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Die Katakomben von Acron

Die Katakomben von Acron

Titel: Die Katakomben von Acron
Autoren: Hubert Haensel
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Sonne, die mit einem seltsamen Licht Entfernungen zusammenschrumpfen ließ.
    Nach einer Weile entdeckte Mythor die erste der Vermummten. Weit vor ihnen ging sie in Richtung auf den Wald.
    Der Gorganer ließ von Gerrek ab und rannte los, um Scida und Lankohr einzuholen. Obwohl er nicht hoffen durfte, daß ihr Verhalten anders sein würde als das des Mandalers, wollte er sich Gewißheit verschaffen.
    Heiß brannte die Sonne vom Himmel herab. Doch Mythor fror mit einemmal. Ihm war, als läge ein Hauch von Unheil über dem Land.
    Eine Herde kleiner, gazellenähnlicher Tiere floh vor ihm. Mit weiten Sprüngen hetzten sie an der Vermummten vorbei, aber die Frau wandte sich nicht um. Unbeirrbar setzte sie ihren Weg fort.
    Eine weite Bodensenke öffnete sich gen Sonnaufgang. Der Boden war hier nicht mehr so üppig bewachsen, sondern zeigte eine spärliche, vertrocknet wirkende Buschvegetation. Vor undenkbaren Zeiten mochte dies ein Flußbett gewesen sein. Heute zeugten nur noch weit verstreut liegende Felsbrocken davon und Steine aller Größenordnungen, die das Wasser einst rund geschliffen hatte.
    Der Sohn des Kometen blieb stehen. Ungefähr tausend Schritte zu seiner Rechten entdeckte er Scida. Und in der Nähe der Amazone stolperte Lankohr über das Geröll.
    Er konnte nicht anders, er mußte sich von ihrem Zustand überzeugen. Vielleicht würde es leichter sein, die beiden zur Besinnung zu bringen, als Gerrek.
    Mythor hastete den Abhang hinunter. Steine lösten sich unter seinen Füßen und polterten ins Tal. Aber keine der Verfolgten schien es zu hören.
    Einige mächtige Findlinge versperrten dem Gorganer vorübergehend die Sicht. Adern aus reinem Kristall zogen sich über die Felsen. Sie gleißten und funkelten im Sonnenlicht.
    Als Mythor an ihnen vorüberging, war ihm, als wolle alle Beklemmnis von ihm weichen. Das Glitzern zog ihn in seinen Bann.
    »Ich verheiße dir Glück«, flüsterte eine weiche Stimme. Mythor wußte nicht, ob er sie wirklich hörte oder den Sinn der Worte nur in Gedanken vernahm.
    Zögernd streckte er eine Handaus. Sofort durchflutete ihn wohlige Wärme.
    »Wer bist du?« murmelte der Sohn des Kometen.
    Niemand antwortete ihm. Lediglich der heisere Schrei eines Vogels erklang.
    Unbewußt griff Mythor zum Schwert. Gleichzeitig zuckte ein greller Blitz auf. Als er die Hand von dem Felsblock zurückzog, war dessen Leuchten erloschen. Nur grauer, rissiger Stein lag vor ihm.
    »Ambe wird siegen…«
    Mythor erschrak. Aber das eben Gehörte verklang so schnell, daß er nicht zu sagen vermochte, ob es Wirklichkeit gewesen war oder Einbildung.
    Unterlag er wieder dem Zauber einer Hexe?
    Ihm blieb keine Zeit, darüber nachzudenken, denn vor dem Findling stand plötzlich eine der Vermummten. Er hatte den Eindruck, daß sie ihn unverwandt ansah.
    Auch als Mythor hastig auf sie zuschritt, wich sie nicht. Hinter den Augenschlitzen ihrer Kapuze brannte ein weißes Feuer.
    Die Frau hob ihre Arme. Nicht um sich zu verteidigen, sondern um zu töten. Ein Dolch zuckte auf den Sohn des Kometen zu, der jedoch mit einer geschickten Drehung der geworfenen Waffeentging.
    Schon blitzte ein zweites Messer in den Händen der Vermummten. Doch Mythor war schneller als sie, packte ihren Arm und bog ihn herum, bis ihre Finger sich vom Griff der Waffe lösten und die Klinge klirrend auf den Boden fiel. Lautlos ging die Frau in die Knie, griff aber mit der Linken in sein Haar und zerrte ihn mit sich. Zusammen stürzten sie zwischen die Steine.
    Noch immer schwieg die Vermummte. Sie wehrte sich mit der Wildheit und Geschmeidigkeit einer Raubkatze. Ihr Blick suchte Mythors Augen.
    Schlagartig war ihm, als greife etwas Fremdes nach seinen Gedanken. Für einen flüchtigen Moment glaubte er, daß alles, was er tat, vergebens war.
    Niemals hatte eine Tochter des Kometen, die angeblich in Vanga seiner harrte, wirklich gelebt. Auch das Pergament mit ihrem Bildnis, das er von Nottr erhielt, war eine Lüge …
    Zwei Hände tasteten nach seinem Hals; wutentbrannt stieß Mythor sie zur Seite. Dann zog er Alton und schlug mit dessen Knauf zu. Stumm sank die Frau in sich zusammen.
    Er bückte sich und zerrte ihr die Kapuze vom Kopf. Der Anblick ihrer unnatürlich weit aufgerissenen Augen bestätigte seine Beobachtungen. Sie waren weiß, von feinen Adern durchzogen. Die Regenbogenhaut fehlte völlig; nur ein verwaschener schwarzer Fleck deutete das Vorhandensein der Pupillen an.
    Mythor zögerte nicht. Schnell streifte er der Frau den weit
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