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Charlottes Traumpferd | Gefahr auf dem Reiterhof

Charlottes Traumpferd | Gefahr auf dem Reiterhof

Titel: Charlottes Traumpferd | Gefahr auf dem Reiterhof
Autoren: Nele Neuhaus
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»Duhast dich ja überhaupt nicht gemeldet! Dabei hast du’s doch versprochen!«
    Mist. Damit hatte sie den Spieß umgedreht. Ich hatte es tatsächlich vergessen. Nein, ich hatte ihr mit Absicht nicht geschrieben, weil ich gekränkt gewesen war und eifersüchtig darauf, dass Doro, Inga und die anderen in den Sommerferien das Reitabzeichen gemacht hatten. Ohne mich.
    »Was hätte ich dir schon schreiben können?«, erwiderte ich achselzuckend. »Ist nicht viel passiert. Und die Leute in Frankreich kennst du ja gar nicht. Und hier? Gibt’s was Neues?«
    Doro und Inga wechselten einen raschen Blick.
    »Was denn?«, drängte ich. »Erzählt schon!«
    Ich stellte mich mit Absicht unwissend, denn natürlich wäre mir das neue Pferd sofort aufgefallen, selbst wenn ich nicht von Frau Friese informiert worden wäre.
    »Es ist … nun ja … wir haben …«, begann Doro verlegen. »Ich hätte es dir gerne gesagt, aber wir hatten die Handynummer von deinem Vater nicht … sonst hätten wir …« Sie brach ab.
    »Sonst hättet ihr – was?« Was für eine lahme Ausrede! Ich zitterte innerlich, aber es gelang mir mit gespielt harmloser Neugierde von Doro zu Inga und wieder zurückzublicken.
    Es fiel meiner Freundin sichtlich schwer, mir ihren Vertrauensbruch zu gestehen. Sie wusste genau, wie tief mich der Verlust von Gento getroffen hatte, und nun stand sie da vor mir und wand sich vor Verlegenheit, sie, die sonst immer so forsch und unbekümmert war. In ihrem Briefhatte sie keine Silbe von ihrem Pferd geschrieben. Aber sie besaß im Gegensatz zu Inga wenigstens den Anstand, ein schlechtes Gewissen zu haben. Inga konnte nämlich ihr zufriedenes Grinsen nicht unterdrücken. Sie war jetzt eine Pferdebesitzerin, zusammen mit Doro, deren Freundschaft sie immer mehr gewollt hatte als meine. Ich war nur eine lästige Konkurrentin gewesen, zwar eine etwas bessere Reiterin als sie, aber das schien nun erledigt. Als Schulreiterin war ich ihr meilenweit unterlegen. Die Erkenntnis, dass sie so gemein war, ließ mich schlucken. Nicht auszudenken, wie ich mich jetzt gefühlt hätte, würde es Won Da Pie nicht geben! Mit einem Mal war mir der Reitstall, der mir immer eine zweite Heimat gewesen war, unendlich fremd.
    »Doro und ich haben zusammen ein Pferd gekauft!«, platzte Inga schließlich heraus. Ihr Grinsen konnte man nur als hämisch bezeichnen.
    »Was? Wann denn?« Ich tat vollkommen überrascht, und es gelang mir problemlos, schockiert auszusehen, schließlich war ich es ja auch.
    »Vor drei Wochen«, sagte Inga und bestätigte damit, dass Doro mir in ihrem Brief diese Neuigkeit feige verschwiegen hatte. »Da drüben, der Schimmel, das ist unser Corsario.«
    »Lotte, ich … ich … äh … es … ich wollte es dir wirklich sagen, damit du nicht plötzlich vor vollendete Tatsachen gestellt wirst«, stotterte Doro und wurde ganz rot im Gesicht.
    Ich ging zu dem Schimmel hinüber und betrachtete ihn. Eine große Pferdekennerin war ich zwar nicht, aber ichmusste neidlos anerkennen, dass Corsario ein beeindruckendes Pferd war, sicher zwei Handbreit höher als mein Won Da Pie und schneeweiß. Er hatte freundliche dunkle Augen und machte einen gutmütigen Eindruck.
    »Das ist euer Pferd?«, vergewisserte ich mich noch einmal.
    Die beiden Mädchen nickten – Inga stolz, Doro verlegen.
    »Wie heißt er und wie alt ist er denn?«
    »Corsario. Er ist fünfzehn«, erwiderte Inga. »Ein Holsteiner. Er hat über zwanzig M-Springen gewonnen.«
    »Aha. Und wer von euch reitet mit ihm Springen? Beim Abzeichenlehrgang habt ihr das ja jetzt richtig gelernt.«
    Diesen Seitenhieb konnte ich mir nicht verkneifen. Zumindest Inga hatte beim Abzeichenlehrgang nämlich rein gar nichts gelernt, denn sie hatte sich ja gleich zu Beginn den Arm gebrochen.
    »Wir teilen uns Corsario«, sagte Inga schnell. »Doro reitet die nächste Springstunde und ich dann, sobald der Gips ab ist.«
    »Warum hast du überhaupt einen Gips?«, fragte ich, obwohl ich es natürlich längst wusste.
    »Ein Sturz beim Parcourstraining.« Inga winkte lässig ab und tätschelte Corsarios Hals. »Er ist total lieb und süß. Er würde nie bocken oder durchgehen.«
    Ich warf Dorothee einen Blick zu und sie senkte die Augen.
    »Toll«, sagte ich. »Herzlichen Glückwunsch!«
    »Hallo, Charlotte!«, rief in diesem Moment Herr Kessler. Der Reitlehrer hatte die abendliche Unterrichtsstunde beendetund bückte sich unter der Umzäunung des Platzes hindurch.
    »Na, wieder im Lande?
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