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Die Katakomben von Acron

Die Katakomben von Acron

Titel: Die Katakomben von Acron
Autoren: Hubert Haensel
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unweigerlich in Gaidels Alptraum hineingerissen, in dem sie wieder gefangen ist.«
    Das erste, was Mythor bewußt in sich aufnahm, war der Anblick der stöhnenden und zuckenden Traumwandler. Überall saßen und lagen sie am Boden. Sie litten. Viele von ihnen krümmten sich wie unter großen Schmerzen.
    Aber niemand schrie. Nur ein monotones Murmeln erfüllte die Luft, ein Ächzen, dem auch Mythor nur schwer widerstehen konnte.
    Mehrere Schritte hoch schwebte die Hexe. Er nahm jedenfalls an, daß es Gaidel war, denn sie trug die Kleidung einer Hexe.
    Unwillkürlich wollte Mythor weiter auf sie zugehen, aber die Traumtänzerinnen hielten ihn zurück. Rasende Kopfschmerzen peinigten ihn. Etwas Fremdes schlich sich in seine Gedanken ein. Er verspürte einen beklemmenden Druck, der ihm den Atem raubte. Vor seinen Augen verschwamm das Gewölbe zu einem lichtlosen Nichts, das in seiner Ausdehnung ganz Vanga erfaßte. Mythor glaubte, sterben zu müssen, kämpfte dagegen an mit der ganzen Kraft, deren er noch fähig war. Entsetzliche Visionen griffen nach ihm, suchten ihn in ihren Bann zu ziehen, aus dem es dann kein Entrinnen mehr gab.
    Dämonenfratzen schienen ihn aus der Finsternis heraus anzustarren. Er sah Bilder vor sich, die er kannte.
    Ein Hochmoor…
    Dhuannin…
    Der Sonnenaufgang zur Wintersonnenwende. Ein Farbenspiel, das blendete und den Kampfwillen lähmte, der Klang der Trommeln und Kriegshörner, das Stöhnen und Schreien der Verwundeten und Sterbenden.
    Damals…
    Ohne sein Zutun verblaßte die Erinnerung. Jäh fiel Mythor in die Wirklichkeit zurück. Es bedurfte einiger Augenblicke, ihn begreifen zu lassen, daß auch er stöhnte und sich in Krämpfen wand.
    Aber dann, nach etlichen tiefen Atemzügen, hatte er sich wieder in der Gewalt und wußte gleichzeitig, daß die Träume der Gaidel ihm nun nichts mehr anhaben konnten. Etwas, von dem er nicht zu sagen vermochte, was es war, half ihm, dagegen zu bestehen.
    Rund um die schwebende Hexe stand allerlei magisches Gerät zusammen mit Gegenständen, die zweifellos ihrer persönlichen Habe entstammten. Wahrscheinlich wurde damit versucht, Gaidel aus ihrer Umnachtung zurückzuholen.
    Viele dieser Dinge erhoben sich. Schwerelos umkreisten sie die Hexe auf verwirrenden Bahnen, und sie begann sich zu bewegen, aber nur für wenige Momente, um dann sofort wieder in jene Starre zu verfallen, in der sie gefangen war.
    Mythor erkannte, daß er hier keine Hilfe erwarten durfte.
    »Bringt mich zu Zaem!« forderte er die drei Traumtänzerinnen auf.
    »Diese Entscheidung liegt bei Gaidel«, lautete die Antwort.
    »Wir dürfen nicht länger warten«, beharrte Mythor. »Die Hexe ist nicht ansprechbar…«
    Ein helles Singen erklang. Gaidel sank langsam tiefer. Gleichzeitig wurde das Jammern und Stöhnen der Traumwandler lauter.
    Mythor entdeckte vertraute Gesichter in der Menge.
    »Gerrek!« rief er aus. »Scida, Lankohr!« Aber die Freunde hörten ihn nicht. Für kurze Zeit blickte der Mandaler ihn zwar aus seinen großen Glubschaugen an, zeigte aber keinerlei Erkennen.
    Mythor sah auch einige Amazonen – Kriegerinnen Burras. Bedeutete dies, daß seine Widersacherin ebenfalls dem Alptraum verfallen war?
    Bevor der Sohn des Kometen sich darüber schlüssig werden konnte, ertönte vom Eingang her dröhnendes Gebrüll.
    Entsetzt wirbelte er herum. Seine Rechte fuhr unter dem weiten Umhang zum Schwertknauf.
*
    Yacub stürmte heran, alles niederwalzend, was ihm in Weg stand. Zwei hoch aufragende Felssäulen zersplitterten unter der Wucht des Aufpralls.
    Feuerschein hüllte die Bestie ein. Es waren magische Flammen, die Yacubs rissige Haut durchscheinend werden ließen.
    Offensichtlich stellte jemand dem Vierarmigen nach. Jemand, der die Macht besaß, ihm Schmerzen zuzufügen, nicht aber ihn unschädlich zu machen.
    Das ist Zaems Werk! schoß es Mythor durch den Kopf.
    Er mußte sich zur Seite werfen, um nicht von Yacub zerquetscht zu werden. Die Bestie streifte ihn dennoch mit einem ihrer vier Arme. Mythor hatte das Gefühl, unter die Hufe eines Pferdes geraten zu sein. Vorübergehend wurde ihm schwarz vor Augen. Er konnte seinen Sturz nicht mehr abfangen und prallte hart auf.
    Yacub brach in den Kreis der Traumwandler ein, die ihn nicht einmal zu bemerken schienen. Ohrenbetäubend hallte sein Brüllen durch das Gewölbe.
    Als Mythor aufsah, stürzte die Bestie sich soeben auf Gaidel. Die Flammen, die Yacub umgaben, erloschen schlagartig.
    Für die Dauer zweier erschreckter
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