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Die Katakomben von Acron

Die Katakomben von Acron

Titel: Die Katakomben von Acron
Autoren: Hubert Haensel
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bleibt kein anderer Ausweg.«
    Mythor war entsetzt. Er sah, daß auch die anderen bleich wurden. Lediglich Gerrek schien davon unberührt.
    »Das kann nicht wahr sein«, hauchte Scida.
    »Doch«, nickte Lankohr zögernd. »Jeder von uns hat es vernommen. Und einen solchen Ausspruch kann keine geringere als Zaem selbst getan haben.«
    »Wenn das stimmt«, rief Mythor aus, »müssen wir alles daransetzen, Fronja so rasch wie möglich zu Hilfe zu kommen. Dann ist Yacub unwichtig – sollen sich andere seiner annehmen. Nur Ambe kann helfen, diesen unglaublichen Verrat zu verhindern. Wir müssen so schnell wie möglich zu ihr gelangen.«
    »Ambes Gebiet umfaßt den östlichen Teil der Insel«, sagte Lankohr. »Wenn wir ungehindert die Bereiche der anderen Hexen durchqueren können, werden wir in einem oder zwei Tagen bei ihr sein.«
*
    Das Labyrinth schien kein Ende zu nehmen. Und noch immer bekamen Mythor und seine Begleiter die Auswirkungen von Gaidels Alptraum zu spüren, wenngleich die Erscheinungen allmählich schwächer wurden und rasch als solche zu erkennen waren.
    Lankohr behauptete fest, daß man sich dem östlichen Ende der Katakomben näherte. Ob er wirklich recht hatte, blieb dahingestellt, solange es keine Möglichkeit gab, dies nachzuprüfen.
    Längst war man in irgendwelche Gänge gelangt, die nie zu inneren Kammer führten. Dieser Weg war erst geöffnet worden, als Yacub etliche Wände durchbrach.
    Und dann – von einem Schritt zum anderen – verschwand die Beklemmung, die man spürte, verschwanden der Stein ringsum und die stickige Luft, die das Atmen schwer machte.
    Über den vier ungleichen Gefährten spannte sich ein strahlend blauer Himmel. Vogelgezwitscher vertrieb jede Düsternis. So weit man sehen konnte, erstreckte sich ein prachtvoller, üppig blühender Garten, ein Ort des Friedens, in dem böse Gedanken keinen Platz hatten. Alles erstrahlte in vollendeter Schönheit und Harmonie.
    Ein riesiges Blütenmeer wogte sanft im lauen Windhauch. Angenehm war das Rauschen der Gräser, beglückend das helle Summen der Insekten, die sich zwischen den Blumen tummelten. Es gab Tausende von Blüten, doch keine war wie die andere. Jede erstrahlte in ihren eigenen Farben, war von leuchtender, unvergänglicher Schönheit. Ein berauschender Duft lag über allem.
    Scida war die erste, die diese Idylle mit harten Worten störte.
    »Wo sind wir?« fragte sie.
    Niemand, selbst Lankohr nicht, wußte eine Antwort darauf, die befriedigte. Vielleicht hatte die Landschaft sich tatsächlich, nachdem der Alptraum verflogen war, in diesen Garten des Friedens verwandelt. Oder aber man war an einem ganz andern Ort herausgekommen, weit von den Ruinen des ehemaligen Tempels entfernt.
    »Du verschweigst uns etwas«, wandte Mythor sich an den Aasen. »Ich sehe es dir an.«
    Lankohr schüttelte unwillig den Kopf.
    »Ich weiß selbst noch nicht, ob meine Vermutung stimmt. Und solange werde ich den Mund halten. Es liegt mir nicht, falsche Hoffnungen zu wecken.«
    In eben diesem Moment hörten sie die sanfte, einschmeichelnde Stimme einer Frau, die zu ihnen sprach:
    »Willkommen in meinem Garten des Friedens. Tretet ein in meine Welt, in der alles schön ist und gut, und seid mir als Freunde willkommen.«
    »Es kam von dort«, sagte Scida und zeigte nach rechts hinüber. Aber niemand war zu sehen.
    »Gehen wir«, entschied Mythor, ohne zu zögern.

Epilog
    Etwas war in ihm, das ihn hindern wollte. Er wußte jetzt, daß Gaidel nur ein Köder gewesen war, und er war, von Zaem in die Enge getrieben, darauf hereingefallen.
    Die Hexe hatte ihm die Fähigkeit des Gestaltwandelns geraubt, und inzwischen hatte er zudem die Kraft verloren, die es ihm ermöglichte, Mauern einzurennen. Doch das war längst nicht alles, was seine wirkliche Macht ausmachte.
    Yacub verspürte unbändigen Haß. Er würde es ihnen zeigen, den Menschen, die sich einbildeten, stärker zu sein als die Dämonen der Schattenzone.
    Mitten im Lauf verharrte er.
    Durfte er wirklich Unheil über dieses Land bringen? Was hatte er davon, wenn er tötete und Angst und Verderben säte?
    Yacub brüllte auf. Solche Gedanken waren Gift für ihn, das fühlte er. Deshalb verdrängte er sie in die hintersten Winkel seiner Gedanken, bevor sie ihm gefährlich werden konnten.
    Aber sie kamen wieder. Und allein diese Tatsache reizte ihn. Wehe der Amazone oder Hexe, die ihm jetzt begegnet wäre.
    In panischer Flucht durchquerte Yacub die Insel Gavanque in südlicher Richtung. Endlich
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