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Die Kinder des Dschinn Bd. 7 - Die Kristalle des Khan

Die Kinder des Dschinn Bd. 7 - Die Kristalle des Khan

Titel: Die Kinder des Dschinn Bd. 7 - Die Kristalle des Khan
Autoren: P.B. Kerr
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nichts ausmacht, Sir«, sagte Groanin, »würde ich lieber hier oben bei den Kindern bleiben. Für den Fall, dass sie mich brauchen.«
    »Das könnte eine Weile dauern, Groanin«, sagte Nimrod. »Unten im Observatorium hätten Sie es wahrscheinlich bequemer.«
    »Nein danke, Sir. Ich halte es für das Beste, wenn jemand bei ihnen bleibt. Es sind schließlich noch Kinder. Außerdem glaube ich, dass sie ein freundliches Gesicht dringend nötig haben werden, wenn das hier vorbei ist, meinen Sie nicht? Ganz zu schweigen von ein paar Erfrischungen.« Er wies mit dem Kopf zum Picknickkorb.
    »Wie Sie meinen, Groanin«, sagte Nimrod und nickte. »Wir treffen Sie dann hier, wenn der Regen aufgehört hat, ja?«
    Groanin sah zu, wie Nimrod und der Professor auf dem bereits glitschigen Pfad vorsichtig zum alten Observatorium abstiegen. Er suchte sich den trockensten Fleck im Souvenirshop, klappte den Picknickkorb auf und goss sich aus einer der zahlreichen Thermosflaschen, die er in der Küche des Excelsior-Vittoria-Hotels abgefüllt hatte, eine Tasse Tee ein. Dann holte er das (kürzlich reparierte) silbergerahmte Foto der Königin heraus und stellte es behutsam auf die leere Eistruhe. Die Teetasse in der einen Hand, schlug er mit der anderen die Zeitung auf und begann zu lesen.

Eine menschliche Denkweise

    John schlug die Augen auf und sah in einen wunderschönen, wolkenlos blauen Himmel. Wie eine silberne Schnecke zog hoch oben in der Troposphäre ein Flugzeug dahin und ließ einen weißen Kondensstreifen hinter sich zurück. Die Sonne schien ihm angenehm warm ins Gesicht und die frühmorgendliche Luft war erfüllt von Vogelgesang und einem starken Blumenduft. Seine Kleider waren ein wenig feucht, doch das war nach so viel Regen nicht anders zu erwarten. Als ihm einfiel, wo er war, richtete er sich auf und sah sich um.
    Er saß am Rand des Pfads, der um den Krater des Vesuvs führte. Die turmhohe Rauch- und Aschewolke vom Vortag war verschwunden. Und im Krater zu seinen Füßen, der noch vor Kurzem voller geschmolzenem Gestein und Feuer und davor eine riesige staubige Schüssel gewesen war, befand sich nun eine riesige Wasserfläche.
    Philippa lag neben ihm, in einem ähnlich feucht-schmuddeligen Wachzustand wie er selbst. Die roten Haare klebten ihr am Schädel wie ein Kopftuch. Ihr Gesicht war bereits von der Sonne gerötet, was John, wie ihm klar wurde, noch nie zuvor gesehen hatte.
    Sie setzte sich auf und zupfte ihr feuchtes T-Shirt von den Schultern. Dann nahm sie die Brille ab, säuberte sie am Saum des T-Shirts und setzte sie wieder auf.
    »Bist du in Ordnung?«, fragte er.
    »Ja«, sagte sie. »Ich glaube schon. Ich fühle mich ein bisschen schlapp. Und du?«
    »Okay, glaube ich.« Er nickte. »Anscheinend hat es geklappt. Jedenfalls hier auf dem Vesuv. Sieh mal.« Er zeigte auf den See zu ihren Füßen. »Der Regen hat den Krater aufgefüllt.«
    »Sieht friedlich aus, findest du nicht? Wie einer dieser Schweizer Seen, nur kleiner. Kaum zu glauben, dass es der gleiche Krater ist.«
    »Hm.«
    »Ich frage mich, ob es anderswo auch geklappt hat«, sagte Philippa. »Auf anderen Vulkanen.«
    »So, wie ich mich fühle, kann ich mir kaum vorstellen, dass es nicht funktioniert hat.« John zuckte die Achseln. »Aber das wird sich schon noch herausstellen, denke ich.«
    Philippa gähnte. Es war ein mächtiges, ausgedehntes Gähnen, das wie ein Jodler durch den Krater hallte.
    »Es fühlt sich an wie ganz früh am Morgen«, sagte sie und sah auf die Uhr. »Wahrscheinlich hat es den ganzen Tag und die Nacht durchgeregnet.«
    »Wie fühlst du dich?«, fragte John. »Wirklich, meine ich.«
    »Nass«, sagte Philippa. »Meine Klamotten kleben an mir wie Briefmarken.«
    »Meine auch. Nein, ich meinte, du weißt schon, innerlich.«
    »Innerlich?« Philippa dachte einen Moment nach. »Anders. Ganz anders. Als würde ich die Welt mit anderen Augen sehen. Oder als hätte ich etwas vergessen. Nur dass ich weiß, was ich vergessen habe.« Sie zuckte die Achseln. »Falls du verstehst, was ich meine. Und du? Wie fühlst du dich?«
    »Eigentlich weniger schlecht, als ich erwartet hatte«, sagte John. »Wenn man bedenkt, was passiert ist.« Er zuckte ebenfallsdie Achseln. »Es tut überall ein bisschen weh. Und ich habe so ein Gefühl von Verlust.« Er schüttelte den Kopf. »Das ist vielleicht zu stark. Aber ich fühle mich ein bisschen wie ein Auto, dem gerade das Benzin ausgegangen ist.«
    Philippa stand auf, reckte sich und sah sich um.
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