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Die Känguru Chroniken

Die Känguru Chroniken

Titel: Die Känguru Chroniken
Autoren: Marc-Uwe Kling
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eine Augenbraue hoch.
    »Ja, genau!«, sagt das Känguru. »Das gefällt mir.«
    »Das dachte ich mir«, sage ich.
    »Jetzt brauchen wir noch einen Slogan«, sagt das Känguru.
    »Wir lösen alle Fälle – diskret und auf die Schnelle«, sage ich.
    »Hm«, sagt das Känguru.
    »Die Frau geht fremd, der Bruder tot – wir helfen dir in jeder Not.«
    »Hm. Solche Fälle wollte ich eigentlich nicht bearbeiten. Ich denke mehr an ein Detektivbüro für Kapitalverbrechen.«
    »Mord, Totschlag, Vergewaltigung?«, frage ich.
    »Auch«, sagt das Känguru. »Aber halt so alle Verbrechen von Kapitalisten. Wie wär’s mit: ›Shareholder, Fondsmanager oder Vorstandssprecher – Nehmt euch in Acht, Kapitalverbrecher!‹«
    »Na ja«, sage ich. »Ich finde besser: ›Hast du Probleme oder Fragen oder so, komm doch einfach zu Känguru & Co.‹«
    »Na, wir vertagen das mal«, sagt das Känguru. »Das Wichtigste ist jetzt erst mal ein Schild mit ›Känguru & Co. – Detektivbüro‹ für die Tür.«
    Also stellen wir alle Möbel um, lassen beim Schlüsselmann ein Messingschild gravieren, welches das Känguru etwas schief an die Tür nagelt, und sitzen nun in meinem Schlafzimmer/Detektivbüro und warten auf spannende Missionen.
    Bisher ist die Auftragslage eher nich so gut. Das Känguru nimmt das zum Anlass, palettenweise Schnapspralinen einzuwerfen und dicke Zigarren zu paffen. Mir ist schon ganz schlecht von dem Gestank. Außerdem hat es die Füße auf dem Tisch liegen.
    »Nimm die Füße vom Tisch!«, sage ich. Das Känguru zieht kräftig an der Zigarre und bläst mir den Rauch direkt ins Gesicht. Dann zieht es sich seinen breitkrempigen Hut noch tiefer über die Augen. Ich huste und öffne das Fenster. Ein kleiner Lastwagen ist vorgefahren und parkt in zweiter Reihe.
    »Hab gehört, dass deine alte Wohnung neu vermietet wird«, sage ich.
    Neugierig kommt das Känguru zum Fenster.
    »Meinste, das isser?«, fragt es.
    »Sieht so aus.«
    Die Tür des Transporters öffnet sich, unser zukünftiger Nachbar hüpft heraus und zieht als Erstes einen großen Kühlschrank auf seine Sackkarre.
    »Was steht da auf dem Transporter?«, fragt das Känguru und kneift die Augen zusammen.
    »›Cofrost – Tiefkühlkost‹, glaub ich.«
    »Sieht irgendwie verdächtig aus, der Neue«, sagt das Känguru und kaut auf seiner Zigarre herum.
    »Ja. Irgendwie seltsam«, sage ich.
    Es ist:

    [TROMMELWIRBEL, FANFARE, CLOSE-UP]

    EIN PINGUIN.

    Zwei
    Ich komme gerade von einer längeren Tour nach Hause und quäle mich mit dem ganzen Gepäck durch den Flur, als mich die Nachbarin von unten aufhält.
    »Ham Se den Neuen jesehen?«, fragt sie.
    Ich nicke.
    »Na, der ist ja wohl och nich von hier, wa?«
    Ich schüttle den Kopf.
    »Janz schwarz ist der«, sagt sie.
    »Nur von hinten«, sage ich. »Vorne ist er so weiß wie Eva braun.«
    »Der klaut mir bestimmt jeden Morjen die Zeitung. Diese verdammten Türken!«
    »Ich glaube, er kommt aus der Antarkt…«
    »Ja, ja. Antarkta Anta Ankara«, sagt sie. »Da kommen die alle her. Aus’m Süden.«
    »Ja«, sage ich. »Der kommt ganz weit aus dem Süden.« Ich lasse sie stehen und schleppe mich weiter die Treppe hoch, bis ich vor unserer Tür stehe. Unter dem Türschlitz dringt Qualm hervor. Ich schnuppere.
    Was jetzt? Erschöpft stelle ich die Sachen auf den Boden und öffne vorsichtig die Tür.
    Im Wohnzimmer sitzt das Känguru. Es hat eine Schweißermaske übers Gesicht gezogen und hantiert mit dem dazugehörigen Gerät.
    Sprachlos betrete ich das Zimmer. Das Känguru bemerkt mich und schiebt die Maske nach oben.
    »Hallo!«, sagt es fröhlich.
    »Was machst du da?«, frage ich.
    »Gadgets!«, sagt das Känguru. »Alle Detektive brauchen Gadgets.«
    »Soso«, sage ich und will das Zimmer wieder verlassen.
    »Das hier wird eine Kamera, mit der man auch telefonieren kann«, sagt das Känguru.
    Ich halte inne, drehe mich zum Känguru, öffne den Mund, schließe ihn dann wieder, sage doch nichts dazu und hole mein Gepäck von draußen rein, während das Känguru weiter schweißt.
    »Wie ist die Auftragslage?«, frage ich danach.
    »Geht so«, sagt das Känguru und schiebt die Maske wieder nach oben.
    »Also nüscht?«
    » Noch nüscht!«, sagt das Känguru, zuversichtlich das » noch « betonend.
    »Dann gebe ich dir jetzt einen Auftrag«, sage ich. »Du könntest zum Beispiel rausfinden, wer jeden Morgen alle Zeitungen aus unseren Briefkästen klaut.«
    »Hm. Hm«, sagt das Känguru, pfeffert die Metallmaske
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