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Die Katze, die den Dieb vertrieb.

Die Katze, die den Dieb vertrieb.

Titel: Die Katze, die den Dieb vertrieb.
Autoren: Lilian Jackson Braun
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Tausende von Postkarten, und ich habe schließlich Wilfred Sugbury und seine Freundin engagiert, damit sie sie in Tabellen erfassen. Sie haben mir seitenweise Listen mit Katzennamen gegeben, nach der Anzahl der Silben geordnet. Einsilbige Namen sind in der Minderheit. Anscheinend erregt man mit zweisilbigen Namen mehr Aufmerksamkeit bei einer Katze.«
    »Wirst du eine Kolumne über dieses Thema schreiben?«
    »Oder eine wissenschaftliche Arbeit über die Katzennomenklatur in nördlichen Klimazonen. Ich habe zufällig ein paar Notizen dazu bei mir.« Er zog ein zusammengefaltetes Blatt Papier aus der Tasche:
In Moose County mit seiner großen Anzahl von Farm- und Hauskatzen sind viele Tiere nach Lebensmitteln benannt: Rübchen, Mirabelle, Kiwi, Paprika, Safran, Ingwer, Curry, Melisse, Pralinchen, Popcorn, und so weiter.
Die Namen sind nicht immer schmeichelhaft: Strolch, Stinky, Rowdy, Fauler Willi.
Katzen, die die Namen berühmter Persönlichkeiten tragen, wurden als Kompliment für ihre Namensvettern so genannt: Babe Ruth, Sokrates, Woody Allen, Königin Juliana, Laurel und Hardy, Eleanor Roosevelt, George Washington.
Wenn mehrere Katzen in derselben Familie leben, haben sie oft Namen, die sich reimen: Mingo und Bingo, Minki und Pinki, Pussi und Tussi.
    Polly las seine Notizen und bat ihn, beim nächsten Treffen der Freunde der Stadtbibliothek über das Thema zu sprechen. Er sagte, er würde es sich überlegen.
    Nach dem Essen fragte er: »Weißt du etwas über den Dolch, mit dem Lynette ihre Hochzeitstorte angeschnitten hat?«
    »Ja, er war ein Geschenk von Danielle. Der Griff war mit dem aufgerichteten schottischen Löwen verziert.«
    »Nun, ich weiß zufällig, daß die diebische Danielle ihn aus dem MacMurchie-Haus gestohlen hat, als Carter Lee mit ihr die sogenannte Gebäudebewertung durchführte. Gil hat sich sehr darüber aufgeregt. Es war das letzte Geschenk seiner verstorbenen Frau.«
    »Das ist ja schrecklich!« sagte Polly. »Lynette wäre zuriefst beschämt gewesen, wenn sie es gewußt hätte. Die MacMurchies waren immer so nette Nachbarn. Wenn sie Probleme mit der Wasserleitung hatte, konnte sie Gil anrufen, und er kam sofort mit einer Rohrzange herüber.«
    Sie schwiegen beide. Qwilleran dachte: Wußte Danielle, daß sie ihr Hochzeitsgeschenk wiederbekommen würde – nach New Orleans? War sie eine echte Neurotikerin mit dem zwanghaften Trieb, zu stehlen? Oder sollten ihre Diebstähle nur die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf kleinere Vergehen lenken, während Carter Lee einen großen Betrug beging? Letzteres würde den ›Diebstahl‹ seines eigenen Mantels erklären, der nicht lange verschwunden war. Was den Raub des Geldes aus dem Krug anbelangte – selbst die Frau eines Bankiers konnte ein paar tausend Dollar brauchen. Aber was hatte sie bloß mit dem Altkleidersack aus der Sammlung für Bedürftige gemacht?
    Polly unterbrach das Schweigen. »Ich habe niemals einen der beiden im Verdacht gehabt. Du, Qwill?«
    »Nun…« Er überlegte, was er ihr erzählen sollte und was nicht. »Die Art, wie Carter Lee über die Eintragung ins Register der historischen Gebäude sprach, hat meine Neugier geweckt. Wie funktioniert das? Ich habe erfahren, daß dabei komplizierte Antragsformulare ausgefüllt werden müssen, mit Fotos und dokumentierten Informationen über die Architektur, die Materialien, die Handwerkerarbeiten und die Geschichte des Gebäudes. Das alles muß schließlich von einem unabhängigen Gremium begutachtet und genehmigt werden. Wie konnte er seinen Klienten auch nur das geringste versprechen? Aber zwanzig Familien ließen sich überzeugen, und ich war bloß ein ungläubiger Thomas… Als ich entdeckte, daß er ein Schwindler war, war es zu spät.«
    Polly seufzte tief auf. »Ich wünschte um Lynettes willen, daß wir Gil MacMurchie den Dolch zurückgeben könnten. Sie würde es wollen. Weißt du, Qwill, ich habe einen Schlüssel zu ihrem Haus. Sie bat mich, darauf aufzupassen, während sie auf Hochzeitsreise war. Glaubst du… es wäre in Ordnung, wenn… ich hinüberginge und einfach…«
    »Nein, das wäre ganz und gar nicht in Ordnung!« unterbrach er sie streng. »Das wäre Diebstahl – ein unpassendes Benehmen für die Leiterin der Stadtbibliothek. Aber… wenn du hinübergingest, um einfach mal nachzusehen… und ein leckes Rohr fändest… eine geheimnisvolle Wasserpfütze unter dem Spülbecken… dann könntest du Gil anrufen, und er würde mit seiner Rohrzange hinüberkommen.
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