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Hyperkode Wüstenfuchs

Hyperkode Wüstenfuchs

Titel: Hyperkode Wüstenfuchs
Autoren: K. H. Scheer
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1.
     
    »Bleib sitzen, Junge«, flüsterte ich ihm zu. Er starrte mich an.
    »Bleib sitzen! Ich schnalle dich gut fest. Schließe deinen Druckhelm und sorge dafür, daß dein Lebenserhaltungssystem funktioniert; vor allem im freien Raum. Deine Maschine wird von TESCO-Jägern der Mondpatrouille angegriffen, beschossen und in ein Wrack verwandelt werden. Dann wirst du damit abstürzen und noch eine Notlandung bauen – aber du wirst trotzdem eine nicht leicht zu identifizierende Leiche sein. Explosiver Druckverlust, zerschmorter Druckanzug, Aufschlagfrakturen überall dort, wo du einen Knochen besitzt und so weiter. Also bleib sitzen, Junge. Nanu – immer noch kein Lächeln?«
    Nein, er lächelte nicht, weil eine Puppe logischerweise nicht lächeln kann. Sein Blick blieb starr. Ich empfand ihn als anklagend. Das hatte mich auch bewogen, zu der Nachahmung eines lebenden Menschen zu sprechen.
    Zusammen mit ihm, dem Namenlosen, saßen noch vier »Personen« in dem Raumtransporter. Es war ein auf der Erde erwerbbares Modell für private Benutzer, die allerdings ein staatliches Kosmonautenpatent und überdies die Erlaubnis der Atomenergiebehörde besitzen mußten, um mit einem solchen feuerspeienden Ungetüm starten zu dürfen.
    Moderne Mikro-Fusionsreaktoren hoher Leistung wurden nicht jedermann anvertraut. Der dazugehörende hochkatalysierte Deuterium-Brennstoff war nochmals ein Kapitel für sich. Wer ihn besaß und Bruchteile davon zur Seite schaffte, war beim nötigen Fachwissen durchaus in der Lage, eine handliche Wasserstoffbombe zu fertigen. Daran war kein friedliebender Mensch interessiert. Und jenen, die es dennoch reizte, galt es auf die Finger zu schauen.
    Ich ertappte mich dabei, wie ich der so täuschend menschenähnlichen Puppe über das echte Haar strich. Fast war mir, als wäre ich wirklich ein Mörder, der mit einem verabscheuungswürdigen Trick seine bisherigen Freunde in den sicheren Tod schickt, um durch diese Tat die Ordnungshüter der Menschheit von seiner eigenen Person abzulenken.
    »Mann, machen Sie sich doch keine unangebrachten Gedanken«, vernahm ich eine teils ärgerlich, teils belustigt klingende Stimme. »Das sind Puppen, mein Herr! Oder wollen Sie gewisse zwischenmenschliche Beziehungen aus der Tatsache ableiten, daß in diesen Puppen sündhaft teure Edelstahlpumpen mit echter Blutzirkulation laufen? Oder deshalb, weil die sichtbaren Oberflächen der Kunststoffglieder aus einem lebenden, biosynthetischen Gewebe bestehen? Das ist erforderlich, um Verbrennungen und andere Verletzungen bei einer oberflächlichen Betrachtung als echt auszuweisen. Niemand kann dafür garantieren, daß die Mediziner Ihrer großartigen Geheimen Wissenschaftlichen Abwehr zuerst an der Absturzstelle eintreffen. Deshalb habe ich dafür gesorgt, daß der GWA-Sonderfond für außerordentliche Aufwendungen etwas geschröpft wurde. Wenn ein fremder Mediziner nur flüchtig hinschaut, wird er sich täuschen lassen. Um zu verhindern, daß er anschließend zu genau untersucht, sind Ihre aktiven Kollegen da, auch ›geheime Einsatzschatten zur besonderen Verwendung‹ genannt. Und wenn Herr Brigadegeneral nun das Druckschott schließen und zu mir kommen wollten, wäre ich Herrn General sehr verbunden. Die Zeit läuft nämlich; die von mir berechnete Zeit! Also?«
    »Der Teufel soll Sie stückweise holen, Sie Genie. Wieso wandeln Sie eigentlich noch auf der Erde?«
    »Auf dem Mond, wenn die unbedeutende Korrektur gestattet wird«, grinste Dr. Framus G. Allison, unser wohl fähigster Hochenergiephysiker, Marinefachmann und Spezialist für hyperfunktechnische Kodifizierungsprogramme auf marsianischer Befehls-Hochrangebene. Framus hatte sich gemausert! Neuerdings hatte er sich sogar entschlossen, der GWA als »Freier Mitarbeiter auf wissenschaftlicher Einsatzbasis« beizutreten.
    Auf die Großschreibung des Begriffes »Freier« Mitarbeiter legte er Wert, da er der Auffassung war, unser »Verein« müsse sich seiner erst einmal würdig erweisen.
    In den vergangenen Einsätzen hatte Framus gute Arbeit geleistet, aber es war uns nicht gelungen, ihn endgültig als GWA-Schatten zu verpflichten.
    Vor etwa drei Wochen, am 2. Oktober 2011, hatte er sogar ein Wagnis auf sich genommen, das dem des Saghonschen Kode schlages annähernd gleichkam. Framus wußte natürlich, daß er als Normalmensch ohne besondere parapsychische Eigenschaften für Hannibal und mich einen Risikofall darstellte. Das traf besonders auf unsere bevorstehende Aufgabe
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