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Die Katakomben von Acron

Die Katakomben von Acron

Titel: Die Katakomben von Acron
Autoren: Hubert Haensel
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Herzschläge trat eine geradezu unheilvolle Stille ein.
    Mit seinen beiden oberen Armen zerrte Yacub die Hexe zu sich herunter.
    Dann brach das Chaos los.
    Die Felsen erbebten unter Gaidels gellendem Aufschrei. Ein greller, vielfach verästelter Blitz schien die Höhle zu spalten. Aber er brach sich an der Düsternis, die Yacub umgab und verschwand von einem Moment zum anderen, als habe die Bestie ihn in sich aufgesogen.
    Ein Heulen hob in den Totenhäusern an. War es das Wehklagen des Orakels?
    Mythor kam wieder auf die Beine, das Gläserne Schwert Alton in der Rechten. Den Umhang der Traumtänzerin, den er bis jetzt getragen, warf er ab, denn er behinderte ihn nur.
    Yacub wandte sich grunzend zu ihm um und ließ Gaidel achtlos fallen. Die Hexe versuchte sich aufzurichten und aus seiner Reichweite zu entkommen, war aber offensichtlich zu schwach dazu.
    Mit schwungvoll geführtem Hieb drang Mythor auf die Bestie ein. Aus den Augenwinkeln nahm er wahr, daß die ersten der Traumwandler sich schwankend erhoben. Noch schienen sie nicht zu begreifen, was geschehen war, aber in ihren Gesichtern drückte sich bereits beginnendes Entsetzen aus.
    Das Heulen und Wehklagen wurde schier unerträglich. Ohne das Schwert aus der Hand zu legen, preßte Mythor sich beide Unterarme auf die Ohren. Er wußte, wenn Yacub ihn jetzt angriff, war er verloren. Aber der Vierarmige schien ebenfalls davon betroffen zu sein.
    Gaidel streckte die Arme aus. Ihre Finger verkrampften sich, während die Ringe, die sie trug, in weißem Feuer aufglühten.
    Yacub ächzte.
    »Stirb!« hauchte Gaidel. Niemand konnte hören, was sie sagte, aber Mythor las ihr das Wort von den Lippen ab. Mit einer ruckartigen Bewegung riß sie sich den Ring vom Mittelfinger der linken Hand und warf ihn der Bestie entgegen.
    Yacub vollführte eine abwehrende Bewegung. Als der weiße Kristall ihn berührte, zuckte er heftig zusammen. Der Ring verging in einer grellen Lichterscheinung. Wie Schneeflocken stob es auf, und unzählige winzige Kristalle hüllten die Bestie ein.
    Noch immer bebte der Boden. Irgendwo rieselte eine Staubfahne von der Decke herab. Keine fünfzig Schritte entfernt, öffnete sich die Höhlenwand. Kreischend rannten die ersten der erwachten Traumwandler darauf zu.
    Aber sie kamen nicht weit. Ein riesiges, drachenähnliches Ungeheuer, das scheinbar aus dem Nichts heraus entstand, versperrte ihnen den Weg. Ein kräftiger Schwanz peitschte Geröll auf.
    Mythor sah die hervorquellenden Augen des Monstrums, sah die mächtigen Reißzähne und die mehr als mannslangen Ohren.
    »Ha«, ertönte es lautstark hinter ihm. »Fürchtet euch nicht vor diesem Zerrbild eines Beuteldrachen.«
    Auch ohne sich umzuwenden wußte Mythor, daß es Gerrek war, der dies rief. Wer sonst hätte die Stimmgewalt besessen, alles andere zu übertönen?
    Der Spuk, denn nichts anderes mochte es sein, hielt jeden in seinem Bann gefangen. Selbst auf Mythor wirkte die Erscheinung des Drachen sehr real.
    Keine fünf Schritte trennten den Gorganer noch von Yacub, als Gaidel haltlos in sich zusammensank. Gleichzeitig verebbte das Heulen des Orakels. Vieles von dem, was eben noch Wirklichkeit schien, erwies sich als Schein. Kristallsäulen, die bis unter die gewölbte Decke ragten, lösten sich auf, Statuen verwandelten sich in unbehauene Felsblöcke…
    Mythor schlug mit dem Gläsernen Schwert zu. Yacub öffnete sein kantiges Echsenmaul zu einem wütenden Fauchen. Mit blitzschneller Bewegung wich er aus.
    Der Sohn des Kometen setzte sofort nach. Er wußte, daß die Bestie seiner Klinge nicht widerstehen konnte.
    Yacub schrie ihm etwas Unverständliches entgegen. Mythor erkannte am Ausdruck seiner Augen, daß die Worte nicht so wirkten, wie sie sollten. Entstammten sie der Schwarzen Magie, gar dem EMPIR NILLUMEN?
    Die Bestie wirbelte herum. Mythor erhielt einen überaus schmerzhaften Schlag in die Hüfte. Abwehrend zog er Alton vor sich hoch.
    Vielleicht hätte Yacub ihm das Schwert aus der Hand reißen können, hätten nicht in eben diesem Moment zwei Amazonen eingegriffen. Mit lauten Kampf schreien drangen sie auf die Bestie ein. Der meisterlich geschliffene Stahl ihrer Schwerter funkelte, als sie zuschlugen.
    Einer von ihnen schmetterte Yacub seine Fäuste entgegen. Lautlos brach sie zusammen.
    Die andere hatte mehr Glück. Sie konnte den Vierarmigen von der Seite her angehen. Ihre Schwerter klirrten gegen seinen Leib und hinterließen zwei fingertiefe Wunden.
    Mythor glaubte, seinen Augen
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