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Die Katakomben von Acron

Die Katakomben von Acron

Titel: Die Katakomben von Acron
Autoren: Hubert Haensel
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auf zwei Wurzeln herabsausen, die soeben nach ihm griffen.
    Gerban stieß einen brüllenden Schrei aus und taumelte. Erst an der Wand des Stollens fand er Halt.
    Bleiche Strünke schnellten von allen Seiten heran und zuckten auf Mythor zu. Aber vor dem Gläsernen Schwert schienen sie zurückzuschrecken. Der Gorganer mußte plötzlich um sein Leben kämpfen. Es war ihm unmöglich, sich aufzurichten.
    »Du Bestie«, krächzte der alte Mann und stürzte sich auf ihn. Seine Finger suchten Mythors Kehle, wobei er Kräfte entwickelte, die einer Amazone zur Ehre gereicht hätten.
    Der Gorganer hatte Mühe, Gerban abzuwehren. Mit dem Ellbogen gelang es ihm schließlich, den Alten von sich zu stoßen. Indem er mit der Rechten dann eine kreisende Bewegung vollführte, durchtrennte er mehrere Wurzeln zur gleichen Zeit.
    »Du bringst sie um«, schluchzte Gerban. »Hörst du nicht, wie sie schreien?«
    »Es sind Pflanzen«, schnaufte Mythor.
    Der Alte stierte ihn aus seinen großen Augen an. Ganz ruhig wurde er.
    »Sie leben. Wenn du ihnen Leid zufügst, kannst du kein Freund sein.«
    »Dann sollen sie von mir ablassen.«
    »Niemals!«
    »Du willst es nicht anders…« Klagend schnitt Alton durch die Luft. Mythor handhabte die Klinge so geschickt, daß sein linker Arm freikam.
    Gerban hüpfte wie besessen herum. Tränen rannen über seine Wangen.
    Dem Sohn des Kometen tat der Alte leid. Aber er durfte nicht noch mehr Zeit verlieren. Wenn er länger zögerte, mochten die Vermummten mit Gerrek, Scida und dem Aasen Lankohr nicht mehr aufzufinden sein.
    Das Schwert wie beim tabigatadicht über den Boden führend, verschaffte Mythor sich endgültig Luft. Er kümmerte sich nicht um Gerban, der jammernd in sich zusammensank und ihm die wildesten Flüche hinterherschickte.
    Ein Gedanke indes verfolgte den Gorganer für kurze Zeit:
    Fühlen Pflanzen wirklich wie Menschen, fragte er sich. Oder ist dies nur einem kranken Geist entsprungen?
*
    Endlich erhellte das Licht des Tages die Finsternis des Felsengangs. Mythor gelangte auf ein Hochplateau, über das ein schneidender Wind wehte. Eine gute Sicht bot sich ihm von hier aus. Im Osten erhoben sich langgestreckte Bergketten, während weit im Westen das Meer gegen die Küste Gavanques anrollte. Schleierwolken trieben schnell über das Firmament dahin.
    Mythor hörte das Tosen des Wasserfalls irgendwo unter sich. Der Wind trug auch das Heulen der Wildhunde zu ihm herauf. Und da war Acynthas Ruf, der die Tiere anspornte. Die Amazone mußte mittlerweile aus ihrer Betäubung erwacht sein.
    Mythor suchte nach Spuren, die ihm die Richtung wiesen, fand aber nichts auf dem nackten Fels.
    Am Horizont zeigte sich ein Luftschiff. Wenn es mit dem Wind trieb, würde es irgendwann über dem Orcht-Sumpf erscheinen.
    Gib mir ein Zeichen, Quyl! dachte Mythor. Damit ich Gerrek und die anderen wiederfinde.
    Aber der Gott der Marn, der ihm in früheren Zeiten oftmals beigestanden hatte, schien ihn in Vanga nicht zu hören.
    Mythor mußte nahezu die halbe Felsplatte absuchen, bis er endlich den geknickten Ast entdeckte. Obwohl die Sträucher dürr schienen, war ein wenig Harz aus der Bruchstelle ausgetreten – und es war noch zähflüssig.
    Der Gorganer atmete auf. Dies schien der richtige Weg zu sein. Häufiger fand er nun Hinweise, daß hier vor kurzem jemand gewesen war.
    Schließlich stieß er auf einen ausgetretenen Pfad, der sanft bergab führte. Üppiges Grün säumte den Weg. Auch ragten schon vereinzelte Bäume bis in mehrfache Mannshöhe auf. Den Ballon, den er vor kurzem erspäht hatte, verlor Mythor wieder aus den Augen. Doch gab es Wichtigeres für ihn.
    Im nächsten Moment prallte er erschrocken zurück.
    Keine zehn Schritte von ihm entfernt standen die Verfolgten. Es war fast ein Wunder, daß sie ihn nicht bemerkt hatten. Hastig zog Mythor sich zurück, bis er hinter einigen Büschen Schutz fand. Trotzdem konnte er alles beobachten, was geschah.
    Sieben in lose, weit fallende Umhänge gehüllte Gestalten waren es. Die Mehrzahl von ihnen besaß in etwa Mythors Statur, was aber nicht besagen mußte, daß es sich um Männer handelte. Bis zum Hals reichende, nur mit Augenschlitzen versehene Kapuzen verdeckten ihre Gesichter.
    Was sie taten, vermochte der Sohn des Kometen sich zunächst nicht zu erklären. Allerdings hatte er auch mehr Augen für die drei Scheintoten, die steif dastanden.
    Die Vermummten umringten sie in einem magischen Ritual und faßten sich an den Händen. Jetzt erst sah Mythor das
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