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Die Kinder des Dschinn Bd. 7 - Die Kristalle des Khan

Die Kinder des Dschinn Bd. 7 - Die Kristalle des Khan

Titel: Die Kinder des Dschinn Bd. 7 - Die Kristalle des Khan
Autoren: P.B. Kerr
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treuen alten Freundes nachdachten.
    »Er wird mir fehlen«, sagte John.
    »Mir auch«, pflichtete Philippa ihm bei.
    »Ich werde ihn mit Sicherheit vermissen«, gab Nimrod zu. »Aber er scheint fest entschlossen zu sein, meint ihr nicht auch?«
    »Ja«, sagte John.
    »Absolut«, sagte Philippa.
    »Ihr habt gehört, dass ich versucht habe, es ihm auszureden, nicht wahr?«, fragte Nimrod.
    »Ja«, bestätigten die beiden.
    »In mancher Hinsicht war er ein schrecklicher Butler«, sagte Nimrod. »Unverschämt und übellaunig. Aber in anderer Hinsicht war er der beste Butler, den ich je hatte.« Nimrod hielt einen Moment inne und fügte dann hinzu: »Vor allen Dingen wird mir sein Tee fehlen. Niemand kann so gut Tee kochen wie Groanin.« Er schüttelte den Kopf. »Und seine gekochten Eier sind einfach perfekt. Ich bin noch nie jemandem begegnet, der mir ein Ei so zubereiten konnte. Genau so, wie ich es mag, weich, aber nicht zu weich. Und zwar ohne Ausnahme. Und erst seine Bügelkünste – die sind wirklich unschlagbar. In ganz London findet man keine Wäscherei, in der man die Hemden so gut bügelt, wie Groanin es tut.« Er seufzte. »Trotzdem, was geschehen ist, ist geschehen. Wir müssen zum Zug.«
     
    Eine Viertelstunde später folgten die Zwillinge ihrem Onkel vom Hotel zum Bahnhof, wo sie in einen Zug stiegen, der über und über mit hässlichen Graffiti bedeckt war. Kurz darauf ratterten siedie gewundene neapolitanische Steilküste entlang nach Norden, in Richtung Pompeji und Vesuv.
    Auf der Fahrt in dem stickigen kleinen Zug waren John und Philippa ungewöhnlich still. Groanins Abreise und die entmutigende Aussicht, einen aktiven Vulkan erklimmen zu müssen, nahmen sie völlig in Beschlag. Und diese Stille verhärtete sich zu einer pessimistischen, schwermütigen Grundstimmung, je mehr die Aussicht auf einen Alltag ohne den mürrischen alten Butler in ihren jungen Köpfen zur Gewissheit wurde. Auch die dreiköpfige Band mit Gitarre, Kontrabass und Akkordeon, die den Zug bestieg, um die schwitzenden Passagiere mit einer Auswahl italienischer Schnulzen wie »Volare« oder »Tu vuò fa´ l´americano« zu unterhalten, vermochte die Zwillinge nicht aufzuheitern. Es dauerte nicht lange, bis sich John darüber ärgerte, dass die alberne Combo, die niemand eingeladen hatte und deren fröhliche italienische Melodien in krassem Gegensatz zu seiner melancholischen Stimmung standen, ihn daran hinderte, sich seinem Kummer hinzugeben.
    Anfangs war er geneigt, die drei ahnungslosen Musiker mithilfe von Dschinnkraft in streunende Katzen zu verwandeln, was ihm irgendwie passend erschien. Doch die Vernunft und Philippas telepathische Missbilligung überzeugten ihn, dass dies eine Überreaktion gewesen wäre. Stattdessen gab er sich damit zufrieden, die Saiten der Gitarre und des Kontrabasses in trockene Spaghetti zu verwandeln, die alsbald zerbrachen, sodass das Stegreifkonzert an Bord des Zuges in einem Schauer aus Nudelschnipseln ein Ende fand.
    »Danke, John«, sagte Nimrod. »Damit hast du uns allen einen großen Gefallen getan.« An der Haltestelle Pompeji Scavi verließen sie den Zug in Gesellschaft einiger Hundert Touristen,die trotz des Erdbebens und der Rauchsäule über dem Vesuv entschlossen waren, dem antiken Pompeji einen Besuch abzustatten. Allerdings war der übliche Busverkehr auf den Berg bis auf Weiteres eingestellt, und während Nimrod mit einem örtlichen Taxifahrer eine »Gefahrenzulage« aushandelte, sahen sich die Zwillinge mit höflichem Desinteresse ein paar Souvenirläden an.
    Kurz darauf saßen sie im Taxi und fuhren durch die schmutzigen und vernachlässigten Straßen des neuen Pompeji mit seinen heruntergekommenen Geschäften und schäbigen Apartmenthochhäusern.
    »Mann, ich weiß wirklich nicht, welche Ruine schlimmer ist«, stellte John fest, »das antike Pompeji oder das neue.«
    »Das hier ist eine sehr arme Gegend Italiens«, erklärte Nimrod. »Hier hat die öffentliche Hand für nichts Geld. Und natürlich sind die Häuser hier die billigsten im ganzen Land.«
    »Warum denn das?«, fragte Philippa.
    »Würdest du am Fuß eines aktiven Vulkans ein Haus kaufen?«
    »Hm«, sagte Philippa, »wohl eher nicht.«
    Trotz alledem war Carmine, der Taxifahrer, ein fröhlicher Kerl und trällerte ununterbrochen vor sich hin, während sie den Vulkan durch einen wunderschönen duftenden Wald bis zum obersten Parkplatz hinauffuhren, wo sie auf eine Gruppe reizbarer italienischer Polizisten stießen – die
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