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Die Katze, die den Dieb vertrieb.

Die Katze, die den Dieb vertrieb.

Titel: Die Katze, die den Dieb vertrieb.
Autoren: Lilian Jackson Braun
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auf seine gut bestückte Bar und seine Fähigkeit, alle möglichen Drinks zu mixen. Auf Margaritas war er jedoch nicht vorbereitet. Er hatte bloß Salz für den Glasrand.
    Ein Anruf bestätigte seine Befürchtung, daß der Spirituosenladen in Pickax geschlossen war, genau wie alle anderen Geschäfte. Die Bar im Clubhaus war abgeschlossen, weil der Barkeeper durch die Überschwemmung des Rocky Burn von der Außenwelt abgeschnitten war. Als Qwilleran Hixie Rice anrief, empfahl sie ihm, sich an Susan Exbridge zu wenden, die ihn wiederum an ihren Ex-Mann verwies. Von Don Exbridge erfuhr er zu seiner Überraschung, daß die Cavendish-Schwestern in Südkalifornien gelebt und von dort eine Vorliebe für Margaritas mitgebracht hatten. Als Qwilleran an ihrer Tür klingelte, wurde er wie ein Held begrüßt und mit allem versorgt, was er für die Drinks benötigte.
    Wetherby Goode kam zur vereinbarten Zeit und wurde ins Schlafzimmer verbannt; die Tür blieb einen Spalt offen. »Versuchen Sie, nicht zu niesen«, sagte Qwilleran zu ihm.
    Die Katzen, vollgestopft mit einem üppigen Mahl, das sie träge machen würde, wurden in ihr eigenes Zimmer gesperrt, wo – ohne Ton – der Fernseher lief.
    Kurz nach halb drei hielt der Land Rover vor der Wohnung an, und Qwilleran begrüßte seine Gäste mit der richtigen Mischung aus feierlichem Ernst und Gastfreundschaft. Carter Lee war leicht zurückhaltend, doch Danielle war ausgelassen wie immer.
    »Oh! Schau doch mal!« sagte sie und zeigte auf die Waffen, die an der Wand hingen.
    Der freundliche Gastgeber ergriff die Gelegenheit beim Schopf. Listig sagte er: »Das sind schottische Dolche aus Gil MacMurchies Sammlung. Er hatte fünf davon, aber der schönste wurde ihm während der Diebstahlserie vor ein paar Wochen gestohlen.« Er nahm einen der Dolche aus dem Rahmen und setzte seinen Vortrag fort, während er sie ins Wohnzimmer führte. »Der schottische Dolch ist länger als ein normaler Dolch und kürzer als ein Schwert – gewiß eine sehr nützliche Waffe. Interessant ist, daß die Rinnen in der Schneide Blutrinnen genannt werden. Dieser Griff ist mit einem Distelmuster verziert, einem Wahrzeichen von Schottland, aber das begehrteste Motiv ist ein auf den Hinterbeinen aufgerichteter Löwe.« Er legte den Dolch in seiner Scheide auf den Couchtisch, in der Hoffnung, sein Anblick würde bei ihnen Schuldgefühle auslösen. Da er das Thema lang genug ausgereizt hatte, fragte er dann: »Darf ich Ihnen eine Margarita anbieten? Man hat mir gesagt, daß ich gute Margaritas mixe.«
    Beide Gesichter hellten sich auf. Sie saßen auf dem Sofa mit Blick auf das Fenster, und Qwilleran würde ihre Mienen studieren können. Er fragte sich, ob Wetherby Goode seine Darbietung genoß. Er brachte einen Trinkspruch zum Gedenken an Lynette aus, was den trauernden Witwer veranlaßte, zu nicken und betrübt zu Boden zu blicken. Danielle schürzte die Lippen und studierte eingehend das Salz auf dem Rand ihres Glases.
    »Es ist sehr klug von Ihnen, nach Hause zu kommen und sich in Ihre Aufgaben zu stürzen«, sagte Qwilleran, ganz der gute Onkel. »Es heißt ja, Arbeit heilt alle Wunden.«
    »Es ist schmerzlich, aber langfristig wird es wohl wirken«, pflichtete ihm Carter Lee bei. »Ich weiß, Lynette würde wollen, daß ich weitermache. Ich träume davon, die Pleasant Street zu einer Gedenkstätte für sie zu machen und das Viertel vielleicht den Duncan-History-Park zu nennen.«
    »Eine schöne Geste«, murmelte Qwilleran und kam sich dabei vor wie ein Heuchler. Er wußte, daß die benachbarten Hausbesitzer zwar nach außen freundlich waren, aber einen solchen Namen ablehnen würden. »Ich hoffe, Ihnen ist klar«, fuhr er fort, »daß es in diesem Bezirk genug historische Häuser gibt, daß Sie den Rest Ihres Lebens zu tun haben werden. An zwei Projekten habe ich ein persönliches Interesse. Für ihre Renovierung steht sehr viel Geld zur Verfügung. Das erste ist das alte Pickax Hotel im Stadtzentrum, das seit einer Explosion im vergangenen Jahr mit Brettern vernagelt ist.«
    »Ich habe es gesehen«, sagte Carter Lee. »Wie viele Innenräume hat es?«
    »Zwanzig Gästezimmer und viele öffentlich zugängliche Räume, einschließlich eines Ballsaals. Das andere Projekt ist das Limburger-Herrenhaus in Black Creek, aus dem ein Landgasthof werden soll… Darf ich Ihnen noch einen Drink anbieten?«
    So weit, so gut, dachte Qwilleran, während er zwei weitere Margaritas mixte. Die Gäste entspannten sich. Sie
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