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Die Känguru Chroniken

Die Känguru Chroniken

Titel: Die Känguru Chroniken
Autoren: Marc-Uwe Kling
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noch Kommunist ist, hat keinen Verstand?«, frage ich.
    »Genau!«, sagt das Känguru. »Und dann hab ich ihn gefragt, was er mir damit sagen will. Dass er kein Herz hat?«
    »Hehe. Gut gekontert«, sage ich.
    »Hat er aber nicht kapiert«, sagt das Känguru.
    »Aber jedenfalls, ist doch auffällig, dass viele Leute mit dem Alter immer konservativer werden. Weißte? So Otto Schily, Joschka Fischer oder … oder … Horst Mahler. Die Riege nur als prominentes Beispiel. Woran liegt das?«
    »Das ist ein ganz natürlicher Vorgang«, sagt das Känguru. »Mit dem Alter sterben ja bekanntermaßen immer mehr Körperzellen ab. Warum sollten ausgerechnet die Gehirnzellen eine Ausnahme darstellen?«
    »Ich hab Angst«, sage ich, und die Rückenschmerzen drücken meine Augen aus den Höhlen. »Plötzlich biste fünfzig und glaubst, dass die unsichtbare Hand schon für den Wohlstand der Nationen sorgen wird …«
    »Ach«, sagt das Känguru. »Natürlich geht es mit dem Alter bergab. Aber es ist ja auch die Frage, von wo man losläuft, wenn du verstehst, was ich meine.«
    Ich nicke vorsichtig, muss die Bewegung aber sofort wieder einstellen.
    »So einer wie Horst Mahler, der stand ja nie auf ’nem großen Hügel. Und dann hat der auch noch ’nen Expresszug ins Tal genommen«, sagt das Känguru. »Beziehungsweise in ’ne Schlucht. In den Marianengraben, könnte man sagen.«
    »Mhm.«
    »Außerdem haste ja noch mich«, sagt das Känguru.
    »Bleibste bei mir?«, frage ich.
    Das Känguru nickt.
    »Auch wenn ich alt und grau und gebrechlich und blöd werde?«
    »Na logen.«
    »Suchst dir keinen neuen Mitbewohner?«
    »Quatsch.«
    »Das haste nur aus Spaß gesagt, nich?«
    »War nur Spaß.«
    »Bleibst also bei mir.«
    »Na klar, Alter.«
    »Sag nicht Alter zu mir.«
    »Is gut.«
    »Und jetzt ruf einen Arzt.«

»Bäh. Was für ein Pisswetter!«, sage ich.
    »Das hast du schon mal gesagt«, sagt das Känguru.
    Es hüpft mit dem Regenschirm neben mir her. Jedes Mal, wenn Tier und Schirm einen Satz nach vorne machen, werde ich wieder nass.
    »Ich könnte jetzt so schön zu Hause sitzen und aus dem Fenster kucken«, sage ich.
    »Nichts da«, sagt das Känguru. »Die Demonstration wartet nicht!«
    »Hättste für die Veranstaltung nicht wenigstens einen Tag mit besserem Wetter wählen können?«
    »So ein Unsinn«, sagt das Känguru. »Ich habe natürlich extra einen Tag gewählt, bei dem mir der Wetterdienst schlechtes Wetter garantiert hat.«
    Das Känguru hat beim zuständigen Amt eine Großdemonstration gegen ›Staat, Kapital und das schlechte Wetter‹ angemeldet. Wir biegen um die nächste Ecke zum Versammlungsplatz. Eine Hundertschaft Polizisten steht im Regen und sichert die umliegenden Banken, aber …
    »Es ist keiner gekommen«, sage ich betrübt.
    Ich klopfe dem Känguru aufmunternd auf die Schulter.
    »Das ist nur wegen dem Wetter, Alter«, sage ich.
    Jetzt ist es bestimmt wieder so furchtbar enttäuscht.
    »Scheißwetter!«, rufe ich laut und recke die Faust. »Nieder mit dem Scheißwetter!«
    Das Känguru jedoch ist ungebrochen gut gelaunt und hüpft auf das Café an der Ecke zu. Verdutzt halte ich inne. »Komm schon!«, ruft das Känguru. »Wir trinken einen Kakao und kucken zu, wie die Polizei nass wird. Ich hab den Tisch direkt am Fenster reserviert.«

Eins
    Das Känguru sitzt in seinem Zimmer, streicht sich furchtbar wichtige Stellen in dicken, dunkelblauen Büchern an und kritzelt in seinem unveröffentlichten Hauptwerk herum. Ich reiße die Tür auf, stolpere durchs Zimmer, kratze an der Tapete, röchle, drehe mich im Kreis, breche auf dem Boden zusammen, zucke spastisch und bleibe dann regungslos liegen.
    »Ist dir langweilig?«, fragt das Känguru.
    »Jahaaa«, stöhne ich. »Sooooooooo langweilig.«
    »Dann lass uns was machen«, sagt das Känguru.
    »Wahas?«, frage ich, ohne vom Boden aufzustehen.
    »Wir könnten ein Detektivbüro aufmachen«, sagt das Känguru.
    »Ein Detektivbüro?«, frage ich verwirrt und setze mich auf.
    »Ja«, sagt das Känguru.
    »Das ist ja mal ’ne völlig beknackte Idee.«
    »Bist du dabei?«, fragt das Känguru.
    »Okay«, sage ich. »Aber nur wenn wir es ›Kling & Co. – Detektivbüro‹ nennen.«
    »Das ist ja wohl ein total bescheuerter Name! Damit werden wir niemals Erfolg haben. Hast du noch nie von Marketing gehört? Wir brauchen was Griffiges, was Eingängiges, was wo die Leute sofort Vertrauen fassen.«
    »Känguru & Co. – Detektivbüro?«, frage ich und ziehe
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