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Die Katakomben von Acron

Die Katakomben von Acron

Titel: Die Katakomben von Acron
Autoren: Hubert Haensel
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griff erneut an. Mit der Linken traf er den Sohn des Kometen an der Schulter. Der Schmerz ließ Mythor aufschreien.
    Gerrek setzte nach, schlug zu, verfehlte… Ein heftiger Fußtritt traf seine Knie.
    Der Augenblick des Zögerns genügte Mythor, um dem Mandaler seine ineinander verschränkten Fäuste ins Kreuz zu schmettern. Der Beuteldrache war überaus hart im Nehmen. Er schaute sich nur verdutzt um, dann schnellten seine Hände vor und umklammerten die Hüfte seines Gegners.
    Mythor wand sich in dem eisenharten Griff. Gerrek schien übermenschliche Kräfte zu besitzen.
*
    Hart prallten die Klingen aufeinander. Ihr hallender Klang pflanzte sich durch die Kristallwälder fort und ließ sie splittern.
    Obwohl Mythor seine Klinge mit meisterhafter Geschicklichkeit führte, vermochte Gerrek ihm zu widerstehen. Der Beuteldrache kämpfte wie er es sich selbst nie hätte träumen lassen. Er prellte vor – hart und unwiderstehlich. Der Gorganer wollte ausweichen, aber er durchschaute sein Handeln und wirbelte ihm mit einem einzigen wohlgezielten Hieb, in den er all seine Kräfte hineinlegte, das Gläserne Schwert aus der Hand.
    Mythor stürzte. Als er den Boden erreichte, schien sein Körper sich aufzulösen. Von einem Augenblick zum anderen war er verschwunden.
    Fronja stand schaudernd daneben. Aus schreckgeweiten Augen blickte sie dem Mandaler entgegen.
    » Du hast ihn getötet! « schrie sie gellend.
    Die letzten Kristallblumen welkten, verloren schnell ihre schimmernde Pracht. Der Himmel überzog sich mit düsteren Wolken, die das Licht der Sonnen verdunkelten. Ein Sturm zog auf.
    Gerrek fühlte eine unbeschreibliche Angst.
    Traf ihn die Schuld an den rasch fortschreitenden Zerstörungen? War es sein Haß, der dieses blühende Land in eine tote Wüste verwandelte?
    Und doch konnte er nicht anders. Er mußte sich rächen für das, was Fronja ihm angetan hatte.
    » Meine Welt stirbt « , murmelte die Tochter des Kometen tonlos.
    » Nimm die Gestalt des Beuteldrachen auf dich! « verlangte Gerrek.
    » Ich kann es nicht. Sieh, was geschieht… «
    Von Entsetzen geschüttelt, schloß der Mandaler die Augen. Aber auch dann verfolgte ihn das Bild der Vernichtung. Überall war Staub, der das Firmament verdunkelte. Ewige Nacht senkte sich herab. Die Mächte der Schattenzone griffen nach Vanga und brachten das Chaos.
    Dabei hätte ein einziges Wort genügt, um all das abzuwenden. Nur konnte Gerrek nicht verzichten – nicht nach dem, was er durchgemacht hatte.
    Der Mandaler focht einen schweren Kampf mit sich selbst aus. Er wußte, wenn Fronja nicht mehr war, würde die Welt vergehen.
    Schweiß brach ihm aus allen Poren. Er zitterte.
    » Geh! « wollte er der Frau zurufen. Allein ein kurzes Fauchen drang über seine Lippen.
    Zögernd und ohne sein Zutun formten sich dann einige Worte. Er vermochte es nicht einmal zu verhindern.
    » Nimm… den Fluch… auf dich! «
    Nein ! schrien seine Gedanken. Das darf niemals geschehen! Ewige Verdammnis wäre die Folge.
    Zwei Seelen wohnten dicht beieinander in seiner Brust. Ihr Streit ließ Gerrek zusammenbrechen.
    Hatte er nicht schon genügend Unheil angerichtet?
    Fordere die Vergeltung, dachte er. – Das mußte der Mensch in ihm sein.
    Bewahre das Schöne, solange es Frieden und Freude noch gibt. – Sprach so der Beuteldrache?
    Daß er sein eigenes Schwert gegen sich richtete, bemerkte Gerrek erst, als die Klinge nur mehr eine Handbreit von seiner Brust entfernt war. Alles in ihm verkrampfte sich. Aber vielleicht war es wirklich besser so. In einer Zeit, in der es keine Tochter des K ometen gab, konnte er nicht leben.
    Soll alles umsonst gewesen sein?
    Ich habe Angst.
    Wovor? Daß du als Beuteldrache weiterleben mußt?
    Auch…
    Dann zwinge Fronja endlich, zu tun, weswegen du hier bist.
    Sie würde ihr Dasein verlieren.
    Gerrek brauchte nur aufzusehen, um die Schrecken einer solchen Zukunft zu erkennen. Vielleicht war es schon jetzt zu spät. Am Horizont dräute eine undurchdringliche Schwärze.
    Der Mandaler raffte sich auf und hastete davon. Noch wußte er nicht, daß er vor sich selbst floh. Das Entsetzen folgte ihm.
*
    Plötzlich hielt Gerrek inne. Als folge er einem fernen Ruf, stieß er Mythor von sich.
    Mit ungelenken Bewegungen stapfte er gen Osten. Seine Augen waren wieder geschlossen. Aber unter den Lidern zuckte es manchmal, als blicke er wild um sich.
    Mythor folgte ihm auch weiterhin. Die Berge schienen mittlerweile fast zum Greifen nahe. In Wirklichkeit aber war es die
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