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Die Katakomben von Acron

Die Katakomben von Acron

Titel: Die Katakomben von Acron
Autoren: Hubert Haensel
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Diener zu verdächtigen. Elender, ich werde dich…«
    Mythor warf sich vor, stieß mit der linken Faust ihren Schwertarm nach oben und schlug die flache Klinge Altons gegen ihre Schläfe. Röchelnd brach Gudun zusammen.
    Auch Scidas Gegnerin stürzte. Aber nicht die alte Amazone hatte sie außer Gefecht gesetzt, sondern Gerrek, der seinen »kalten Griff« anwandte und sie lähmte.
    »Euch darf man wirklich nicht aus den Augen lassen«, fauchte er und verzog sein Drachenmaul zu einem spöttischen Grinsen. »Schon fangt ihr mit irgendwem Streit an.«
    »Sei still, du Ungeheuer«, brauste Scida auf. »Wo hast du überhaupt so lange gesteckt?«
    »Ich mußte Lankohr suchen, damit er nicht zertreten wird. Der Angst-Aase…«
    »Ich werde dir gleich…«, schrillte Lankohr.
    »Der Angst-Aase«, fuhr Gerrek ungerührt fort, »wollte sich ausgerechnet dort drüben verstecken, wo sich fast alle in den Haaren haben.«
    »Wir sollten zusehen, daß wir von hier verschwinden, bevor mehr Kriegerinnen auf uns aufmerksam werden«, meinte Mythor. »Ich habe das ungute Gefühl, daß Burra mit dem Rest ihrer Sippschaft bald aufkreuzen wird.«
    »He, Gerrek, bleib hier«, rief Scida entrüstet.
    Der Mandaler hatte sich abgewandt und schien sie nicht zu hören. Mit schleppenden Schritten hastete er auf Gaidels Habe zu.
    »Träumt er schon wieder?« fragte Lankohr.
    Mythor schüttelte den Kopf.
    »Ich glaube, er hat seit einiger Zeit nichts mehr zwischen seine langen Finger bekommen. Er will stehlen.«
    »Sich am Besitz einer Hexe vergreifen? Ist er von Sinnen?«
    »Das fragst du noch!«
    Vor einigen Gegenständen blieb Gerrek stehen und starrte diese unentwegt an.
    »Warum nimmt er sie nicht endlich an sich?« stöhnte Scida. »Wir müssen weg, ehe Yacubs Spur sich verliert. Dieser Mandaler treibt mich noch zur Verzweiflung.«
    »Komm endlich!« rief Mythor.
    Gerrek zitterte. Unendlich langsam bückte er sich und hob etwas auf, das wie eine Flöte aussah. Zögernd drehte er das Instrument zwischen seinen Fingern. Es bestand aus mehreren verschieden langen hölzernen Röhren ohne Grifflöcher, die bogenförmig aneinandergefügt waren.
    Mythor eilte hin zu ihm. Aber Gerrek hatte nur Augen für die Flöte. Wie ein kleines Heiligtum hielt er sie.
    Erst als Mythor ihn zum zweitenmal nach dem Grund für sein eigenartiges Verhalten fragte, sah er auf.
    »Diese Flöte weckt seltsame Erinnerungen in mir«, flüsterte er kaum verständlich. »Es ist als sei sie ein Teil meines Lebens, als gehöre sie jener Zeit an, da ich noch ein Mann war…«
    Mythor verstand. Demnach konnte Gaidel es gewesen sein, die Gerrek in einen Beuteldrachen verwandelte.
    Aber das mußte man später klären. Der Gorganer zerrte den Mandaler kurzerhand mit sich. Scida und Lankohr waren bereits vorausgeeilt. Sie verließen das Gewölbe durch jenen Mauerdurchbruch, den Yacub geschaffen hatte.
*
    Es war nicht viel Zeit vergangen. Die dürre Frau in dem Umhang aus Regenbogenfarben beugte sich über die Hexe. Niemand außer ihnen warnoch in dem großen Gewölbe zu sehen. Das Heulen des Totenorakels war verstummt.
    Burra stand kopfschüttelnd daneben.
    »Ich verstehe nicht, weshalb du Yacub entkommen läßt«, sagte sie. »Deine Magie hat ihn bis in die Totenhalle gejagt – du könntest ihn nun endgültig besiegen.«
    Zaem blickte nicht auf, als sie antwortete. Ihre Worte klangen barsch und abweisend.
    »Es ist unnötig, daß ich der Bestie folge. Sie hat Gaidels Alpträume in sich aufgenommen und viel von ihrem Geist. Irgendwo auf Gavanque wird das Schicksal sie ereilen.«
    Burra war sich dessen nicht so sicher. Aber sie wagte nicht, zu widersprechen.
    Unruhig wälzte Gaidel sich hin und her. Über ihre bleichen, ausgezehrt wirkenden Lippen drang ein qualvolles Stöhnen. Zaem kniete nieder und nahm ihren Kopf in beide Hände.
    »Ich erkenne, daß du etwas sagen willst. Sprich.«
    Gaidel öffnete die Augen, die in fiebrigem Glanz erstrahlten. Unstet war ihr Blick und drückte große Qualen aus.
    Sie versuchte zu sprechen, schaffte es aber nicht.
    »Ich helfe dir.« Zaem berührte ihre Lippen sanft mit den Fingerspitzen.
    »Fronja…«, hauchte Gaidel. Ein Zittern durchlief ihren Körper. Sie bäumte sich auf, wollte sich erheben, doch die Zaubermutter drückte sie zurück.
    »Die Tochter des… Kometen… schwebt in großer Gefahr. Das Böse greift nach ihr… Meine Träume sind…«
    »Sie phantasiert«, meinte Burraleichthin. Aber Zaem schüttelte den Kopf.
    »Ich verstehe,
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