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Die Känguru Chroniken

Die Känguru Chroniken

Titel: Die Känguru Chroniken
Autoren: Marc-Uwe Kling
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Tür!«
    »Die Tür ist offen«, sagt das Känguru.
    Poch Poch Poch.
    »Man muss die Klinke runterdrücken«, sagt das Känguru.
    Die Tür öffnet sich, und herein tritt Schmidtchen. Kurzer Typ mit langem Schnauzer. Sein Blick fällt zuerst auf mich, der ich wie immer am Fenster stehe und mir die Zeit mit Hinauskucken vertreibe, und dann auf das Känguru, welches wie immer am Schreibtisch sitzt, Füße auf dem Tisch, Schlapphut ins Gesicht gezogen.
    »Was gibt’s denn, Schmidtchen?«, fragt das Känguru.
    »Polizeioberwachtmeister Schmidt heißt das für Sie!«, sagt Schmidtchen.
    »Na, na«, sagt das Känguru. »Kein Grund, sich so zu echauffieren, Schmidtchen.« Und dann lächelt es. Kaum etwas verschafft ihm größere Freude, als Schmidtchen mit Fremdwörtern aufzuziehen. Schmidtchen steht da und schmollt.
    »Nun?«, fragt das Känguru. »Meine Zeit ist kostbar. Ich war gerade dabei, mit meinem Kollegen hier einen Diskurs über die Pros und Contras pränataler Anglistik zu führen.«
    »Davon hab ich schon gehört!«, sagt Schmidtchen. »Das ist, wenn man …«
    »In medias res, Schmidtchen!«, sagt das Känguru.
    Schmidtchen kuckt mich an.
    »Mitten in die Dinge hinein«, sage ich. »Das heißt, Sie sollen zur Sache kommen.«
    »O ja«, sagt Schmidtchen. »Also. Es hat gebrannt. Jemand hat in der Nacht die neu eröffnete Axel-Springer-Gedächtniskapelle angezündet.«
    »Wie geht’s der lieben Frau Gemahlin, Schmidtchen?«, fragt das Känguru. »Der Kollege hier erzählt ja nur Gutes von ihr.«
    Schmidtchen kuckt mich erschrocken an.
    »War nur ein Witz, Schmidtchen!«, sagt das Känguru. »Nur ein Witz. Ein wenig Pläsier muss man sich ja gönnen, nicht wahr?«
    »Wo war ich?«, sagt Schmidtchen und kramt nach seinem Notizblock.
    »Jemand hat die Axel-Springer-Gedächtniskapelle angezündet«, sagt das Känguru, »… und da sind Sie zu uns gekommen, weil …?«
    »Aha. Genau. Weil ich – geradheraus – Sie verdächtige!«
    »Ich hab die Kapelle nicht angezündet. Aber ich wünschte, ich hätte es.«
    »Aha. Soso. Und wieso sollte ich das nun glauben?«
    »Nun, Schmidtchen, warum sollte ich denn sagen, dass ich es gerne gemacht hätte, wenn ich es nicht gerne gemacht hätte?«
    »Hohoho. Das will ich ja gerne glauben, dass Sie das gern gemacht hätten, aber warum soll ich glauben, dass Sie es nicht auch tatsächlich gemacht haben?«
    »Nun, Schmidtchen, ich würde ja wohl kaum zugeben, dass ich es gerne gemacht hätte, wenn ich es tatsächlich gemacht habe.«
    »So. Ja. Hm.«
    »Es sei denn natürlich, ich würde denken, dass Sie denken würden, ich hab es nicht gemacht, wenn ich sage, ich hätte es gern gemacht.«
    »Also haben Sie es doch gemacht!«
    »Nun, Schmidtchen, wenn ich es gemacht hätte, würde ich Sie doch nicht darauf hinweisen, dass ich sagen könnte, dass ich es gerne gemacht hätte, nur damit sie denken, dass ich es nicht gemacht habe, weil ich ja nicht sagen würde, dass ich es gern gemacht hätte, wenn ich es tatsächlich gemacht hätte.«
    »Also haben Sie es nicht getan.«
    »Es sei denn natürlich, dass ich Sie darauf hinweise, damit Sie denken, dass ich denke, dass Sie denken, dass ich denke, dass Sie denken, dass ich Sie nicht darauf hinweisen würde, wenn ich es gemacht hätte, damit Sie nicht denken, dass ich denke, dass Sie nicht denken, dass ich es gemacht habe, aber dies alles wiederum hieße, Ihnen eine gewaltige Masse Hirnschmalz zu unterstellen, und wer würde das schon tun, Schmidtchen?«
    »Aber wenn Sie es nicht waren, wer war es dann?«
    »Nun Schmidtchen, da ich es nicht war und mein Kollege hier am Fenster es nicht war« – Pause  – »bleiben ja nur noch Sie.«
    »Ich?«, ruft Schmidtchen.
    »Ja, Sie. Wo waren Sie gestern Nacht?«
    »Nun, ich war zu Hause. Mit meiner Frau.«
    »So?«, fragt das Känguru. »Zufälligerweise weiß ich aber, dass mein Kollege hier gestern Nacht mit Ihrer Frau zusammen war!«
    »Was?«, ruft Schmidtchen.
    »War nur ein Witz, Schmidtchen!«, sagt das Känguru. »War nur ein Witz! Ein kleiner Jux. Ein wenig Pläsier!«
    Schmidtchen schüttelt verwirrt den Kopf.
    »Mensch, Schmidtchen!«, sagt das Känguru, »Sie sehen ja ganz fertig aus! Am besten Sie gehen mal nach Hause und ruhen sich was aus.«
    »Ja, das klingt vernünftig«, sagt Schmidtchen.
    »Und bleiben Sie mir weg vom Benzinkanister, Sie kleiner Pyromane, ja?«
    »Pyramide?«, murmelt Schmidtchen und verschwindet zur Tür hinaus.
    Das Känguru grinst mich an.
    »Dein
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