dass der Abhang und die Terrasse jeden Moment unter ihren Füßen nachgeben konnten, ließ Groanin innehalten.
    »Ist es wirklich ratsam, dort draußen zu stehen, Sir?«, wandte er ein. »Im Garten sind wir bestimmt besser aufgehoben.« Er wandte sich nervös um und zeigte in die andere Richtung. »Das wäre in diese Richtung.«
    Einen Moment lang stand Nimrod im violetten Licht der italienischen Dämmerung schweigend da, das Gesicht dem Meer zugewandt und die Hände auf die elegante Steinbalustrade gestützt, sodass er dem römischen Kaiser Augustus, dessen Villa einmal an dieser Stelle gestanden hatte, nicht ganz unähnlich sah.
    »Sir«, ließ Groanin nicht locker, »wir werden zugrunde gehen, wenn wir hierbleiben! Die ganze verflixte Terrasse kann jeden Moment einstürzen und uns ins Meer befördern. Die Vorsicht gebietet es, dass wir den anderen Gästen in den Garten folgen.«
    Nimrod machte eine Handbewegung in Richtung des Hotels. »Schon gut«, sagte er. »Die unmittelbare Gefahr ist vorbei.«
    Und das stimmte. Im Gegensatz zu Groanins Knien hatte das Hotel aufgehört zu beben. Und nicht nur das. Das Gebäude schienmehr oder weniger unbeschädigt zu sein, abgesehen von einem vom Haken gefallenen Porträt der Schauspielerin Sophia Loren und ein bisschen Staub, der an den unzugänglicheren Stellen der älteren Aufenthaltsräume aufgewirbelt worden war.
    Auf dem Parkplatz im Hafen, den Nimrod überblickte, plärrten ein paar Autoalarmanlagen, und in der Ferne hörte man das Heulen einer näher kommenden Sirene.
    »Weder beuge ich mich dem Gesang der Sirenen«, sagte Nimrod, »noch der Stimme der Hyäne, den Tränen des Krokodils oder dem Heulen des Wolfes.«
    »Hä?« Groanin sah die Zwillinge an. »Was redet der Mann da? Hier gibt es keine Wölfe. Und auch keine Krokodile, wie ich hoffen will.«
    »Der Legende nach ist das hier der Ort, wo die Sirenen dem Odysseus sangen«, erklärte Philippa. »In Homers
Odyssee
.
Sorrento
bedeutet ›Ort der Sirenen‹. Eine Stelle, die man besser meiden sollte.«
    »Na, das leuchtet mir ein«, sagte Groanin. »Wo es hier Erdbeben gibt und so was. Trotzdem scheinen wir noch mal davongekommen zu sein. Nichts passiert, oder?«
    »Ich fürchte, das stimmt nicht, Groanin«, sagte Nimrod.
    »Was? Wie das?« Groanin sah sich um. »Das Hotel sieht ganz in Ordnung aus. Und wir sind auch noch da. Also, wo liegt das Problem?«
    John deutete über die Bucht von Neapel zum Vesuv hinüber. »Sehen Sie mal da«, sagte er ruhig. »Da ist das Problem.«
    Groanin starrte aufs Meer hinaus. Er brauchte einen Moment, um zu begreifen, was die anderen meinten; dann sah er, dass vom Gipfel des mehr als zwölfhundert Meter hohen Vesuvs, der am Vortag noch so ruhig und unauffällig gewirkt hatte, eine dünnegraue Rauchsäule in den lilablauen Himmel aufstieg, wie ein Rauchzeichen der Indianer in einem alten Western.
    »Gütiger Himmel«, sagte er. »Bedeutet das wirklich das, was ich glaube?«
    »Ich fürchte schon«, sagte Philippa. »Oder, Onkel?«
    »Seit Urzeiten ruht er und ruhet hinfort/​Nährt sich im Schlaf von Meeresgewürm/​Bis das Feuer des Jüngsten Gerichts dereinst die Tiefe erwärmt/​Dann steigt er brüllend herauf zu Menschen und Engeln/​Um sich ein einzig Mal zu zeigen und oben zu sterben.«
    »Was soll das denn heißen?«, erkundigte sich John.
    »Der Krake erwacht«, murmelte Nimrod.

Groanin kündigt

    Das Gebiet rund um den Vesuv ist die am dichtesten bevölkerte vulkanische Region der Erde. Für die drei Millionen Italiener, die in der Nähe des Vulkans leben, war die Tatsache, dass dieser angefangen hatte, Rauch zu spucken, schon unangenehm genug. Doch der Vesuv ist weder der einzige noch der größte Vulkan Italiens. Der Ätna in Sizilien ist mehr als doppelt so groß und erlebte, den Nachrichtenmeldungen zufolge, nur Minuten nachdem das Erdbeben Süditalien erschüttert hatte, eine gewaltige Eruption. Und auch auf dem Stromboli, dem dritten der drei aktiven Vulkane Italiens, der sich
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