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Die Känguru Chroniken

Die Känguru Chroniken

Titel: Die Känguru Chroniken
Autoren: Marc-Uwe Kling
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versteh es einfach nicht«, sagt es.
    »Was denn?«
    »Alles«, sagt das Känguru. »Alle. Die Leute!«
    Ich nicke.
    »Leute sind des Letzte«, sage ich.
    »Wie sie vor sich hin leben. Tickititicktick. Ich weiß, wenn man in deren Haut steckt oder wenn man auch nur ganz nah rangeht und sie beobachtet, scheint das alles einen Sinn zu geben, was sie da so wursteln, aber wenn man nur einen Schritt zurückmacht, ist das doch alles sehr rätselhaft …«, sagt das Känguru.
    »Tickititicktick«, sage ich.
    »Jetzt lebe ich schon so lange unter euch, aber ich verstehe immer noch nicht ansatzweise, warum die Leute tun, was sie tun.«
    Ich habe derweil in jede Hand ein Jo-Jo genommen und versuche beidhändig zu spielen.
    »Es ist mir alles ein Rätsel …«, wiederholt das Känguru gedankenverloren.
    »Ich hab gehört«, sage ich und kann nicht verhindern, dass sich meine Jo-Jos verheddern, »dass James Cook, der 1770 als erster Europäer ein Känguru zu Gesicht bekam, einen Aborigine gefragt haben soll: ›Was ist das für ein Tier?‹ – auf Englisch natürlich 19 –, und der Aborigine antwortete ›Känguru‹, weil er Cook nicht verstand und ›Känguru‹ in seiner Sprache nun einmal ›Ich verstehe euch nicht‹ bedeutet.«
    Das Känguru hat mir aufmerksam zugehört.
    »Ich verstehe euch nicht«, murmelt es. »Und das stimmt?«
    »Hab ich gelesen«, sage ich schulterzuckend.
    Das Känguru öffnet das Küchenfenster und ruft den Leuten auf der Straße zu: »Känguru!«
    »Känguru!«, schreie ich mit.
    Wir rennen durch die Wohnung und schreien: »Känguru! Känguru!« Wir springen auf dem Bett herum und schreien: »Känguru! Känguru!« Das Känguru öffnet alle Fenster und schreit jedes Mal: »Känguru!« Wir hüpfen auf dem Balkon herum und schreien immer noch: »KÄNGURU!« Schließlich sinken wir erschöpft zu Boden und gucken unbestimmt in den Himmel. Es entsteht ein seltsames Schweigen.
    »Ich hab den Pinguin übrigens im Treppenhaus getroffen«, sage ich. »Er hat mir seine Karte gegeben.« Ich ziehe die Visitenkarte aus meiner Hosentasche und reiche sie dem Känguru.

    J. Moriarty

    Ihr freundlicher
    cofrost* Vertreter

    Lange starrt das Känguru auf die Karte.
    »Irgendwas ist verdammt fischig an diesem falschen Vogel«, sagt es schließlich. Seine Augen verengen sich wieder zu Schlitzen. »Und ich werde herausfinden, was!«
    »Aber zuerst kucken wir ›Zwei Asse trumpfen auf‹ fertig«, sage ich.

 
     
    Tausend Dank an: Daniel, Kolja, Maik,
    Maria, Roman, Sebastian, Sven, Thomas,
    Bud Spencer & Terence Hill.

 
     
    »Ganz fetziges Ende eigentlich«, sagt das Känguru.
    »Ja«, sage ich. »Ja! Ein guter Schluss wär’s gewesen, aber du musst ja immer noch deinen Senf dazugeben, musst immer das letzte Wort haben.«

 
     
    »Muss ich gar nicht.«
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