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Die Kinder des Dschinn Bd. 7 - Die Kristalle des Khan

Die Kinder des Dschinn Bd. 7 - Die Kristalle des Khan

Titel: Die Kinder des Dschinn Bd. 7 - Die Kristalle des Khan
Autoren: P.B. Kerr
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dass du ein Dschinn bist?«
    »Nein«, erwiderte Nimrod. »Er hält mich einfach für sehr begabt auf dem Gebiet der Vulkanologie. Mehr nicht.«
    Sie erreichten die Spitze des Vulkankegels, nachdem sie die Wolken hinter sich gelassen hatten, und starrten in eine Art Steinbruch. Der größte Teil erinnerte an eine gewaltige staubige Schüssel. Allerdings stieg am Fuß der gegenüberliegenden Kraterwand aus einem glühenden Loch eine riesige graue Rauchsäule auf. Sie sah aus wie die größte Zypresse der Welt. John verfolgte den Rauch bis in schwindelerregende Höhe.
    »Heiliges Kanonenrohr«, rief er aus, »das ist unglaublich! Einfach unglaublich!«
    Philippa erging es wie ihrem Bruder. Die Rauchsäule und ihr kleiner glühender Ausgangspunkt faszinierten sie sehr und erinnerten sie an die Zeit, kurz nachdem sie und John ihre Weisheitszähneverloren hatten. Damals hatte der Rauch von Mrs   Trumps Zigarette sie völlig verzaubert.
    »Ist das nicht das Außergewöhnlichste, was ihr je gesehen habt?«, fragte Nimrod.
    »Ja«, erwiderte Philippa, ohne zu zögern, »das ist es.«
    »Ich glaube, es ist diese Wolke aus Rauch und Asche, die eine so starke Wirkung auf uns Dschinn ausübt«, sagte Nimrod. »Sie berührt etwas tief Vergrabenes und Ursprüngliches in uns, das kein Irdischer jemals nachvollziehen wird. Deshalb wollte ich euch beide hierherbringen. Damit ihr verstehen lernt, warum Vulkane für uns etwas ganz Besonderes sind. Und warum das Schicksal unseres Dschinnstammes, der Marid, untrennbar mit Vulkanen verbunden ist. Denn es steht geschrieben: Wenn wogender Rauch aus dem Schoß der Erde steigt, um die Brust der Menschen in Stein und den Weizen auf den Feldern in Asche zu verwandeln, werden die Marid die Welt vor flammender Dunkelheit erretten.«

Snorri Stürlüson

    »Wo steht das geschrieben?«, fragte Philippa.
    Sie fand, das sei eine vernünftige Frage, doch Nimrod gab keine Antwort. Ihr Onkel hatte Professor Stürlüson entdeckt, der an einem langen Seil aus dem Inneren des Vesuvs hinaufkletterte, und lief bereits über einen verlassenen Pfad in den Krater hinab, um ihn zu begrüßen. Philippa und John folgten ihm zu einem Felsvorsprung, dessen Form an das Matterhorn erinnerte. Dort war die Abseilleine des Professors fachmännisch befestigt, und ein großer blonder Mann verfolgte aufmerksam Stürlüsons mühsamen Aufstieg.
    Philippa fand den hochgewachsenen Mann ausgesprochen attraktiv.
    »Mein lieber Axel«, sagte Nimrod, »wie geht es Ihnen? Gestatten Sie mir, Ihnen meinen Neffen und meine Nichte, John und Philippa, vorzustellen. Kinder, dieser wackere Bursche ist Axel Heimskringla.«
    Der junge Mann begrüßte Nimrod und die Zwillinge sehr herzlich auf Isländisch, wandte die blauen Augen jedoch keine Sekunde von dem straff gespannten Kletterseil ab. Schließlich tauchte mit einem lauten Ächzen ein drahtig wirkender Mann zu ihren Füßen auf; er war staubig und verschwitzt und trug eine schwarze Harlekinmaske. Er zog sich in den roten Staub des Kraterpfades und setzte sich schwerfällig auf den Hintern.
    John beugte sich ein wenig vor, weil er neugierig war und das ganze Ausmaß der schrecklichen Verbrennungen sehen wollte, die hinter der Maske versteckt sein mochten, und entdeckte ein Ohr, das nicht größer war als das eines Kindes.
    »Snorri, mein lieber Freund«, sagte Nimrod. »Ich habe mit meiner Nichte und meinem Neffen in Sorrent Urlaub gemacht und die Aschewolke entdeckt. Also dachte ich, ich komme rauf und sehe mir die Sache näher an. Wenn auch nicht ganz so nah wie Sie gerade. Was glauben Sie? Ist die Lage sicher?«
    Der Professor antwortete erst, als er ein wenig verschnauft und zweieinhalb Liter Wasser getrunken hatte. Wegen der Maske war es schwer zu sagen, ob er Nimrods Gegenwart überhaupt zur Kenntnis genommen hatte oder nicht. Doch schließlich nickte er erschöpft und sagte: »Im Augenblick ist es einigermaßen sicher, denke ich. Ich habe eine Lavaprobe genommen. Von einer Stelle, die so dicht an der Spalte lag, wie ich mich herangewagt habe. Eigentlich ist es unerlässlich, noch mehr davon einzusammeln, ehe ich eine langfristige Prognose erstellen kann, aber die Hitze und die Erschöpfung waren einfach zu viel. Ich bin nicht mehr der Kletterer, der ich früher einmal war.«
    Sowohl der Professor als auch Axel hatten einen starken isländischen Akzent, was sich ein bisschen wie ein skandinavischer Akzent anhörte, nur kälter.
    Der Professor hob die Arme und gestattete Axel, das
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