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Die Katakomben von Acron

Die Katakomben von Acron

Titel: Die Katakomben von Acron
Autoren: Hubert Haensel
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berührte, wußte er plötzlich, daß er am Ziel seiner Suche angelangt war. Die Befürchtung, sie könne jene Hexe sein, die ihn dereinst in dieses Zerrbild eines Drachen verwandelt hatte, wurde fast schon zur Gewißheit.
    » Was ist mit dir? Soll ich dir helfen? «
    » Helfen? « echote der Mandaler. » Ausgerechnet du fragst mich das. Warum, Fronja – warum hast du mir das angetan? «
    » Du weißt es also. Die Strafe für dein vorlautes Mundwerk …«
    » Ha « , kreischte Gerrek auf. » Niemals habe ich auch nur ein Wort zuviel gesagt. Ich kann schweigen wie ein Fels… «
    » … wenn der Wind über seine Schroffen streicht und ihn zum Heulen bringt « , vollendete Fronja. Ihre Züge begannen zu verblassen.
    » Halt ein! « schrie der Beuteldrache. » Verbirg dich nicht vor mir! « Aber sie achtete nicht auf ihn.
    » Weib! « , fauchte er wütend, » du wirst mir nicht entkommen. « Er begann zu rennen. Der Weg führte ihn tiefer in den Kristallwald.
    Stille war um ihn her.
    Irgendwann – eine Ewigkeit mochte vergangen sein oder nur wenige Herzschläge – blieb Gerrek stehen. Er wußte nicht mehr, wo er war.
    » Fronja! « kreischte der Beuteldrache.
    Sein Ruf, in immer neuem Echo zurückgeworfen, verstärkte sich zum Brausen eines Orkans. Gerrek preßte sich die Hände auf die Ohren, um es nicht länger mitanhören zu müssen.
    Haltlos sank er vornüber auf die Knie, zog sein Kurzschwert und schwang es mit beiden Händen.
    » Komm her, Weib, und stelle dich. «
    Sie vollführte eine abwehrende Bewegung.
    » Wage es, Elender, und deine Pein wird ins Unermeßliche wachsen. «
    » Sie mich doch an, diesen Körper eines mitleiderregenden Dr achens. Glaubst du, daß irgend etwas mich noch schrecken kann? « Mit wütenden Hieben drang Gerrek auf Fronja ein. Zögernd wich sie vor ihm zurück.
    » Ich bin gekommen, dich zur Rechenschaft zu ziehen « , schrie er. » Mache mich wieder zu dem Jüngling der ich einst war. «
    Die Tochter des Kometen lachte.
    » Nichts hast du aus alldem gelernt. Ich werde dich in eine Ratte verzaubern. «
    Fauchend brach eine Stichflamme aus Gerreks Nüstern hervor. Fronja wehrte sie mit einer Hand ab und setzte ihre Magie ein. Der Mandaler spürte es – auch, daß die Verwandlung nicht klappen wollte. Seine Barthaare zitterten.
    Die Frau, die mehr Macht besaß als jede andere Hexe, ließ es widerstandslos geschehen, daß Gerrek ihren Arm packte. Ganz nahe war sein Maul ihrem Ohr.
    » Du wirst mir helfen! « fauchte er. » So wahr ich den Weg zu dir gefunden habe. Und zur Buße wirst du dein Leben in der Gestalt eines Beuteldrachen vollenden. «
    » Nein « , hauchte sie erschrocken und wurde bleich. » Das kann niemand verlangen. Was soll aus Vanga werden, wenn die Toc hter des Kometen nicht mehr ist? – Aus Vanga und aus Gorgan? «
    » Die Welt « , brauste Gerrek auf. » Was kümmert mich die Welt? Jetzt und hier wirst du den Zauber von mir nehmen. «
    Bevor der Mandaler jedoch ernst machen und ihr sein Schwert an die Kehle setzen konnte, wurde eine Stimme laut, die er nur zu gut kannte.
    » Fronja darf nicht von uns gehen. «
    Gerrek schnellte herum. Der Mann, der unverhofft neben ihm stand, trug einen schwarzbraunen, bis in die Kniekehlen reichen den, innen rot gefütterten Umhang, der in goldener Stickerei einen geflügelten Löwen zeigte. In seiner Rechten hielt er ein gerades Schwert, das wie die Kristalle des Hexensterns aus sich heraus zu leuchten schien.
    » Mythor « , rief der Mandaler überrascht aus.
    Der Gorganer zeigte keine Regung.
    » Du « , sagte er, » wirst dich nicht an der Tochter des Kometen vergreifen. «
    » Sie war es, die mich verzaubert hat. «
    » Ich weiß. Aber Fronja tut nichts, ohne schwerwiegende Gründe dafür zu haben. «
    » Auf wessen Seite stehst du, Mythor? « knurrte Gerrek. » Oder soll ich dich wieder Honga nennen, wie alle es tun? «
    » Ich halte zu dieser Frau. «
    » Und ich dachte, du wärst mein Freund. Leider täuscht man sich viel zu schnell in den Menschen. « Gerrek wirbelte sein Kurzschwert hoch und stürzte sich auf Mythor. Aber der Mann aus Gorgan parierte den Hieb. Er lachte.
    Dieses spöttische Gelächter war es, das Gerrek zur Raserei trieb.
*
    Ohne erkennbaren Grund stürzte der Beuteldrache sich auf ihn.
    »Du wirst mich nicht hindern«, keuchte er.
    Mythor hatte Mühe, den Fäusten auszuweichen, die wie Dreschflegel heranflogen. Der eigene Schwung riß Gerrek beinahe von den Beinen. Aber schon wirbelte er herum und
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