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Charlottes Traumpferd | Gefahr auf dem Reiterhof

Charlottes Traumpferd | Gefahr auf dem Reiterhof

Titel: Charlottes Traumpferd | Gefahr auf dem Reiterhof
Autoren: Nele Neuhaus
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»Charlotte! Da bist du ja wieder!« Frau Friese, die Mutter meiner besten Freundin Dorothee, lächelte freundlich, als sie die Haustür öffnete und mich erkannte. »Wann seid ihr zurückgekommen?«
    »Hallo, Frau Friese.« Ich trat aufgeregt von einem Fuß auf den anderen und wäre am liebsten an ihr vorbei direkt in Doros Zimmer gestürzt, um ihr sofort die sensationelle Neuigkeit mitzuteilen. »Vor einer Viertelstunde. Ist Doro da?«
    Während der langen Fahrt von Noirmoutier nach Bad Soden hatte ich immer wieder mit dem Gedanken gespielt, meinen Vater um sein Handy zu bitten, damit ich Doro anrufen und ihr von Won Da Pie erzählen konnte. Aber ich hatte der Versuchung widerstanden, nicht zuletzt deshalb, weil mein älterer Bruder Phil mit großen Ohren neben mir gesessen und sich todsicher über mich lustig gemacht hätte.
    »Nein, sie ist nicht da«, antwortete Frau Friese. »Dreimal darfst du raten, wo sie ist.«
    »Im Reitstall?«
    »Natürlich. Wo sonst?« Frau Friese verzog in gespielter Verzweiflung das Gesicht. »Seit sechs Wochen findet man sie nirgendwo anders mehr.«
    Das konnte ich gut verstehen. Immerhin wohnten wir kaum hundertfünfzig Meter vom Reitstall entfernt, Doro, die Tochter unserer Nachbarn, sogar nur hundert Meter.
    Vor vier Wochen hatte ich meine Eltern angebettelt, den Sommer über bei Frieses bleiben zu dürfen, denn ich hätte auch so gerne das Reitabzeichen gemacht und jeden Tag im Reitstall verbracht, aber da hatte es natürlich keine Diskussion gegeben. Zum Glück, wie ich jetzt dachte, denn sonst hätte ich den wohl tollsten Sommer meines Lebens verpasst.
    »Alles klar«, sagte ich zu Frau Friese. »Danke!«
    Ich wollte mich schon umdrehen, doch sie hielt mich zurück.
    »Charlotte, warte mal. Ich möchte dir etwas sagen«, begann sie nach einem kurzen Zögern. Sie druckste ein bisschen herum. »Es … es hat sich überraschend etwas ergeben.«
    Bei mir auch, dachte ich, schwieg aber.
    »Doro fürchtet, du könntest böse auf sie sein«, fuhr unsere Nachbarin fort. »Aber es musste plötzlich alles ganz schnell entschieden werden.«
    Jetzt war ich echt neugierig, was sie mir Geheimnisvolles zu erzählen hatte. Wieso sollte ich auf meine beste Freundin böse sein?
    »Was ist denn passiert?«, wollte ich wissen.
    Doros Mutter suchte nach den passenden Worten, und was sie dann sagte, versetzte mir einen Schock.
    »Nun ja, hm, Ingas Eltern und wir haben vor drei Wochen ein Pferd gekauft.«
    Ich starrte Frau Friese an, als hätte sie mir gegen das Schienbein getreten. Für einen Moment hatte es mir echt die Sprache verschlagen.
    »Das … das ist ja toll«, brachte ich nur mühsam heraus. Seit Ewigkeiten schmiedeten Doro und ich Pläne, uns gemeinsam ein Pferd zu kaufen, wir sparten jeden Cent für diesen Traum. Jetzt hatte sie also ein Pferd zusammen mit Inga, nur weil ich vier Wochen im Urlaub und weit weg gewesen war. Wenn es sich nicht zufällig vor ein paar Tagen ergeben hätte, dass auch meine Eltern mir ein Pferd gekauft hätten, so wäre ich wahrscheinlich in diesem Augenblick vor Enttäuschung in Tränen ausgebrochen. Plötzlich hatte ich einen Kloß im Hals und in einer Ecke meines Herzens flammte Zorn auf. Ich gönnte meiner besten Freundin ein eigenes Pferd, darum ging es mir gar nicht. Aber hätte sie das nicht in dem Brief, den ich in der letzten Woche auf Noirmoutier von ihr bekommen hatte, wenigstens erwähnen können? Kein Wort hatte sie davon geschrieben! Warum nicht?
    »Lotte, sei nicht böse auf Doro«, bat Frau Friese mich. »Weißt du, Inga und Doro haben zufällig eine Verkaufsanzeige im Internet gesehen, und Inga kannte das Pferd von dem Reiterhof im Vogelsberg, auf dem sie schon ein paarmal Reiterferien gemacht hat.«
    »Ich bin nicht sauer«, antwortete ich. »Nur … enttäuscht.«
    Doros Mutter schien nicht wohl dabei zu sein, dass ihre Tochter und Inga mich so hintergangen hatten. Schließlich war ich Doros beste Freundin, nicht Inga. Sie sah wirklich bekümmert aus.
    »Die beiden lassen dich sicherlich auf Corsario reiten«, versuchte sie mich zu trösten.
    Ich hatte es mit einem Mal nicht mehr besonders eilig, in den Stall zu kommen. In den letzten Wochen hatte ich fast vergessen, wie es dort tatsächlich war. Meine Eltern glaubten, alle Jugendlichen im Reitstall seien die besten Freunde, aber diese Illusion hatte ich schon lange nicht mehr. Die Wirklichkeit war leider völlig anders. Zwar taten alle immer freundlich, aber insgeheim war jeder nur auf
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