Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herzschlagzeilen

Herzschlagzeilen

Titel: Herzschlagzeilen
Autoren: Coppenrath Verlag GmbH & Co. KG
Vom Netzwerk:
K iki!!!«
    Ich starre mit offenem Mund auf den Monitor. Der Sonntag hat eigentlich gut angefangen. Warum konnte ich die Finger nicht von meinem Notebook lassen?
    Früher, als Kiki ihre Bücher einfach nur gelesen hat, war noch alles in Ordnung. Aber dann hat sie Youtube entdeckt. Und seitdem wollte sie nur noch eins: vor die Kamera. Keine Ahnung, wo sie auf einmal eine Webcam herhatte, auf jeden Fall fing meine kleine Schwester plötzlich an, Vlogs zu drehen und zu veröffentlichen.
    Unsere Eltern wussten anfangs nicht einmal, dass ein Vlog ein Blog in Videoform ist, aber sie fanden es total toll, dass Kiki das macht. Selbst Papa, der allem, was mit dem Internet zu tun hat, superkritisch gegenübersteht, findet diese Vlogs gut. Weil es wichtig ist, junge Menschen zum Lesen zu bringen, sagt er immer. Was ja okay ist. Aber kommt es nicht auch ein bisschen darauf an,
was
sie lesen?
    Auf meinem Monitor zwitschert Kiki inzwischen fröhlich weiter: »Und nicht vergessen: In der nächsten Folge verrate ich euch, was ihr tun müsst, um den Traum eurer schlaflosen Nächte auch wirklich rumzukriegen.«
    Irgendwo links oben im Bild blinkt eine kursive Schrift auf:
    Die 10 ultimativen Flirtregeln! Nur in diesem Vlog!
    Verziert ist das Ganze mit pinkfarbenen Herzchen, die wie Schneeflocken um die Einblendung tanzen.
    »Bis zum nächsten Mal! Eure …«
    Flirtregeln.
Von meiner 13-jährigen Schwester! Ich stöhne und drehe den Ton ab. Kikis Vlogs werden immer kitschiger. Aber selbst das würde ich aushalten, wenn sie sich damit auf ihre Zimmerhälfte beschränken würde.
    Schlimm genug, dass Kiki und ich uns überhaupt ein Zimmer teilen müssen. Ich meine, wer will schon mit seiner kleinen Schwester zusammenwohnen?
    Es ist ja nicht so, dass ich Kiki nicht lieb habe. Meistens jedenfalls. Doch Kiki vergöttert One Direction. Und ganz besonders Harry Styles. Nichts gegen diesen Wunderknaben, aber muss er deswegen gleich bei uns einziehen?
    Meine Schwester hat in ihrer Zimmerhälfte von Hand eine Bordüre mit lauter roten Herzen auf die Wände gemalt und irgendwo zwischen diesen Herzchen hängt ein Originalautogramm von Harry Wunderknabe Styles. In einem pinkfarbenen Rahmen! Und über ihrem Bett prangt ein Poster von Edward und Bella, um das Kiki eine Lichterkette drapiert hat. Eine Lichterkette! Um einen Vampir!
    Kiki steht aber nicht nur auf Harry und Edward, sondern auch auf Romane. Und zwar ausschließlich auf Liebesromane. Und weil Mama ebenfalls auf Liebesromane steht, beglückt sie meine Schwester fast täglich mit weiterem Material aus dem Buchladen, in dem sie arbeitet.
    Ich begreife einfach nicht, was die beiden an diesen Schnulzen finden. Die sind doch alle gleich.
    Kiki auf dem Monitor ist inzwischen zum Standbild eingefroren, ich konnte es nicht mehr mit ansehen. Sie hat ihren neuesten Beitrag nämlich in
meiner
Zimmerhälfte gedreht, und das ist echt das Allerletzte! Jetzt denken meine Freunde vermutlich, dass ich neuerdings auf Lichterketten und Liebesromane stehe. Wenn ich Kiki in die Finger bekomme!
    Wo ist sie überhaupt? Am liebsten würde ich sie gleich … Doch das Klingeln meines Handys unterbricht meine Rachepläne. Handy – nicht Smartphone! Eins von den Dingen, die mein Vater absolut überflüssig findet. Smartphones schränken die Kommunikation ein und machen einsam. Seine Meinung. Irgendwie ist es an ihm vorbeigegangen, dass die Postkutsche nicht mehr fährt und Menschen heute eben zum Handy greifen, wenn sie sich etwas Wichtiges mitteilen wollen.
    Kiki und ich können daher schon dankbar sein, dass wir von ihm je so ein einfaches billiges Prepaid-Teil bekommen haben, und auch das nur, »damit ihr im Notfall Hilfe rufen könnt«.
    Lediglich mein Bruder Colin hat inzwischen ein iPhone. Ein gebrauchtes zwar, aber immerhin. Dafür hat er in den letzten Ferien aber auch täglich im Getränkemarkt geschuftet.
    Ich schnappe mir das Handy, werfe einen Blick aufs Display und lasse mich mit dem Telefon am Ohr aufs Bett sinken.
    »Hallo, Nina, was gibt’s?«
    Eigentlich will ich es gar nicht wissen, denke ich noch, als Nina schon loslegt.
    »Hallo, Süße. Ich hab mir gerade das neue Video von deiner Schwester angesehen.«
    »Ja, und?« Bitte sag jetzt nichts. Bitte!
    »Sag mal, hat deine Schwester neu dekoriert oder hat sie das tatsächlich in deiner Zimmerhälfte gedreht?«
    Ich stöhne auf.
    »Nein, Kiki hat nicht neu dekoriert. Oder doch. Aber nicht bei sich, sondern in meiner Hälfte.«
    »Okay. Sieht ja auch
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher