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Die Katze, die den Dieb vertrieb.

Die Katze, die den Dieb vertrieb.

Titel: Die Katze, die den Dieb vertrieb.
Autoren: Lilian Jackson Braun
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andere Schublade. Es war das erste Mal, daß er Interesse an jenem speziellen Teil des Schranks bekundete, und Qwilleran verspürte ein leichtes Ziehen an der Oberlippe, das ihn veranlaßte, nachzusehen. Die Ablage für ›ein andermal‹ enthielt allen möglichen Krimskrams, doch ganz oben auf dem Stoß lag der braune Umschlag des Anwaltsbüros. Er unterbrach seine Schreibarbeit, um sich den Inhalt anzusehen und fand, was er erwartet hatte: Papiere, die er unterschreiben und im beigelegten Umschlag zurückschicken sollte. Bart machte es ihm stets leicht, doch das hatte Zeit, und er warf alles wieder zurück in die Schublade.
    »Yau-au-au!« schimpfte Koko im Befehlston; er saß auf dem Schrank und schlug mit dem Schwanz darauf ein. Das bedeutete, daß es dringend war.
    Also sah Qwilleran sich die Dokumente und Barts handgekritzelte Instruktionen genauer an.
Qwill – Vergessen sie nicht, die Absätze G, K und M mit Ihren Initialen abzuzeichnen. Schicken Sie sie so bald wie möglich zurück… Ich fliege nach St. Paul, solange der Flughafen noch offen ist. Komme Mittwoch zurück und werde mich mit Ihnen über CLJs Referenzen unterhalten. Die Ermittler des Klingenschoen-Fonds konnten keinerlei Hinweis auf eine Tätigkeit auf dem Gebiet Denkmalschutz/Renovierungen finden… Vielleicht muß ich heim schwimmen.
Bart
    Qwilleran rief bei der Polizei von Pickax an und fragte den Polizeichef: »Wann machen Sie heute Schluß?«
    »Um vier.«
    »Gehen Sie nicht weg! Ich komme vorbei. Es ist wichtig.«
    Als Qwilleran in der Zeitungsredaktion vorbeiging, um seinen Beitrag abzuliefern, nahm er sich gleich ein Exemplar der Montagsausgabe, die die Neuigkeit – mit Archivfotos – auf der Titelseite brachte.
    Der junge Chefredakteur freute sich diebisch. »Endlich waren wir einmal schneller als der WPKX! Ich weiß nicht, wie wir es geschafft haben, daß nichts durchgesickert ist.«
    »Meine Kolumne bezieht sich ebenfalls darauf«, sagte Qwilleran. »Die Anerkennung dafür gebührt übrigens allein Polly.« Er nahm ein paar zusätzliche Exemplare der Montagszeitung für sie mit. Die Titelgeschichte lautete:
    LETZTE DUNCAN IM ALTER VON VIERZIG JAHREN GESTORBEN
Lynette Duncan aus Pickax, die letzte gebürtige Duncan, ist heute morgen, kaum eine Woche nach ihrer Heirat mit Carter Lee James, im Alter von 40 Jahren gestorben. Das Paar befand sich auf Hochzeitsreise in New Orleans, als sie ›Gastrointestinale Komplikationen‹ erlag, wie es in der Sterbeurkunde heißt. Sie hinterläßt ihren Ehemann, der ihr in den letzten schweren Stunden am Sterbebett zur Seite stand, und ihre Schwägerin, Polly Duncan, Witwe von William Wallace Duncan.
Als Miss Duncan außerhalb ihres Clans heiratete, hat sie nach schottischer Sitte ihren Mädchennamen beibehalten. Sie war überaus stolz auf ihre Herkunft, vertrat sie doch die vierte Generation einer Familie, die Mitte des neunzehnten Jahrhunderts nach Moose County gezogen war und deren Mitglieder alle als Händler ihr Glück gemacht hatten. Die Familiengruft auf dem Hilltop-Friedhof liegt neben dem Meditationsgarten, den die Familie Duncan als Ort des Trostes für alle Trauernden in der Gemeinde eingerichtet hat.
Nach der High School von Pickax besuchte Miss Duncan die Handelsakademie in Lockmaster und wurde dann Buchhalterin. In den letzten fünf Jahren arbeitete sie in der Goodwinter-Klinik, wo sie für die Buchhaltung zuständig war.
Nach dem Tod ihres Bruders Cameron vor einem Jahr erbte sie den Familienbesitz der Duncans in der Pleasant Street; sie war die erste Hausbesitzerin, die sich entschloß, beim Renovierungsprojekt in der Pleasant Street mitzumachen.
Gemeinnützige Arbeit war für Miss Duncan eine Selbstverständlichkeit. Im Vorjahr wurde sie für zehntausend Stunden Arbeit als freiwillige Helferin im Krankenhaus, in der Stadtbibliothek, im Historischen Museum und anderen Einrichtungen geehrt. Sie war ein aktives Mitglied der Old Stone Church.
›Sie war eine selbstlose, gütige Frau‹, sagte Reverend Wesley Forbush, ›die stets für andere da war.‹
Bürgermeister Gregory Blythe sagte: ›Sie war ein Vorbild für die Gemeinde und wird selbst jenen fehlen, die sie nicht persönlich kannten.‹
Zum Zeitpunkt ihres Todes war Miss Duncan Präsidentin des Bridgeclubs von Pickax, den sie auch mitbegründet hatte, und Kassenwart der Gesellschaft für Genealogie von Moose County.
Ein Begräbnistermin ist noch nicht bekannt.
    Als Qwilleran den Artikel zu Ende gelesen hatte, gingen ihm zwei
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