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Die Känguru Chroniken

Die Känguru Chroniken

Titel: Die Känguru Chroniken
Autoren: Marc-Uwe Kling
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isses denn bei euch so?‹, würde ich ihnen ein Parkhaus zeigen.«
    »Dann würden sie wahrscheinlich fragen: Können wir die Untertasse nicht auf deinem Dach stehen lassen? Da kostet es nichts«, sagt das Känguru.
    »Haha«, sage ich. »Ich hasse Parkhäuser.«
    »Jo«, sagt das Känguru.
    »Die haben damals das kommunale Kino abgerissen und dafür ein Parkhaus hingebaut«, sage ich.
    Das Känguru nickt. »Verstehe.«
    »Weißte, was ich noch hasse?«, frage ich.
    »Nee«, sagt das Känguru. »Lass es raus.«
    »Mikrowellenherde«, sage ich.
    »Klar«, sagt das Känguru.
    »In Amerika ham sie so ’ne Umfrage gemacht und wollten wissen, was die beste Erfindung aller Zeiten sei … Und weißte, was die gesagt haben?«
    »Ein Mikrowellenherd?«, fragt das Känguru.
    »Kannteste die Umfrage schon?«, frage ich etwas überrascht.
    »Nee«, sagt das Känguru. »War aber so’n bisschen ’ne Suggestivfrage.«
    »Nicht das Rad«, sage ich. »Nicht das Telefon, nicht mal das bekackte Fernsehen.«
    »Die Mikrowelle«, sagt das Känguru.
    »Genau!«, sage ich. »Ein Gerät, das in Sekundenschnelle jeglichen Geschmack aus jeglicher Speise entfernt. Tolle Erfindung. Wenn die Außerirdischen nach dem Abgasgestank im Parkhaus noch nicht genug hätten, würde ich ihnen ’ne Fertigmahlzeit in ’ner Mikrowelle zubereiten.«
    Das Känguru blickt mich unsicher an.
    »Und weißt du, was ich noch hasse?«, frage ich.
    Das Känguru schüttelt den Kopf.
    »Digitale Bilderrahmen!«, rufe ich. »Zum Abschied würde ich mit einer Digital-Kamera ein Bild von mir und den Außerirdischen machen.«
    »Und dann würdste ihnen das Bild auf dem Kameradisplay zeigen?«, fragt das Känguru. »Ob sie zufrieden damit sind, wie sie kucken?«
    »Ja. Und dann würde ich ihnen das Bild auf einen digitalen Bilderrahmen laden, zusammen mit einem Bild von einem Parkhaus, einem Bild von einer Mikrowelle und einem Bild von einem digitalen Bilderrahmen. Damit wird das Zeiten-Porträt erst komplett. Parkhaus, Mikrowelle, digitaler Bilderrahmen: HÄSSLICH, STINKEND, GESCHMACKSNEUTRAL, KREBSERREGEND, TEUER UND VÖLLIG SINNLOS!«
    Das Känguru blickt mich besorgt an.
    »Aber weißt du, was ich am meisten von allem hasse?«, frage ich.
    »Nee«, sagt das Känguru. »Was?«
    »PARKHÄUSER!«, schreie ich. »ICH HASSE PARKHÄUSER!«

»Glaubst du, es ist Zufall, dass Das Kapital ausgerechnet der 23. Band der Marx-Engels-Werke ist?«, fragt das Känguru.
    »Nein«, sage ich. »Das ist bestimmt kein Zufall. Ich glaube, die sind chronologisch und der Art nach geordnet.«
    Poch Poch Poch.
    »Kommen Sie rein, Schmidtchen!«, sagt das Känguru.
    Der Polizeioberwachtmeister betritt unser Wohnzimmer.
    »Gut, dass Sie kommen, Schmidtchen!«, sagt das Känguru. »Gerade meinte ich zu meinem Kollegen, es sei doch eine Unsitte, dass man heutzutage vor lauter semipermeablen Xenismen kaum noch einen Satz versteht. Finden Sie nicht auch?«
    »Äh ja. Ja, ja. Aber eigentlich, also, ich bin hier, nun ja … Ich muss noch mal nachfragen wegen dem Brand in der Axel-Springer-Gedächtniskapelle …«
    »Gut, dass Sie nachfragen, Schmidtchen!«, sagt das Känguru. »Gut, dass Sie nachfragen. Ich habe mir dazu auch Gedanken gemacht, und ich glaube …« Es winkt Schmidtchen heran: »Kommen Sie näher.«
    Schmidtchen tritt an den Schreibtisch. Das Känguru beugt sich vor und flüstert: »Es handelt sich um eine Verschwörung.«
    Dann lässt es sich zurück in den Stuhl fallen und nickt.
    »Eine Verschwörung?«, fragt Schmidtchen überrascht.
    »Ja, ja«, sagt das Känguru. »Haben Sie schon mal davon gehört, dass die amerikanische Regierung von dem Angriff auf Pearl Harbor wusste, ihn aber zuließ, um in den Krieg eintreten zu können? Oder gehören Sie zu den Zeitgenossen, die immer noch glauben, dass Saddam Hussein hinter den Anschlägen aufs World Trade Center steckt?«
    »Sie meinen, dass Springer selbst die Kapelle …?«, fragt Schmidtchen.
    »Das haben Sie gesagt«, sagt das Känguru.
    »Aber warum?«, fragt Schmidtchen. »Um die Auflage zu steigern?«
    »Gut«, sagt das Känguru. »Sehr gut. Sie werden besser. Aber vielleicht ist es doch nicht so einfach. Vielleicht gibt es ja noch einen geheimnisvollen Dritten. Wie beim 11. September. Da war es ja bekanntlich …«, das Känguru stockt, »ähm … die …« Es kuckt zu mir.
    »Nagelscherenindustrie«, sage ich.
    »Nagelscherenindustrie«, sagt das Känguru. »Ist doch sonnenklar, Schmidtchen. Man muss sich nur mal
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