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Charlottes Traumpferd | Gefahr auf dem Reiterhof

Charlottes Traumpferd | Gefahr auf dem Reiterhof

Titel: Charlottes Traumpferd | Gefahr auf dem Reiterhof
Autoren: Nele Neuhaus
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seinen eigenen Vorteil bedacht. Gerade unter denen, die kein eigenes Pferd besaßen und nur auf Schulpferden ritten, war die Konkurrenz am größten.
    Ich trottete langsam Richtung Reitstall. Wenn ich es mir recht überlegte, war es eine ganz schöne Gemeinheit von Doro und Inga, hinter meinem Rücken zusammen ein Pferd zu kaufen. Inga war immer ein bisschen eifersüchtig auf die Freundschaft zwischen Doro und mir gewesen. Wir wohnten direkt nebeneinander, sie dagegen ein paar Kilometer entfernt im Nachbarort. Oft konnten wir noch länger im Stall bleiben, wenn sie von ihrer Mutter abgeholt wurde. Schon ein paarmal hatte es Streit gegeben, weil Inga sich zwischen uns drängte und der einen Lügenmärchen über die andere erzählte. Und nun, mit dem gemeinsamen Kauf eines Pferdes, meinte sie wohl, es endlich geschafft zu haben, einen Keil zwischen Doro und mich zu treiben.
    Wenn Reitlehrer Kessler Wort gehalten hatte – und daran zweifelte ich nicht –, wusste noch niemand etwas von meinem Won Da Pie. Ich beschloss, diese Neuigkeit erst mal für mich zu behalten und meine beiden großartigenFreundinnen eine Weile mit einem schlechten Gewissen herumlaufen zu lassen. Noch hatte ich selbst nicht wirklich begriffen, dass mein Traum von einem eigenen Pferd Realität geworden war. Tatsächlich war es erst drei Tage her, dass ich das größte Abenteuer meines Lebens erlebt und unversehens zur Pferdebesitzerin geworden war.
    Ausgerechnet zu Beginn der Sommerferien war mein geliebtes Pflegepferd Gento verkauft worden, einfach so, aus heiterem Himmel. Das hatte mich tief getroffen, und ich hatte mir fest vorgenommen, nie wieder mein Herz an ein Pferd zu hängen. Doch dann war alles anders gekommen. Mit dem festen Vorsatz, kein Pferd mehr anzuschauen, war ich vor vier Wochen mit meiner Familie in den Sommerurlaub auf die französische Atlantikinsel Noirmoutier gefahren. Eines Abends hatte ich eine Gruppe Reiter gesehen, die mit ihren Pferden durch die Dünen hinunter an den Strand geritten waren. Der Anblick, wie sie durch das hoch aufspritzende Wasser der heranbrandenden Wellen im Licht der Abendsonne den Strand entlanggaloppiert waren, hatte meine Sehnsucht sofort geweckt, und ich hatte mich insgeheim geärgert, dass ich meine Reitsachen nicht mitgenommen hatte. Aber Mama hatte sie heimlich eingepackt und am nächsten Tag war Papa mit mir zum Club Hippique, einem Reiterhof auf Noirmoutier, gefahren. Dort hatte ich Reitlehrer Nicolas, seine Frau Véronique, deren Neffen Thierry und dessen Schwester Sophie kennengelernt. Beinahe jeden Ferientag hatte ich im Club verbracht, Pferde und Sattelzeug geputzt, Boxen gemistet und überall mit angepackt. Als Gegenleistung dafür hatte Nicolas mirstrengen, aber sehr lehrreichen Reitunterricht auf den unterschiedlichsten Pferden gegeben, aber ich war auch ohne Sattel an der Longe geritten, um meinen Sitz und meine Balance zu verbessern. Ja, es war zweifellos auch dadurch schon der Sommer meines Lebens gewesen! Niemals würde ich meinen allerersten Galopp am Strand vergessen, im Sattel von Brunette, einem ehemaligen Rennpferd. Oder das Wettrennen, das ich mit Le Zaza gegen Thierry gewonnen hatte! Am Anfang hatte ich noch ziemlich hilflos im Sattel gesessen, denn ich war keine besonders gute Reiterin und kein bisschen mutig, aber es war immer besser geworden. In den vier Wochen war ich fast jeden Tag geritten und hatte unglaublich viel gelernt, es kam mir fast so vor, als sei mindestens ein halbes Jahr vergangen, seitdem ich deprimiert nach Frankreich gefahren war!
    Eines von Nicolas’ Pferden, ein sechsjähriger brauner Wallach, hatte mich auf den ersten Blick an Gento erinnert, allerdings nur äußerlich, denn er war längst nicht so sanftmütig und gut erzogen. Nicolas hatte den Braunen gerade gekauft und feststellen müssen, dass das Pferd von seinem Vorbesitzer schlecht behandelt worden war. Tagelang hatte es sich überhaupt nicht anfassen lassen. Schließlich war es mir mit viel Geduld gelungen, sein Vertrauen zu gewinnen, und ich war zum Erstaunen aller die Einzige gewesen, die das Pferd auf seinem Rücken duldete. Heimlich hatte ich ihm den Namen Won Da Pie gegeben und mich jeden Tag um ihn gekümmert. Bei meinem letzten Ausritt an den Strand und durch die Salzsümpfe hatte ich Won Da Pie reiten dürfen. Auf dem Heimweg hatte uns ein heftiges Gewitterüberrascht. Véronique, die Reitlehrerin, war mit ihrem Pferd verunglückt und in einen Salzsee gestürzt. Bei Blitz und Donner
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