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Die Katze, die den Dieb vertrieb.

Die Katze, die den Dieb vertrieb.

Titel: Die Katze, die den Dieb vertrieb.
Autoren: Lilian Jackson Braun
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Wenn man etwas nimmt, was einem gehört, ist das kein Diebstahl.«
    An einem anderen Abend war Qwilleran zu Hause, als es an der Tür läutete. Davor stand ein Mann mit einer Atemschutzmaske, der einen Glaskrug in der Hand hielt.
    »Was – was?« stotterte Qwilleran. Vom Hals abwärts war die Gestalt als Wetherby Goode erkennbar. »Los, Sie komischer Vogel! Nehmen Sie das Ding von Ihrem Kopf ab! Was ist denn in diesem Krug drinnen?«
    »Meerrettich von meinem Großonkel in Lockmaster. Er zieht und reibt ihn selbst. Ein Atemzug davon reicht aus, um ein Rhinozeros umzubringen.«
    »Ich riskiere es«, sagte Qwilleran, der süchtig nach Meerrettich war. »Wie wär’s mit einem Bourbon?«
    In königlicher Haltung trat Koko in Erscheinung, und Yum Yum trippelte auf ihre kokette Art ins Zimmer.
    »Fangen sie manchmal Mäuse?« fragte Wetherby.
    »Das ist Yum Yums geheimer Traum, aber Koko ist eher eine intellektuelle Katze. Er ist auf Gedankenübertragung spezialisiert. Jetzt sagt er mir gerade, daß er gern wieder in die Scheune ziehen würde. Wird das gute Wetter anhalten?«
    »Fragen Sie mich nicht nach dem Wetter. Ich bin bloß Meteorologe. Fragen Sie die Raupen.«
    Qwilleran sagte: »Polly hat mir erzählt, die Zuhörer schicken Ihnen Vorschläge für Ihre Zitate, die Sie täglich im Radio bringen.«
    »Das stimmt, und ich bin sehr froh darüber. Polly schickt mir ständig Zitate, die das Wetter betreffen – von Shakespeare und all den anderen alten Burschen.«
    »Sie kennt Shakespeare in- und auswendig«, meinte Qwilleran beiläufig, aber er war verblüfft. Warum hatte sie ihm das nicht gesagt? Zwar verschwieg er ihr auch seine Ermittlungen und Kokos Mithilfe, weil sie ersteres nicht gutheißen und über letzteres lachen würde. Daß Polly irgend etwas vor ihm verheimlichte, überraschte ihn jedoch sehr.
    Der gesprächige Meteorologe plauderte weiter. »Wie wir alle mit Freude vernommen haben, übernimmt jetzt Fran Brodie die Hauptrolle in Hedda Gabler. Die schlechte Nachricht ist, daß Danielle die Rechnung des Einrichtungsateliers nicht bezahlt hat, bevor das alles passierte. Dr. Diane sagt, die beiden wären nicht mehr am Leben, wenn sie nicht die vielen Margaritas getrunken hätten. Sie waren so entspannt, daß ihre Glieder wie Gummi waren… Waren Sie schon bei Lois, seit Lenny freigesprochen wurde und seinen Job wieder hat?«
    »Ja! Und sie war so glücklich, daß sie eine Runde Apfelkuchen ausgab.«
    »Im Bridgeclub glauben alle, daß Danielle Lenny die Sache anhängen wollte. Kannten Sie Willard gut? Ich frage mich die ganze Zeit, ob er an dem Schwindel mitbeteiligt war. Schließlich hat er Carter Lee hergeholt und sich für sein Projekt stark gemacht.«
    »Weil seine Bank für die Renovierungen Kredite vergeben wollte. Ich glaube nicht, daß er wußte, was lief. Er hat Danielle in einem Nachtclub kennengelernt und war noch nicht lange mit ihr zusammen, als sie heirateten. Ich könnte mir vorstellen, daß sie und Carter Lee schon lange Partner waren, bei ihren Gaunereien und auch bei allem anderen, und daß sie einen reichen Ehemann sehr vorteilhaft fanden.«
    Wetherby beobachtete, wie Koko mit dem Schwanz auf den Boden schlug. »Was macht er denn da?«
    »Er kommuniziert«, sagte Qwilleran. »Ich versuche seit Jahren, diesen Schwanz zu verstehen!« Dann sagte er in vertraulichem Tonfall: »Polly hat mir zu Weihnachten die Gesamtausgabe der Romane von Melville geschenkt, und Koko ist seither besessen von Band zehn. Wenn Sie etwas Unheimliches sehen wollen, schauen Sie sich den Titel von Band zehn an.«
    Wetherby ging zum Regalschrank mit den Melville-Romanen. »Es ist Ein sehr vertrauenswürdiger Mann! Wollen Sie mich auf den Arm nehmen?«
    »Ganz und gar nicht.«
    »Ist das ein Zufall – oder was?«
    »Das weiß ich genauso wenig wie Sie, Joe.«
    Nachdem der Meteorologe mitsamt seiner Gasmaske nach Hause gegangen war, beobachtete Qwilleran, wie Koko mit dem Schwanz schlug – rechts, links, rechts, links. Er wollte ihm etwas anderes mitteilen; er hatte noch nicht die ganze Geschichte erzählt. Oder, was wahrscheinlicher war, Qwilleran hatte sie nicht verstanden.
    »Was hast du denn, alter Junge?« fragte er.
    Koko hörte mit dem Schwanzschlagen auf und durchschritt majestätisch den Raum. Unterwegs hielt er einmal inne, um Qwilleran einen Blick zuzuwerfen, den man nur als verächtlich bezeichnen konnte. Er ging zu Yum Yum, die friedlich dasaß, und versetzte ihr mit der Pfote einen Schlag auf den
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