Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Katze, die den Dieb vertrieb.

Die Katze, die den Dieb vertrieb.

Titel: Die Katze, die den Dieb vertrieb.
Autoren: Lilian Jackson Braun
Vom Netzwerk:
sprachen ungezwungen über die Überschwemmung, über Danielles Rolle im Theaterstück und über die Zukunft des Gourmetclubs. Interessiert lauschten sie seinen Plänen für die Mehr oder weniger haarsträubenden Geschichten und sagten, ja, sie würden gerne eine davon hören.
    »Ich mag Gespenstergeschichten«, sagte Danielle und rutschte erwartungsvoll auf dem Sofa hin und her.
    Sie hörten sich das Geheimnis von Dank Hollow an und fanden es sensationell. Als Qwilleran eine weitere Runde Drinks servierte, sagte er: »Und jetzt werde ich Ihnen eine Geschichte vorspielen, die noch niemand gehört hat. Sie hat noch nicht einmal einen Namen. Mich interessiert, was Sie dazu sagen.«
Vor hundert Jahren, zur Blütezeit von Moose County, als noch zehn Bergwerke in Betrieb waren, bauten die reichen Bergwerksbesitzer in Pickax Herrenhäuser und lebten im großen Stil am Goodwinter Boulevard. Doch sie hatten ein lästiges Problem: Ihre Häuser wurden von den ruhelosen Geistern toter Bergarbeiter heimgesucht, die bei Stolleneinbrüchen verschüttet oder bei Explosionen unter Tage ums Leben gekommen waren. Die gespenstischen Geräusche hielten die Familien in der Nacht wach und ängstigten die Kinder. Eine Zeitung im Süden schickte sogar mit der Postkutsche einen Reporter nach Pickax; dieser ging der Sache nach und schrieb dann einen Bericht über das Stöhnen und Husten und das ständige Klopfen unsichtbarer Spitzhacken.
Kurz nachdem die Story veröffentlicht worden war, kam in einem Planwagen ein Mann namens Charles Louis Jones nach Pickax, und mit ihm eine hübsche junge Frau mit einem koketten Häubchen, seine Schwester Dora. Er sagte, er besäße die Gabe, Geister zu beschwören und könne die Gegend von ihnen befreien, und er hätte schon in vielen Orten im Süden unten Wunder gewirkt. Sein Honorar war beträchtlich, aber die geplanten Bergwerksbesitzer waren bereit, ihm alles zu geben, was er verlangte. Er benötigte für seine Arbeit eine Spitzhacke, eine Bergarbeitermütze und einige mit Sand gefüllte Leinensäcke.
Die Leute unterschrieben den Vertrag, und er machte sich zusammen mit seiner Schwester an die Arbeit – nachts, nachdem die Familien zu Bett gegangen waren. Mit der Spitzhacke in der Hand sagte sie Zaubersprüche auf, während ihr Bruder die Bergarbeitermütze aufsetzte und auf dem Dachboden und im Keller Sand verstreute. Nach zwei Wochen berichteten seine Klienten, daß sich die Lage etwas gebessert hätte, und unterschrieben neue Verträge mit höheren Honoraren.
Und während der ganzen Zeit wurden die beiden fremden, ein freundliches und attraktives Paar, wie Fürsten behandelt. Charles Louis war besonders charmant. Keiner wollte, daß er wieder wegging, am allerwenigsten Lucy Honeycutt. Ihrem Vater gehörte die Honey-Hill-Mine. Sie war zwar nicht das hübscheste Mädchen am Boulevard, aber sie hatte die größte Mitgift. Als Charles Louis um ihre Hand anhielt, war Mr. Honeycutt geschmeichelt, und Lucy war begeistert. Sie würde mit ihrem gutaussehenden und talentierten Ehemann in der ganzen Welt herumreisen und geplagten Menschen in anderen Orten helfen. Dora würde ihr die Zaubersprüche beibringen. Also fand die Hochzeit statt – ziemlich überstürzt, wie die Klatschbasen meinten.
    Während das Tonband in dem stillen Zimmer ablief und die einzige Ablenkung das Geräusch des rauschenden Flusses war, beobachtete Qwilleran seine Gäste. Danielle genoß die Geschichte; ihr Cousin hörte kritischer zu. Als der Name Charles Louis Jones fiel, zuckten seine Augenlider. Während die Geschichte ihren Lauf nahm – mit Lucys Mitgift, dem talentierten Ehemann, der überstürzten Hochzeit –, wurde seine Haltung zunehmend angespannter. Er setzte sein Glas ab und warf Danielle einen Seitenblick zu. Allmählich scheint er zu kapieren, dachte Qwilleran. Die Geschichte war jedoch noch nicht zu Ende:
Die nächtlichen Beschwörungen gingen auch nach der Hochzeit weiter, und ebenso die Einladungen zu Partys und die Zahlungen, obwohl die Leute murrten, daß der Erfolg zu wünschen übrig ließ. Eines Nachts, nachdem sie einen von ihrer Schwägerin zubereiteten Fischeintopf gegessen hatte, wurde Lucy krank. In derselben Nacht verschwanden Charles Louis und Dora in ihrem Planwagen, und mit ihnen Lucys Mitgift sowie Silbergeschirr und Schmuck aus den Spukhäusern, wahrscheinlich in den Leinensäcken.
Es wäre ein leichtes, über diese Geschichte von Spukhäusern, leichtgläubigen Landbewohnern, einem skrupellosen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher