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Die Katze, die den Dieb vertrieb.

Die Katze, die den Dieb vertrieb.

Titel: Die Katze, die den Dieb vertrieb.
Autoren: Lilian Jackson Braun
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1730 und handelte von einer glamourösen Schauspielerin und einer Fürstin, die um die Liebe eines Edelmannes buhlten. Es war eine Geschichte voller Intrigen, Leidenschaft, Betrug und Rache. Ein verpfändetes Halsband kam darin vor, ein Veilchenstrauß und ein verlorenes Armband. Koko rutschte ab und zu unruhig herum. Qwilleran las das Libretto auf englisch mit, doch der Kater hörte es auf italienisch. Als wüßte er, worum es ging, gab er, als die Spannung stieg, mißbilligende Laute von sich. Im letzten Akt, als Adriana in den Armen ihres Geliebten starb, begann Koko herzergreifend zu heulen.
    »Du hast das Finale verdorben«, schalt ihn Qwilleran nachher, während Yum Yum aus ihrem geheimen Versteck herauskroch.
    Doch es war kein gewöhnliches Heulen; es war ein hohler, gequälter Jammerlaut! Qwilleran spielte den vierten Akt noch einmal; er übersprang die Arien bis zur Sterbeszene, in der Adriana die Schachtel mit den verwelkten Veilchen erhält und sie für eine grausame Nachricht des Geliebten hält, den sie verloren hat; traurig vergräbt sie ihr Gesicht in den toten Blumen, ohne zu wissen, daß sie von der Fürstin sind. Und ohne zu wissen, daß sie vergiftet sind. Koko heulte wieder. Dieselbe gequälte Reaktion hatte er auf den Dimsdale-Fluch gezeigt, als von den Pasteten die Rede war – den vergifteten Pasteten.

 
    Nachdem Qwilleran gehört hatte, wie Koko auf die Oper reagierte, setzte er sich grimmig entschlossen an die Schreibmaschine. Seine Einstellung hatte sich geändert: Daß er einem Betrüger eine Falle stellen wollte, war jetzt kein Streich, kein Katz-und-Mausspiel mehr. Diese Sache durfte er nicht spielerisch angehen, sagte er sich, dazu war sie zu ernst! Kokos Reaktion auf die Szene mit den vergifteten Veilchen bestätigte den Verdacht eines zynischen Journalisten. Sie erklärte auch das zunehmend beunruhigende Gefühl auf seiner Oberlippe.
    In den Coffee-Shops sagten die einheimischen Witzbolde gern: ›Wenn du deine Frau umbringen willst, mach es im Süden unten, dann passiert dir nichts.‹ Rückblickend betrachtet, erschienen Qwilleran die Ereignisse der letzten Zeit nur allzu eindeutig: die überstürzte Heirat; die Festlegung einer Gütergemeinschaft; die Geheimnistuerei um Carter Lees Aufenthaltsort nach Lynettes Tod, durch die verhindert wurde, daß sich irgend jemand aus Pickax einmischen konnte.
    Doch gab es irgendeinen echten Beweis dafür, daß er sie vergiftet hatte? Das Heulen einer Katze – Hunderte von Meilen entfernt – im Augenblick des Todes war wohl kaum ein vor Gericht zugelassener Beweis, geschweige denn ein Grund für eine Verhaftung. Kokos durchdringendes Geschrei bei der Erwähnung von Gift war ebenso nur ein schwacher Beweis. Qwilleran wußte von seiner ungewöhnlichen Fähigkeit, Dinge aufzudecken und Hinweise zu liefern, aber würde das auch sonst irgend jemand glauben?
    Eines wußte er mit Sicherheit: Bei der leisesten Andeutung, daß ihr Spiel aus war, würden Carter Lee und seine sogenannte Cousine verschwinden und ihre falschen Ausweise, das Geld von zwanzig vertrauensvollen Hausbesitzern und jede Menge Beute aus dem Duncan-Haus mitnehmen.
    Qwilleran rief den Polizeichef zu Hause an. »Entschuldigen Sie die Störung, Andy. Der Fall, über den wir gesprochen haben, ist ernster, als ich dachte. Ich werde die Falle stellen, aber ich möchte, daß Sie bereitstehen. Es kann alles Mögliche passieren!«
    Dann setzte er sich an seine Schreibmaschine und tippte zwei- oder dreihundert Worte herunter, mit denen er seinen Plan in die Tat umsetzen wollte. Das Licht von Scheinwerfern in der Nachbarauffahrt veranlaßte ihn, Wetherby anzurufen. Ernst sagte er: »Joe, haben Sie schon die Neuigkeit aus New Orleans gehört?«
    »O ja! Habe ich! Und ich bin fuchsteufelswild! Das hätte nie passieren dürfen! Ich würde am liebsten eine Tür eintreten!«
    »Nun, ich werde diese Tür eintreten, und dabei brauche ich Ihre Hilfe.«
    »Was kann ich für Sie tun?«
    »Geben sie mir noch fünfzehn Minuten an der Schreibmaschine, und kommen Sie dann herüber.«
    Qwilleran schrieb seine haarsträubende Geschichte zu Ende und erwartete Wetherby mit einem Bourbon. »Setzen Sie sich, Joe, dann erkläre ich Ihnen alles.« Er wartete, bis sein Gast einen Schluck getrunken hatte. »Sowohl Sie als auch ich hatten den einen oder anderen Verdacht in bezug auf Carter Lee, und ich bin zu der Überzeugung gelangt, daß wir nicht sehr falsch lagen. Ich habe vor, ihn indirekt damit zu
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