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Die Katze, die den Dieb vertrieb.

Die Katze, die den Dieb vertrieb.

Titel: Die Katze, die den Dieb vertrieb.
Autoren: Lilian Jackson Braun
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Am Mittwoch kommt Bart Barter zurück und wird uns dann mehr über die Ermittlungen des Klingenschoen-Fonds erzählen können. Und morgen nachmittag möchte ich Carter Lee eine kleine Falle stellen, nur um zu sehen, wie er reagiert. Ich werde Ihnen das Ergebnis morgen mitteilen – ungefähr um dieselbe Zeit.«
    »Viel Glück«, knurrte Brodie ohne große Begeisterung. Dann gestattete er sich ein kleines Lachen. »Was hält denn Ihr kluger Kater von diesem Typen?«
    »Nun, Koko hat einmal eine Pelzmütze zu fassen bekommen und versucht, sie auseinanderzunehmen, wenn das irgend etwas zu bedeuten hat. Für eine Katze ist stets Jagdsaison für Pelze und Federn.«
    Nach seiner Konferenz mit Brodie wartete er, bis ihm der Zeitpunkt für einen Anruf in der Wohnung der Carmichaels passend erschien. Danielle meldete sich. Sie sagte, daß ihr Cousin zwar angekommen, aber völlig erschöpft sei; er wäre fast achtundvierzig Stunden auf den Beinen gewesen; im Augenblick schliefe er und dürfe nicht gestört werden.
    »Das ist schon in Ordnung«, sagte Qwilleran. »Ich wollte nur mein Beileid ausdrücken und Sie beide morgen zu einer geschäftlichen Besprechung einladen – und auf eine kleine Erfrischung. Vielleicht freut er sich, wenn er von zwei großen Renovierungsprojekten hört, bei denen seine Fachkenntnisse gefragt sein könnten. Glauben Sie, daß er bereit ist, einen großen Auftrag anzunehmen – zu einem Zeitpunkt wie diesem?«
    »O ja! Da bin ich sicher! Um wieviel Uhr morgen?«
    »Wie wäre es mit halb drei? Ich wohne in Gebäude fünf. Er war schon einmal hier… Und was trinken Sie beide gerne?«
    »Margaritas«, sagte sie wie aus der Pistole geschossen. Nach dieser vorgetäuschten Bekundung von Gastfreundschaft begann Qwilleran – mit einer gewissen freudigen Erregung – zu planen, wie er seine Beute am besten in die Falle locken konnte. Sein Köder würden ein paar Drinks, jede Menge Anteilnahme und ein fingiertes Angebot sein. Und dann würde er die Falle zuschnappen lassen! Es bestand natürlich die Möglichkeit, daß Carter Lee glattzüngig und clever genug war, ihr auszuweichen. Obwohl er im Theaterclub erzählt hatte, daß er über keinerlei schauspielerische Fähigkeiten verfügte, war er – Qwillerans Meinung nach – der Olivier, der Gielgud, der Alec Guiness der Bauernfängerei.
    Vielleicht war es ein Zufall, vielleicht auch nicht, daß Band zehn auf dem Melville-Regal – das Buch, das Kokos Aufmerksamkeit so sehr fesselte – ›Ein sehr vertrauenswürdiger Mann‹ war, ein Roman über einen ausgekochten Betrüger. Der Kater war auch überaus angetan von A. Hammels gelehrter Abhandlung über den ossianischen Schwindel! Jetzt wurde Qwilleran klar, daß er die exzentrischen Anwandlungen des Katers hätte ernster nehmen sollen.
    Als erstes mußte er die Falle vorbereiten. Seine – noch nicht ganz ausgereifte – Idee war, seinen Zuhörern von den Mehr oder weniger haarsträubenden Geschichten zu erzählen und ihnen den Beitrag von Dank Hollow vorzuspielen. Danach würde er eine eigene haarsträubende Geschichte vorspielen – über einen Betrug, dem Pickax vor hundert Jahren zum Opfer gefallen war. Dieser Betrug würde so frappante Ähnlichkeit mit dem Pleasant-Street-Projekt haben, daß den Zuhörern dabei etwas mulmig werden würde. Zumindest nahm er an, daß Danielle dabei mulmig werden würde, selbst wenn ihr ›Cousin‹ ruhig blieb. Jetzt brauchte Qwilleran nur noch diese heikle, raffinierte Geschichte zu erfinden.
    Als er sich jedoch an die Schreibmaschine setzte, strömten die Ereignisse der vergangenen vierundzwanzig Stunden auf ihn ein. Um einen klaren Kopf zu bekommen, mußte er an etwas ganz anderes denken. Und woran? Er sah Koko an, und der Kater erwiderte seinen Blick. Oper, dachte Qwilleran.
    »Yau!« machte Koko.
    Adriana Lecouvreur, dachte Qwilleran.
    »Yau!« machte Koko.
    Es war die Doppel-CD, die ihm Polly zu Weihnachten geschenkt hatte; er hatte sie noch keinmal angehört. Ein wenig schuldbewußt legte er die erste CD in das Gerät und machte es sich mit einem Becher Kaffee in der Hand in seinem Lehnsessel gemütlich.
    Im ersten Akt herrschte reges Treiben hinter der Bühne der Comedie Francais – die Leute vom Theater und ihre Besucher machten sich Sorgen, schmiedeten Komplotte und flirteten. Koko hatte es sich neben ihm bequem gemacht, aber Yum Yum war verschwunden. Sie war wohl keine Opernliebhaberin!
    Die Musik war dramatisch, die Stimmen bewegend. Die Geschichte spielte
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