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Die Katakomben von Acron

Die Katakomben von Acron

Titel: Die Katakomben von Acron
Autoren: Hubert Haensel
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zufügte. Burras Leben war der Kampf; darauf zu verzichten bedeutete, daß es jeglichen Sinn verloren hatte.
    »Sprich!« forderte Zaem sie auf.
    »Ich habe eine Bestie zu meinem Diener gemacht«, kam es tonlos über Burras Lippen. »Ein Geschöpf, dessen Ursprung womöglich in der Schattenzone liegt und das die Schwarze Magie beherrscht.« Jetzt, da sie dies eingestanden und Zaems Zorn sie noch immer nicht zerschmettert hatte, war ihr wohler. Burra berichtete, wie sie zu Yacub kam und wie sich ihr Verdacht gegen ihn allmählich erhärtete. Sie vergaß auch nicht, seine überragenden kämpferischen Fähigkeiten zu erwähnen und schilderte den Tod der Stillen Osilje. Als sie endete, schwieg Zaem ebenfalls. Burra wagte nicht, die Stille zu durchbrechen, ohne erneut dazu aufgefordert worden zu sein. Vom Entschluß der Zaubermutter würde sehr viel abhängen.
    Endlich schien Zaem zu einer Entscheidung gelangt zu sein.
    »Die Hexe Gaidel hat sich schon zu weit in den Fallstricken des Bösen verfangen und wird nie mehr in der Lage sein, einen Regenbogen zu erschaffen«, sagte sie. »Wir können sie als Köder für Yacub benützen.«
    Burra erschrak, wenn sie es sich auch nicht anmerken ließ. Die Worte der Zaubermutter bedeuteten nichts anderes, als daß sie Gaidel nahezu aufgegeben hatte.
    Innerhalb der Grenzen des Gebiets ihrer Zaubermutter waren die magischen Kräfte der Hexen am stärksten. Je weiter sie sich davon entfernten, desto schwächer wurden sie. Demnach mußte es um Gaidel schon sehr schlecht bestellt sein.
    »Die Fähigkeiten, die sie noch immer besitzt, werden genügen, um die Bestie verwundbar zu machen«, fuhr Zaem fort. »Wenn wir Yacub dazu bringen können, daß er die Hexe als neues Opfer erwählt, wird ihr starker Geist auf ihn im Sinne des Guten Einfluß nehmen und ihn seiner Fähigkeiten berauben, vielleicht sogar ihn töten.«
    Wir hatte Zaem gesagt. Bedeutete dies, daß sie Burra verzieh?
    Trotzdem war die Amazone einigermaßen entsetzt darüber, daß ausgerechnet Gaidel zum Köder werden sollte. Sie brachte ihre Meinung auch deutlich zum Ausdruck.
    Aber die Zaubermutter zeigte sich unerbittlich.
    »Wenn Gaidel die Bestie besiegt«, behauptete sie, »wird gleichzeitig der Alptraum enden. Die Hexe soll spüren, was es bedeutet, meine Erwartungen nicht zu erfüllen.« Zaem sprach mit einschneidender Schärfe.
    »Auch von dir, Burra, verlange ich blinden Gehorsam. Ab sofort mache ich dich zu meiner persönlichen Dienerin, die allein meinen Befehlen zu gehorchen hat.«
    Erneut senkte die Amazone das Haupt.
    »Nach allem, woran ich scheiterte, bin ich es nicht wert…«, begann sie, wurde aber abrupt unterbrochen.
    »Deine Ehre als Kriegerin ist wiederhergestellt«, sagte die Zaubermutter. »Niemand wird erfahren, welche Schuld du für kurze Zeit auf dich geladen hast. Darum streite weiter für Vanga.«
    Burra legte die Fingerspitzen an ihre Stirn und verbeugte sich, was ein Zeichen tiefempfundener Ehrfurcht war. Zaem reichte ihr die Hand und half ihr auf.
    »Mir ist zu Ohren gekommen, daß du einen Tau jagst, seit Korum von den Medusen angegriffen wurde. Ich gestehe dir zu, daß du weiterhin deine eigenen Ziele verfolgen kannst. Aber nur, weil du dir große Verdienste um den Schwertmond erworben hast.«
    Burra war überrascht. Das bedeutete nichts anderes, als daß sie nach Honga suchen durfte, bis sie ihn wieder in ihrer Gewalt hatte.
    Zaem ließ ihr damit eine größere Gnade angedeihen, als sie jemals erwarten konnte.
*
    So nahe war Burra gewesen, und doch hatte er nicht zuschlagen können, ohne sich sofort zu verraten.
    Wütend streifte Yacub durch die Gänge des unterirdischen Labyrinths. Seine Tarnung als Traumtänzerin behielt er bei. Immerhin konnte er nicht wissen, wem er begegnete. Und solange alle Welt diesen Beuteldrachen an seiner Statt jagte, war es angebracht, vorsichtig zu sein. Sollten die Närrinnen den Mandaler ruhig zur Strecke bringen – vielleicht würden sie gleichzeitig des Tau habhaft werden. Wenn Yacub auch niemanden fürchtete, vor Honga und dessen Klagendem Schwert mußte er sich vorsehen.
    Zweimal nur hatte er für kurze Zeit seine wirkliche Gestalt wiederangenommen, um durch dicke Felswände hindurch in andere Stollen zu gelangen.
    Der Gedanke, daß eine der Herrscherinnen über Vanga, eine Zaubermutter, in seiner Nähe weilte, machte ihn rasend. Allmählich verlor er seine Vorsicht und bewegte sich mit einer Schnelligkeit durch die Gänge, deren kein normaler Mensch
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