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… und der Preis ist dein Leben II - Ruf der anderen Seite (German Edition)

… und der Preis ist dein Leben II - Ruf der anderen Seite (German Edition)

Titel: … und der Preis ist dein Leben II - Ruf der anderen Seite (German Edition)
Autoren: C. M. Singer
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    „Ja, hallo?“
    Kim McDermont
    meldete sich erst nach dem vierten oder fünften Klingeln. Ihre Stimme klang so erschöpft, als hätte sie nächtelang nicht geschlafen.
    „Guten Morgen, Kim. Hier ist Elizabeth Parker. Erinnern Sie sich an mich?”
    „Natürlich“, lautete die knappe Antwort.
    „Wie geht es Ihnen? Ich hoffe, ich rufe nicht zu früh an …“
    Kim blieb Elizabeth eine Antwort schuldig. Stattdessen fragte sie: „Was kann ich für Sie tun?“
    „Nun, ich rufe an, weil mir die Geschichte, die Sie mir neulich auf der Beerdigung erzählten, nicht aus dem Kopf geht. Die Geschichte über Dannys Geist, meine ich.“ Unbehaglich wanderte Elizabeths Blick zu besagtem Geist, der neben ihr auf der Couch saß und dem Gespräch angespannt folgte. „Falls Sie heute Zeit haben, würde ich Sie gerne treffen und mit Ihnen darüber sprechen.“
    Einen langen Moment herrschte Stille in der Leitung, und Elizabeth befürchtete schon, dass die Verbindung unterbrochen worden war oder Kim aufgelegt hatte. Doch dann sagte Daniels Schwester: „Ich bin in Dannys Apartment und sortiere seine Sachen aus. Wenn Sie möchten, kommen Sie vorbei. Sie wissen, wo die Wohnung ist?“
    „Islington, ja, ich weiß.“
    „Professor Worthing wird heute Nachmittag auch vorbeikommen, da er hier einige Tests durchführen möchte.“
    „Hat … hat er denn schon einen Versuch unternommen, Danny wegzuschicken?“, fragte Elizabeth nervös. Kim hatte sich an den selbst ernannten Experten für Paranormales gewandt, um der ruhelosen Seele ihres ermordeten Bruders Frieden zu schenken. Sie konnte ja nicht ahnen, dass Daniel alles andere als erpicht darauf war, auf die andere Seite gesandt zu werden. Ganz im Gegenteil!
    „Wegzuschicken?“, fragte Kim verwundert nach. Die Formulierung war in der Tat unglücklich gewählt.
    „Den Weg ins Licht zu weisen, meine ich“, verbesserte sich Elizabeth rasch.
    „Nicht dass ich wüsste. Aber Sie können ihn ja dann selbst danach fragen.“ Seltsamerweise klang die junge Frau heute viel kühler als bei ihrem letzten Gespräch. Fast, als wäre es ihr unangenehm, dass sie sich Elizabeth auf Daniels Beerdigung so vollkommen geöffnet hatte.
    Nun, Elizabeth konnte es ihr nicht verdenken. Wenn sie einer Wildfremden gegenüber ihr Herz ausgeschüttet und zugegeben hätte, an Geister zu glauben, wäre ihr das im Nachhinein sicherlich auch peinlich gewesen.
    Sie verabschiedete sich von Kim, legte auf und sah dann Daniel an, der seit diesem unheimlichen Phänomen bei Sonnenaufgang, diesem Ruf , wie er es nannte, ungewöhnlich in sich gekehrt war.
    Auch Elizabeth steckte der Schrecken der letzten Nacht und des heutigen Morgens noch tief in den Knochen, aber sie versuchte sich zusammenzureißen und weder an den gestrigen Überfall zu denken, bei dem ihr das Sonnenamulett gestohlen worden war, noch an diesen mysteriösen Ruf, dem sich Daniel fast nicht hätte entziehen können. Er war bereits durchscheinend und in ein gleißendes, kaltes Licht getaucht gewesen, und sie hatte schon geglaubt, ihn zu verlieren, doch in allerletzter Sekunde war es ihr gelungen, ihn mit ihrem Innersten, ihrer Seele, ihrem ganzen Selbst, zu halten und so in dieser Welt zu verankern.
    Nur was, wenn es wieder passierte und sie befand sich nicht in seiner Nähe? Immerhin war Daniel nach dem Verlust des Amuletts nicht mehr in der Lage, sie immer und überall zu finden.
    Elizabeth schloss die Augen und atmete tief durch. Das durfte nicht geschehen. Irgendwie mussten sie Worthing aufhalten, denn vermutlich waren seine Bemühungen, Daniels Seele auf die andere Seite zu schicken, für das beängstigende Phänomen verantwortlich.
    Kurz bevor sie nach Islington aufbrachen, bat Daniel sie, die Demo-CD seiner Band für Kim zu kopieren. „Ich habe den Song … du weißt schon, die Ballade … Ich habe ihn für Kim geschrieben, aber sie hat ihn nie gehört.“
    „Klar, Danny, kein Problem.“ Elizabeth suchte eine leere CD und legte sie zum Brennen in das Laufwerk ihres Laptops. „Hat der Song eigentlich einen Namen?“
    „Find Your Way.“
    Als sie etwas später ihre Tasche von der Garderobe nahm und in ihre Turnschuhe schlüpfte, fiel Elizabeth noch etwas anderes siedend heiß ein. „Die Uhr!“
    „Was?“
    „Die Uhr deines Großvaters, die wir für das Pokerspiel verpfänden wollten. Ich sollte sie Kim mitbringen. Und wo wir gerade dabei sind, was ist mit deiner Lederjacke und deiner Gitarre?“
    Nach dem Mord an Daniel hatten die
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