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Die Gamnma Option

Titel: Die Gamnma Option
Autoren: Jon Land
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PROLOG
    29. Juli 1945: Der Pazifik
    Die U.S.S. Indianapolis dampfte in den Tod.
    Captain Charles Butler McVay III betrat die enge Funkzentrale, verschloß die Tür hinter sich und richtete erst dann das Wort an den Ersten Funker des Schiffes.
    »Etwas Neues, Mister?«
    »Negativ, Sir. Kein Kontakt.«
    »Verdammt«, murmelte McVay, überzeugt, daß der Leutnant diesmal die Anspannung in seiner Stimme bemerkt hatte.
    Er war noch einmal persönlich heruntergekommen, in der Hoffnung, es sei irgendeine Nachricht eingetroffen, die Klarheit darüber bringen würde, was sich im Laderaum drei der Indy befand. Vor drei Tagen hatten sie den Inhalt der Laderäume eins und zwei auf der Insel Tinian abgesetzt. Nach zehn Tagen Fahrt mit Höchstgeschwindigkeit von San Francisco aus waren sie dort planmäßig eingetroffen, trotz eines Zwischenstops bei Pearl Harbour, bei dem sie mehrere Passagiere an Bord genommen hatten, die ihre Fahrt mit außergewöhnlichem Interesse verfolgten.
    Sie alle wußten, daß die Laderäume eins und zwei der Indianapolis die noch nicht zusammengesetzten Teile von zwei Atombomben enthalten hatten. Doch niemand wußte, was sich im dritten Laderaum befand.
    Aber genau das hätten wir auf Tinian ausladen sollen, dachte McVay. Er konnte akzeptieren, daß aufgrund der Atombomben der eigentliche Plan in letzter Sekunde geändert und der Ersatzplan in Kraft gesetzt worden war. Aber alles andere konnte er nicht einfach so hinnehmen.
    Von Tinian war die Indy über Guam nach Leyte in Marsch gesetzt worden. Er hatte gehofft, beim ersten Halt auch den Rest seiner Fracht loszuwerden, doch das Schiff hatte lediglich neue Vorräte an Bord nehmen müssen und war weitergeschickt worden. Also würde der Frachtraum auf Leyte entladen werden. Er hatte erwartet, daß man ihm zumindest ein Begleitschiff mit auf den Weg geben würde, doch dazu war es nicht gekommen, und unter den gegebenen Umständen wollte McVay auf den Aktenvermerk verzichten, eins angefordert zu haben.
    Auf Guam war er versucht gewesen, sich nach der Fracht zu erkundigen, die sie noch an Bord hatten. Doch dort hätte man mit größter Wahrscheinlichkeit nichts darüber gewußt. Und nun, ohne ein mit Sonar ausgerüstetes Begleitschiff, war die Indianapolis auf Radar und Sichtkontakt angewiesen, um feindliche U-Boote auszumachen.
    Am ersten Tag nach der Abfahrt von Guam hatte das Wetter hervorragend mitgespielt, doch am heutigen Nachmittag war ein Sturm aufgezogen, der sich erst kurz vor Mitternacht allmählich wieder legte. Er hatte bewegten Wellengang und einen klammen Geruch in der Luft zurückgelassen, der sich in der erstickenden Feuchtigkeit schnell ausbreitete. Daher hatte der Captain gestattet, daß alle Belüftungsschächte und die meisten Schotte im Schiff geöffnet blieben. Ansonsten hätte das tropische Klima seinen Leuten unmöglich gemacht, Schlaf zu finden.
    Denn eins war gewiß – Schiffe der schweren Kreuzer-Klasse wie die Indianapolis waren nicht in Hinsicht auf Komfort gebaut worden. 1932 vom Stapel gelaufen, wirkte die Indy plump und klobig. Doch sie war schnell; ihre Höchstgeschwindigkeit betrug zweiunddreißig Knoten. Sie hatte mehrere Kampfeinsätze hinter sich und zuletzt Admiral Spruance als Flaggschiff der Fünften Flotte gedient. Dem hatte Ende März vor Okinawa ein japanischer Kamikaze-Flieger ein Ende gemacht, und dieser neue Auftrag war zu schnell erfolgt, um nach den Reparaturen noch eingehende Probefahrten zu ermöglichen. McVay hatte versucht, dieses Manko während der schnellen Fahrt nach Tinian durch zahlreiche Übungen auszugleichen, doch die übermäßig vertretenen Passagiere schienen seinen Leuten immer wieder im Weg zu stehen.
    Zum Teufel mit ihnen, dachte der Captain, während der Schweiß seine Uniform durchtränkte, zum Teufel mit ihnen allen …
    McVay kehrte zur Brücke zurück. Er fühlte sich unbehaglich und angespannt. Der Marschbefehl, den er auf Guam erhalten hatte, besagte lediglich, die Mannschaft zu einer vierzehntägigen Ausbildung nach Leyte zu bringen; der Inhalt des Laderaums Nummer drei war mit keiner einzigen Silbe erwähnt worden. Erwarteten die Arschlöcher, daß er den Rest des Krieges damit herumdampfte?
    McVay machte die feuchte Luft zu schaffen. Er versuchte erfolgslos, die Frage zu verdrängen. Die ganze Sache ergab einfach keinen Sinn.
    »Sir«, kam ein verzweifelter Ruf vom Funkmeßtechniker direkt vor ihm auf der Brücke. »Ich habe Torpedos auf dem Bildschirm!«
    »Der
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